Zitate
Du darfst Deine Lieb' nicht zeigen
Und bist mir dennoch treu!
Du darfst nie werden mein Eigen
Und fühlst doch keine Reu'.
Denn Deiner Seele Saiten
Sind so auf meine gestimmt,
Daß sie über alle Weiten
Der meinigen Ton vernimmt.
Und wenn sie auch nicht das Leben
Auf eine Harfe schlang,
Sie schwingen doch gleich und geben
Zusammen nur einen Klang.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Stumme Liebe
Ich liebe dich – und muß dir doch entsagen!
Wie viele Süße und wie vieles Leid,
Wie viele schmerzdurchbohrte Seligkeit
Die armen, herben Worte in sich tragen!
In Ketten ist mein stürmisch' Herz geschlagen,
Und keine Gnade gibt es, die befreit,
Und keine Hoffnung, die ihm Flügel leiht –
Nur leiden darf es, doch es darf nicht klagen.
So folgt es dir wie ein getreuer Hund.
Und eines Tages wirst du es verjagen
Wie einen lästigen Hund – und es vergessen.
Und für die Liebe, jahrelang...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Blinde Liebe
Vor dir zerbricht mein ganzer Wagemut,
All meine Keckheit schmiegt sich vor dich hin
Und birgt, wie ein gezähmter Löwe tut,
Ihr starkes Haupt an deinen weichen Knien.
Wodurch bezwingst du mich? Ist es dein Blick?
Dein Lächeln? Ach, ich weiß nicht, was es ist!
Vielleicht ist, dir zu folgen, mein Geschick,
Weil du die Stärkere an Liebe bist!
Vielleicht ist meine Schwäche deine Kraft!
Vielleicht sogar bist du dir scheu bewußt
Nur deiner eignen tiefen Leidenschaft,
Und, daß du...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Moral
Wird man älter, wird man kälter!
Notgedrungen, liebe Jungen,
Weil die Lendenkräfte enden,
Wenn der Rücken sich bejahrt!
Ach, der Mädchen runde Wädchen
Würden freilich noch abscheulich
Uns erregen und bewegen
Zu Versuchen schlimmster Art.
Stünde Kinder, nicht dahinter
Der Kadaver! Unser braver,
Jugendbarer Tugendwahrer
Spricht in strengem Tone dann:
Pfui den wüsten Sinnenlüsten!
Ich, der Alte, ich enthalte
Mich der Sünde! [Tugendgründe:
Weil er leider nicht mehr kann!]
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Menschendünkel
Der Bach zu deinen Füßen klingt,
Du aber weißt nicht, was er spricht.
Zu Häupten dir der Vogel singt,
Und was er singt, verstehst du nicht.
Die Bienen summen dir ins Ohr
Ihr ewig unenträtselt' Lied,
In hundert Zungen spricht das Moor,
Der Wald, die Heide und das Ried.
Und hundertfältig um dich her
Ist Leben, reich wie deins gewebt,
Du aber weißt davon nicht mehr
Als einer, der im Monde lebt.
Und dennoch dünkst du unerreicht
Dich über alle sie gestellt
Als einzig Weiser! Ach,...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Die Kartoffel
Es ist für uns Materielle
Nur eine Kartoffel die Welt,
Von der der Weise die Pelle
Fürsorglich herunter schält.
Denn eine von unsern Devisen
Ist die: Kartoffel und Welt,
Sind beide nicht zu genießen,
Wenn man sie nicht richtig quellt.
Der idealistische Stoffel,
Der alles für herrlich hält,
Verzehrt die ganze Kartoffel
Natürlich unabgepellt.
Doch liegt sie ihm dann im Magen,
So jammert er und erzählt,
Wie schwer für ihn zu ertragen
Oft diese so "rohe" Welt!
Wir aber genießen...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)