Zweit Zitate (Seite 12)
Ein Hase saust in tödlicher Angst über die Felder, ein zweiter Hase schließt sich ihm an. Nach ein paar hundert Meilen fragt er: Übrigens, wovor fliehen wir eigentlich? – Sie haben, entgegnet der erste Hase, ein Gesetz erlassen, demzufolge allen Hasen das fünfte Bein abgesägt wird. – Wenn das so ist, sagt der zweite Hase, aber wir haben doch beide nur vier Beine. – Du kennst sie nicht, sagt der erste; erst sägen sie, dann zählen sie.
Peter Hacks
Es gibt eine Menge Naturen, deren erste und ursprüngliche Regung beim Urteilen oder Handeln immer eine schlechte ist und die erst durch ein zweites, durch die Reflexion, den Schein der Güte gewinnen. Wer wäre diesen heuchlerischen Phrasenmenschen nicht schon begegnet! Umgekehrte Fälle gibt es aber auch. Rousseau hat von seinem Feinde Voltaire gesagt, daß bei ihm die erste Empfindung immer eine gute gewesen wäre und ihm erst durch Reflexion hintennach die schlechte kam.
Karl Gutzkow
Es lebt ein tief Gefühl im Manne, und Gott hat es gepflanzt in den Mann, daß er, um zu kämpfen mit des trügerischen Meeres wilden Wellen, um zu besiegen die andringende Welt, eine zweite Seele bedürfe; daß er ein Weib bedürfe, um sich in dieser Welt zu schaffen und zu gründen ein bleibend Denkmal, die schönste Ehrensäule: eine tüchtige Familie, selbst gewurzelt in der Erde und kühn und fromm hoch zum Himmel auf die Häupter hebend.
Jeremias Gotthelf
Ich stehe wieder auf meiner Zinne über dem rauschenden Brückenbogen; die tüchtigen Holzflöße, Stamm an Stamm, in zwei Gelenken, fahren mit Besonnenheit durch und glücklich hinab, ein Mann versieht das Amt hinreichend, der zweite ist nur wie zur Gesellschaft. Die Scheite Brennholz dilettantisieren hinterdrein; einige kommen auch hinab, wo Gott will, andere werden in Wirbeln umgetrieben, andere interimistisch auf Kies und Sandbank geschoben. Morgen wächst vielleicht das Wasser, hebt sie alle...
Johann Wolfgang von Goethe
Ich erstrebe eine dreifache Ehrfurcht, die, wenn sie zusammenfließt und ein Ganzes bildet, erst ihre höchste Kraft und Wirkung erreicht. Das erste ist die Ehrfurcht vor dem, was über uns ist, das zweite Ehrfurcht vor dem, was uns gleich ist, das dritte vor dem, was unter uns ist.
Johann Wolfgang von Goethe
Mitleid ist eine Himmelstochter, die gleich allem, was vom Himmel stammt, der Flügel bedarf; wird sie zum Erdenkinde, dessen Fuß im Alltagsleben Wurzeln schlägt, dann gesellen sich ihr allzuleicht zwei irdische Schwestern, deren freundlichere: Nachsicht, deren zweite, leise nebenher wandelnde aber Geringschätzung heißt.
Amélie Godin