Ziele Leben Zitate (Seite 3)
Abschied vom blauen Rauch
Heut nachts erwacht' ich jäh, das Herz stand still!
Dann aber hub ein Hämmern an, ein Pochen,
So ungefüg, als würde eingebrochen
Im Purpurschrein des Lebens. – Wie Gott will.
Es meint' der Arzt zu mir: Du rauchst zuviel,
Solch sinnlos Fröhnen bleibt nicht ungerochen! –
Und hat mir lange weise zugesprochen
Von meines Daseins Pflicht und ernstem Ziel.
Du blauer Rauch, berauschendes Umfließen,
Aus dem mir Ahnung und Gedanke quillt,
So muß ich deiner spärlicher...
Anton Wildgans
Montag erst. – Entsetzlich! Freudelos
Neu beginne, wo die Woche schloß.
Dienstag erst. – Entsetzlich! Ohne Sinn
Spinnen fort des Lebens grau Gespinn.
Mittwoch erst. – Entsetzlich! Ohne Ziel
Neu durchspielen das gespielte Spiel.
Donnerstag. – Entsetzlich! Ohne Gnad
Neu durchmessen den durchmessnen Pfad.
Freitag schon. – Entsetzlich! Wirrer Tand
Neu durchwaten den durchwatnen Sand.
Samstag schon. – Entsetzlich! Ohne Gruß
Ewig wandern um des Hügels Fuß.
Sonntag heut. – Entsetzlich! Wieder...
Christian Wagner
Lerne hoffen, ohne zu hoffen!
Leider ein allzu schweres Stück;
Wer's könnte, der hätte das Ziel getroffen:
Glücklich zu sein auch ohne Glück.
Dennoch ist's wahr und guter Rat,
Wird er auch niemals ganz zur Tat.
Leben ist Schuld,
Da will's Geduld;
Im Genuß entsagen,
Leidend nicht klagen,
Verzichtend wagen,
Dem Schein nicht trauen,
Doch freudig schauen,
Schaffen und bauen!
Versuch es, und kann es nicht ganz gelingen:
Soviel du vermagst, es doch zu zwingen,
Soviel ragst du aus Zeit und...
Friedrich Theodor von Vischer
Am Wegesrand
Auf der Terrasse sitze ich,
mit Blick in unseren Garten.
Sehr darauf gefreut habe ich mich
und konnte es kaum erwarten.
Ich will sie spüren, die warme Luft;
weit öffne ich Fenster und Tür.
Der Garten hängt voll mit blumigem Duft,
und ich bin dankbar dafür.
Bin dankbar für Blumen, Wiesen und Bäume,
für Tiere aller Arten,
für die Erfüllung mancher Träume.
Was darf ich vom Leben mehr erwarten?
Wir sollten öfter ruhig stehen,
um links und rechts zu schauen.
Zeit haben, aufeinander...
Edith Tries
Keiner kann in leichtem Spiel
Dieses Lebens Preis erjagen;
Fest ins Auge faß das Ziel,
Bis die Pulse höher schlagen
Und sich dir an Fuß und Hand
Wieder straff die Sehne spannt.
Und so wandre Schritt für Schritt
Den Gefahren kühn entgegen:
Hoch das Haupt und fest der Tritt
Und im Herzen Gottes Segen,
Auf der Stirn des Kampfes Schweiß:
So gewinnest du den Preis.
Julius Karl Reinhold Sturm
Was waren Frauen
Was waren Frauen anders dir als Spiel,
Der du dich bettetest in soviel Liebesstunden:
Du hast nie andres als ein Stück von dir gefunden,
Und niemals fand dein Suchen sich das Ziel.
Du strebtest, dich im Hellen zu befreien,
Und wolltest untergeh'n in wolkig trüber Flut –
Und lagst nur hilflos angeschmiedet in den Reihen
Der Schmachtenden, gekettet an dein Blut.
Du stiegst, dein Leben höher aufzutürmen,
In fremde Seelen, wenn dich eigne Kraft verließ,
Und sahst erschauernd...
Ernst Maria Richard Stadler
Wenig, wenig begehr' ich im Leben,
Wenig, wenig und doch so viel!
Gütige Götter! wollet mir's geben
Bis an all meiner Tage Ziel!
Rüstige Hand zu jeglichem Werke,
Das die Stunde mich schaffen heißt,
Frischen Mut und freudige Stärke,
Klare Stirne und klaren Geist.
Alle den Meinen, groß und kleine,
Rosige Wang' und ein lachend Aug'!
Feuer am Herde, Brot im Schreine
Und ein Tröpfelein Weins im Schlauch!
Frieden im Haus und im Herzen Frieden,
Und ein klingendes Saitenspiel!
Wenig, wenig begehr'...
Adolf Schults
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Erinnerungsblatt
Sein Leben war ein ernst, beharrlich Wandern
Nach einem hohen Berg, darauf sie stand,
Und als er endlich sich am Ziele fand,
Da neigte sie sich lächelnd einem Andern!
Nun geht er still den langen Weg zurück.
Kein Hoffen darf die Schritte mehr beflügeln,
Und hinter ihm, auf jenen blauen Hügeln,
Verblaßt, verdämmert seiner Seele Glück.
Anna Ritter
waldgesang
eine mauer aus schwarz
steht der wald in den hängen
die stämme drängen
in die steinkalte nacht
schnee tropft von den zweigen
zu weißem ziel
die moose verharren
in eisigem starren
der wind spielt sein windspiel
zapfenreigen
die eichhörnchenherzen
zittern im traum
sie huschen noch immer
von baum zu baum
eisfarne klingen
neben den rinden
blattharfen singen
vom wiederfinden
des frühlings und beben
an flattrigen zweigen
wurzeln zeigen
ins tiefere leben
alles atmen heißt wald
alle...
Wolfgang J. Reus
Der größte Schatz
Ihr Machthaber auf dieser Welt,
was geht in euren Köpfen rum,
besteht das Leben nur aus Geld,
aus ständigem Martyrium?
Ihr sucht immer euren Vorteil,
seid besessen von der Habgier,
schürt ein grenzenloses Unheil,
habt eure Macht nur im Visier.
Menschen leiden, Menschen sterben,
weil ihr absurde Kriege führt,
diese Welt liegt bald in Scherben,
doch ihr bleibt kalt und unberührt.
Frieden zwischen den Nationen!
Was haltet ihr von diesem Satz?
solch ein Ziel würd sich doch...
Horst Rehmann
Gegenwehr
Wenn du mal weinst in dunkler Nacht,
und der Verzweiflung nahe bist,
dann hast du sicher nicht bedacht,
dass nichts im Leben einfach ist.
Du hast dein Ziel schon fast erreicht,
doch plötzlich stört ein großer Stein,
ihn wegzuräumen ist nicht leicht,
doch dieser Kraftaufwand muss sein.
Die Mühsal wird dann schnell belohnt,
du weinst nicht eine Träne mehr,
weißt endlich, wo der Teufel wohnt,
und wappnest dich zur Gegenwehr.
Horst Rehmann