Zitate
Das dir zumeist am Herzen nagt?
O prüfe dich! du wirst gestehen,
Das Leid nicht ist's, das dir geschehen,
Und nicht die Sorge, die dich plagt.
Du könntest sie zur Noth vergessen,
Doch nimmermehr das Traumbild dessen
Was dein Geschick dir streng versagt.
Nur dieses, und nur dieß allein,
Steht immerdar vor deinen Augen,
Es darf dir Kraft und Muth entsaugen,
Zerrütten dir dein innerst Sein;
O Thorheit! Thorheit, unermessen!
Für Güter, die du nie besessen,
Erträgst du des Verlustes Pein!
Betty Paoli
Die Vergangenheit
Mir ist als legten leise
Sich Nebel um mich her,
Vom bunten Menschenkreise
Mich scheidend mehr und mehr.
Erinnerungen sind es,
Aus Lust und Leid gewebt,
Die man, will's ein gelindes
Geschick, mit mir begräbt!
Mir ist, als brauste, grollte
Um mich ein Ocean,
Den ich, wie gern ich wollte
Nicht überbrücken kann.
Dieß Meer, deß banger Klage
Die Seele träumend lauscht,
Es sind die fernen Tage,
Die an mir hingerauscht!
Vereinsamt im Gewühle,
Das rastlos drängt und...
Betty Paoli
Elend, wahrhaft elend ist,
Der selbst vom Schmerz verstoßen,
Der, da die Lust ihn doch nicht grüßt,
Vom Gram selbst ausgeschlossen;
Deß Nacht nicht schwarz, deß Tag nicht klar,
O der ist elend, ist's fürwahr!
Den kein Verlangen mehr bewegt,
Kein schmerzenfreudig' Sehnen,
Deß Busen keinen Wunsch mehr hegt,
Deß Auge ohne Thränen. –
Ja elend, elend sicherlich
Ist Jeder, der so ist wie ich.
Betty Paoli
Gieb es auf!
Gieb es auf, mir deine Pein,
Stolzen Sinnes, zu verhehlen!
Andre täuschen mag der Schein,
Doch nicht schmerzverwandte Seelen!
Diese sind, ob auch ihr Bund
Fremdem Aug' nicht sichtbar scheine,
Auf dem weiten Erdenrund
Eine mystische Gemeine.
Wer an seines Glückes Bahr'
Hielt die ernste Todtenwache,
Zählt zu der geweihten Schaar,
Und versteht des Schmerzens Sprache.
Und die Brüder kennen sich
An geheimen Ordenszeichen,
Wenn sie, wie jetzt du und ich,
Still bewegt die Hand sich...
Betty Paoli