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Heute wär ich fast erschrocken
Heute wär ich fast erschrocken
Dir zu Füßen hingestürzt,
Als du plötzlich deiner Locken
Wilden Reichtum losgeschürzt.
Glänzend um die schlanken Glieder
Wallt ihr fesselloser Schwall
Auf des Teppichs Purpur nieder
Wie ein schwarzer Wasserfall.
Ach, und als du nun die braunen
Rätselaugen aufwärts schlugst
Und in reizendem Erstaunen,
Was mich so verwirrte, frugst,
Als du dann zum Spiegel hüpftest
Und die Schnur von Perlen dir
Tändelnd um die Stirne knüpftest –
O wie schön erschienst du mir!
Lauschend, keines Wortes mächtig,
Stand ich, atemlos gebannt,
Wie verzaubert in ein prächtig
Märchen aus dem Morgenland.

Emanuel Geibel