Friedrich Rückert Zitate über leben
16. Mai, 1788 – 31. Januar, 1866
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Zitate
Letzter Schmuck
Ich will, wann ich gestorben werde sein,
Als Blume blühn aus meines Grabes Staube:
Daß, die mich tötet jetzt, mich pflücke fein,
Und Liebe noch einmal mein Leben raube.
Ich will, wann ihre schöne Hand mich pflückt,
Daß sie nicht wisse, wen sie also pflücke;
Daß sie, mit der ich lebend mich geschmückt,
Im Tode doch mit mir einmal sich schmücke.
Friedrich Rückert
Wohl endet Tod des Lebens Not,
Doch schauert Leben vor dem Tod.
Das Leben sieht die dunkle Hand,
Den hellen Kelch nicht, den sie bot.
So schauert vor der Lieb' ein Herz,
Als wie vom Untergang bedroht.
Denn wo die Lieb' erwachet, stirbt
Das Ich, der dunkele Despot.
Du laß ihn sterben in der Nacht
Und atme frei im Morgenrot!
Friedrich Rückert
Die Liebe sprach: In der Geliebten Blicke
Mußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,
Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,
Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.
Die Liebe sprach: In der Geliebten Auge
Mußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,
Daß dir's zur Lamp' in dunkler Klause tauge,
Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.
Die Liebe sprach: In der Geliebten Wonne
Mußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,
Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,
Nicht...
Friedrich Rückert
Glücklich, ihr, daß ihr der Welt entronnen
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,
Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,
Das um die da leben wirft das Leben,
Und nicht Einsicht kann's, nur Tod, entweben.
Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,
Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,
Und so selten nur sich zwei verstehen,
Die zusammen eines Weges gehen.
Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,
Glückliche, seid ihr nicht worden inne,
Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,
Ihr...
Friedrich Rückert
Um Mitternacht
Um Mitternacht
Hab' ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Hab' ich gedacht,
Hinaus in dunkle Schranken;
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz'ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Kämpft' ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht könnt' ich sie entscheiden
Mit meiner...
Friedrich Rückert
Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,
Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.
Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die Beschwerde
Zu übertragen, daß die Lust den andern werde.
Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,
Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.
Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,
Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Friedrich Rückert
Es war ein Mann, der wollte / Von seinem Weibe Knaben; / Zu seinem Ärger sollte / Er lauter Mädchen haben. - Als sie das erste brachte, / Ertrug er's noch geduldig; / Als sie's nicht besser machte, / Zeigt er sich schon unhuldig. - Und als sie's tat zum Dritten, / Wollt' er nicht länger leiden, / Was er so lang gelitten, / Und drohte, sich zu scheiden. - Da sprach sie: Für mein Leben / Gäb' ich dir gerne Knaben; / Wir können doch nur geben, / Was wir empfangen haben.
Friedrich Rückert
Was in der Schule du gelernt, ist's wohl vergebens,
Weil du gebrauchen es nicht kannst im Lauf des Lebens?
O nein, den Acker hat zum Anbau es entwildert,
Zum Wesentlichen hat's dich förmlich vorgebildet.
So, was im Leben selbst der großen Schule, du
Gelernt hast, bringst du nicht umsonst dem Himmel zu.
Du mußt die irdischen Aufgaben recht nur treiben,
Und ewig wird davon die Segenswirkung bleiben.
Friedrich Rückert