Zeit Zitate (Seite 13)
Zwei Grundrezepte kennt die Welt: "Zeit heilt" und "Zeit ist Geld". Mit Zeit, zuvor in Geld verwandelt, ward mancher Fall schon behandelt. Doch ist auch der nicht übel dran, der Geld in Zeit verwandeln kann. Und, nicht von Wirtschaftsnot bewegt, die Krankheit - und sich selber - pflegt. Doch bringt's dem Leiden höchste Huld, verwandelst Zeit du in Geduld!
Eugen Roth
Die Zeit
Die Zeit sie rennt und rennt,
macht nie und nirgends Rast,
die Ursach niemand kennt,
sie rast und rast und rast.
Immer hat sie's eilig,
vielleicht wird sie gejagt.
Zeit, sie ist doch heilig,
und überall gefragt.
Zeit, laß Ruhe walten,
du kommst gewiß ans Ziel.
Langsam, nicht mal halten,
ist dieser Wunsch zuviel?
Horst Rehmann
Klagelied
Wann einst die Flaschen größer werden
wann einst wohlfeiler wird der Wein,
dann findet sich vielleicht auf Erden
die goldene Zeit noch einmal ein.
Doch nicht für uns! uns ist geboten
in allen Dingen Nüchternheit –
die goldne Zeit gehört den Toten
und uns nur die papierne Zeit.
Ach! kleiner werden unsere Flaschen
und täglich teurer wird der Wein
und leerer wird's in unseren Taschen
Gar keine Zeit wird bald mehr sein.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Der Arbeitsmann
Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!
Wir haben auch Arbeit, und gar zuzweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind,
und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
nur Zeit.
Wenn wir Sonntags durch die Felder gehn,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
o dann fehlt uns nicht das bißchen Kleid,
um so schön zu sein wie die Vögel sind:
nur Zeit.
Nur Zeit! wir wittern Gewitterwind,
wir...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Was wir gestern kaum begonnen,
Heute liegt es schon so weit
Grau und nebelhaft zerronnen –
Ach, so flüchtig ist die Zeit.
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Doch kein Schritt ging noch verloren,
Denn ein Vater steht bereit,
Wartend vor den ew'gen Toren –
Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Clemens Brentano
Nur theoretisch und durch Vorsehn ihrer Wirkung soll man die Zeit antizipieren, nicht praktisch, nämlich nicht so, daß man ihr vorgreife, indem man von der Zeit verlangt, was erst die Zeit bringen kann. Denn wer dies tut, wird erfahren, daß es keinen schlimmeren, unnachlassenderen Wucherer gibt als eben die Zeit und daß sie, wenn zu Vorschüssen gezwungen, schwerere Zinsen nimmt als irgendein Jude. Z. B. kann man durch ungelöschten Kalk und Hitze einen Baum dermaßen treiben, daß er binnen...
Arthur Schopenhauer
Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungenmöglich. Diese können insgesamt wegfallen, aber sie selbst (als die allgemeine Bedingung ihrer Möglichkeit) kann nicht aufgehoben werden.
Immanuel Kant