Zitate
Goldherbst
Goldherbst,
so lange du es bist,
der Blätter färbt,
sei mir willkommen!
Streu bunte Zettel
auf die Welt
mit deiner Botschaft,
streich zärtlich über Wälder hin,
laß mich mit dir
zur Schönheit fliehn,
zum großen Farbengarten!
Noch gibt es Leben
auf den Feldern,
noch wärmt die Sonne
mein Gesicht.
Noch will ich wandern,
horchen, staunen;
nur sterben – nein,
will ich noch nicht.
Ingrid Streicher
Dein Lied, Amsel
Vor Sonnenaufgang schon
melodischer Gesang:
dein Lied, Amsel!
Frühlingskünderin,
in Strophen,
flötend und bewegt,
so steckst du
dein Revier;
dann lockst du wieder her
im liebessüßen Drang.
Vertraut wie Heimat
ist dein Singen,
dein Trillern, Jubilieren,
und spät im Herbst
dein Abgesang.
Du bleibst.
Du fliehst nicht,
schweigst nicht lang.
Ingrid Streicher
Wir brachen die Farne
Wir brachen die Farne
zu Mitternacht,
mitten im dunkelsten Walde.
Der Mond war verhanden
und lange schon
ruhten die Gräser,
die bangen.
Wir brachen die Farne
und trugen sie heim
und schufen
ein sanftes Lager.
Doch nicht
um zu schlafen:
Wir liegen
und lauschen
dem murmelnden Bach
und schauen
und halten
die Träume uns wach.
Ingrid Streicher