Wort Zitate (Seite 56)
Durch die Nacht
Und immer Du, dies dunkle Du,
und durch die Nacht dies hohle Sausen;
die Telegraphendrähte brausen,
ich schreite meiner Heimat zu.
Und Schritt für Schritt dies dunkle Du,
es scheint von Pol zu Pol zu sausen;
und tausend Worte hör ich brausen
und schreite stumm der Heimat zu.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Ein Wort für die Tiere des Hauses
Das Tier vermag nicht auszudrücken,
Was es im Innersten bewegt.
Doch liest man wohl aus seinen Blicken,
Was sich in seinem Herzen regt.
Versteht das Tier auch nicht zu sprechen,
So merk: Es redet doch mit dir.
Und wenn des Tieres Augen brechen,
Fühlst du gewiß: Es spricht mit mir.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Am Wege
Ich kannte eine. Wie sie hieß?
Wer nennt das Wort, das mir verklang?
Vergessen ist's. Ich weiß nur dies:
daß ich sie liebte und umschlang.
Das Lied von der, die mir entschwand,
singt nun der Nachtwind meinen Ohren –
Am Wege hab ich sie verloren,
die sich zu mir am Wege fand ...
Jakob Julius David
Der Verzweifelte
Nicht mehr zu dir zu gehen,
Beschloss ich und beschwor ich,
Und gehe jeden Abend,
Denn jede Kraft und jeden Halt verlor ich.
Ich möchte nicht mehr leben,
Möcht augenblicks verderben,
Und möchte doch auch leben
Für dich, mit dir, und nimmer, nimmer sterben.
Ach rede, sprich ein Wort nur,
Ein einziges, ein klares,
Gib Leben oder Tod mir,
Nur dein Gefühl enthüllle mir, dein wahres!
Georg Friedrich Daumer
Nachts
Nachts bin vom Traum
schlaftrunken ich erwacht.
Wach war ich kaum,
da hab ich gleich an dich gedacht.
Die Lippe sprach
ein wunderheimlich Wort
dem Herzen nach,
dann träumt ich selig weiter fort.
Flieht einst auch dich
treulos die süße Ruh,
denk auch an mich,
sprich auch der Liebe Wörtlein du!
Sanft lockst du dann
die Ruhe, die dich mied,
in Traumesbann
wiegt dich aufs Neu der Liebe Lied.
Peter Carl August Cornelius
Ein Aufatmen
Grüne Tannen, bunte Blumen,
Blauer Himmel, Luft und Duft,
Silberhelle Wasser rieseln
Aus der grauen Felsenkluft.
Helle Sonnenlichter zittern
Spielend auf dem feuchten Grund,
Und der Vögel heimlich Zwitschern
Gleicht dem Wort aus liebem Mund.
Grüne Tannen – kleine Vögel,
Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –
Euer Rauschen, euer Zwitschern
Scheucht die alten Schmerzen fort!
Ada Christen
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht,
Die alle Worte nicht erschöpfend nennen,
Woran die Brust wir stets uns blutig rennen,
Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht.
Was liebevoll der Welt Du zugebracht,
Wofür begeistert treue Herzen brennen,
Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen
An des Gemeinen ewig starker Macht.
Ada Christen
Willst deines Hauses Glanz du aufrecht halten?
Laß rosten deiner Väter Schild und Schwert,
Die tun es nicht, die geben nicht den Wert,
Die Zeit ist abgelaufen, wo sie galten.
Das Neue wird; das Alte muß veralten.
Die Meinung hat im Lichten sich verklärt
Und von der rauhen Faustkraft abgekehrt;
Das Wort ist's, der Gedanke, welche walten.
Adelbert von Chamisso
Geheimnis
Worte, die dein Mund gesprochen, sonnenwarm und sonnenhell,
Küsse, die dein Mund gespendet, unversiegter Wonne Quell,
Wie so selig deine Seele, und ich preis' es immerdar,
Doch das Süßeste, das Tiefste, zeigt kein Bild und faßt kein Reim,
Und es bleibt unausgesprochen zwischen Gott und uns geheim.
Moritz Carrière
Hätte diese Nacht doch länger gedauert –
Wären die Stunden nicht so geeilt!
Ich hätte noch viel länger Deinen Duft einatmen können –
Ich hätte mich noch viel länger der Lust hingegeben!
Doch der Tag kam unaufhaltsam näher und somit auch der Abschied aus deiner zarten Umarmung.
Lieben fällt so leicht, doch der Abschied so schwer –
Ich möchte dich zum Vibrieren bringen wie eine Stimmgabel –
Dir leichte sinnliche Töne entlocken und deine Sinne zum Entgleiten bringen.
Die Worte, die deine Lippen...
by SPODO
Enter
Der Zeitpunkt
Jene 10000-stel Sekunde
Worte werden hinaus entlassen und begeben sich auf die lange Reise
Wer sie fängt , wird berührt.
An welcher Saite kann keiner sagen
- du mußt eben etwas wagen
Öffnen-schauen-lesen.
Vertrauen auf den, der dies geschrieben.
Dem Sinnlosen einen Sinn geben, das Verlorene wiederfinden das abgestumpfte wieder spitzen und empfinden
Ich drücke dich
Enter
by SPODO
An die Mutter
O du, die mir die Liebste war,
du schläfst nun schon so manches Jahr.
So manches Jahr, da ich allein,
du gutes Herz, gedenk ich dein.
Gedenk ich dein, von Nacht umhüllt,
so tritt zu mir dein treues Bild.
Dein treues Bild, was ich auch tu,
es winkt mir ab,
es winkt mir zu.
Und scheint mein Wort dir gar zu kühn,
nicht gut mein Tun,
du hast mir einst so oft verziehn,
verzeih auch nun.
Wilhelm Busch
Gott, der durch ein Wort: Es werde!
Aller Himmel Himmel Pracht,
Stern’ und Sonnen, Mond und Erde,
Glut und Flut hervorgebracht!
Alle Tropfen in den Bächen,
Ja sogar im tiefen Meer,
Hör’ ich gleichsam rauschend sprechen:
Nur von Gott kommt alles her;
Ihm allein sei Preis und Ehr!
Barthold Hinrich Brockes