Heinrich Leuthold Zitate über ich
5. August, 1827 – 1. Juli, 1879
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Auf Gegenseitigkeit
Wir leben in einer praktischen Zeit,
Und alles treibt sich gewerblich,
Vermittels Gegenseitigkeit
Wird jeder Lump unsterblich.
Drum wenn du meinem Stern vertraust,
So wollen wir uns vereinen,
Und wenn du meinen Diener verhaust,
So hau ich dir den deinen.
Wofern du recht emsig darüberstreichst,
So ähnelt dem Golde das Messing;
Und wenn du mich mit Goethe vergleichst,
Vergleich ich dich mit Lessing.
Heinrich Leuthold
In der Maienfrühe
Lang seufzt ich vergebens,
es war mir im Drang
und Unmut des Lebens
verstummt der Gesang.
Nun bauen die Sänger
des Waldes ihr Nest,
nun halten mich länger
die Sorgen nicht fest.
Die Sorge, die eisig,
das Herz mir umschnürt,
hat alle der Zeisig
und Buchfink entführt.
Welch üppiges Blühen
in Wald und Geheg!
Die Qualen und Mühen,
nun jauchz' ich sie weg.
Früh auf aus dem Bette,
durch Wald und Gesträuch…
Ich pfeif um die Wette,
ihr Vögel, mit eich!
Ich singe und pfeife,
so wie...
Heinrich Leuthold
Die deutsche Sprache
Dich vor allem, heilige Muttersprache,
Preis ich hoch; denn was mir an Reiz des Lebens
Je gewährt ein karges Geschick, ich hab es
Dir zu verdanken.
Spröde schilt der Stümper dich nur; mir gabst du
Alles; arm an eigenen Schätzen bin ich,
Doch verschwenderisch wie ein König schwelg ich
Stets in den deinen.
Mancher Völker Sprachen vernahm ich; keine
Ist an Farbe, plastischem Reiz, an Reichtum,
Wucht und Tiefe, keine sogar an Wohllaut
Ist dir vergleichbar.
Ja, du bist der...
Heinrich Leuthold
Liederfrühling
Der Lenz ist da,
Und fern und nah
Gibt's neue Weisen und Lieder;
Wie einst Merlin
So lausch ich hin,
Und alles schreib' ich nieder.
Hoch in der Luft
Was die Lerche ruft,
Was die Drossel klagt im Hollunder,
Was den Rosen all'
Die Nachtigall
Flötet, Sagen und Wunder;
Was die Schlange klug
Ihre Kinder frug,
Die im Sonnenlicht schillern,
Was Hänfling und Fink
Im Fluge flink
Einander zwitschern und trillern;
Was die Vögel gewußt,
Die voll Wanderlust
Aus dem Süden erst gekommen,
Was...
Heinrich Leuthold
Mignon
Buntbeblümte Wiesen dehnen
Fernhin sich, die Luft weht lind;
Auf umsonnten Wolkenkähnen
Kam der Lenz ins Land geschwind . . .
Buntbeblümte Wiesen dehnen
Fernhin sich, die Luft weht lind.
Laß mein Haupt an deines lehnen,
Rühr die Harfe, holdes Kind!
Lieblich wie Gesang von Schwänen
Klagt ihr Ton im Abendwind . . .
Laß mein Haupt an deines lehnen
Rühr die Harfe, holdes Kind!
Zages Hoffen, süßes Wähnen
Schwellt die Seele mir gelind;
Banges, langverhaltnes Sehnen
Löst sich; Quellen rieseln...
Heinrich Leuthold
Die Wurzeln des Übels
Mein Kind, das ist der Grund des Übels:
Ich kann bei dir nicht stündlich sein;
sonst kämst du nicht auf den Gedanken,
daß Küssen könnte sündlich sein.
Das Gegenteil will ich beweisen;
doch soll die Wirkung gründlich sein,
so muß vor allem das Verfahren
sowohl geheim als mündlich sein.
Heinrich Leuthold