Willen Zitate (Seite 6)
Vier Kerzen im Advent
Die erste Kerze brennt für Stille,
für Ruhe und Gemütlichkeit
für Herzlichkeit und für den Willen,
zu leben in Behaglichkeit.
Die zweite Kerze brennt für Hoffnung,
für die Kraft und für den Glauben,
für Vernunft und für die Achtung
und für die weißen Friedenstauben.
Die dritte Kerze brennt für Anstand,
für Respekt und auch für Güte,
für Gerechtigkeit und für Verstand
und für's eigene Gemüte.
Die vierte Kerze brennt für Liebe,
für das Wichtigste auf dieser Welt,
es gäbe...
Horst Rehmann
Draußen vor der Tür
Tiefgarage in der Nacht
atemlos in Beton
Statusschlaf von
tausend Pferdestärken
Zwei Gestalten
huschen schemenhaft
öffnen
walten
am Kofferraum innehalten
In Decken eingehüllt
wird etwas weggetragen
schaurig Bild
bange Fragen
Aus sicherem Versteck
kann ich dann sehn
wie Deck um Decke
sie enthüllen
leis vor einer Wohnungstür
So werd ich Zeuge wider Willen
wie da plötzlich steht
so ganz im Stillen
lustig Tier
geschmückt auf allen vier
Schaukelpferd
...
Manfred Poisel
Leben wir nur
zur eigenen Lust?
Oder sollen wir weinen
mit der weinenden Welt?
Wie viele haben
aus anderer Herzen
das Blut gesogen,
ohne Strafe!
Wie viele vergossen
für andre
ihr eigenes Herzblut,
ohne Lohn!
Doch wer sein Leben opfert,
tut's nicht um Lohnes willen;
er opfert es hin
der Menschheit zu nützen.
Nützt es – oder nicht?
Das ist die Frage der Fragen,
nicht "Sein oder Nichtsein"!
Sándor Petöfi
Der Versucher
»Was du von dieses Berges Zinnen
Erschaust im weitgedehnten Kreis,
Durch meine Gunst kannst du's erringen,
Und, wahrlich, um geringen Preis.
Ich trage dich zu Ruhm und Ehre
Empor mit meines Fittichs Schwung!
Du fragst, was ich dafür begehre?
Nichts als nur deine Huldigung.
Jedwedes Ziel magst du erstreben,
Wenn du vor mir die Kniee beugst,
Und mit der Ehrfurcht scheuem Beben
Für meine Oberhoheit zeugst.
Dein sei das Maß der Herrlichkeiten,
So lang du mir zu Willen bist!«
Der...
Betty Paoli
Nimmersatte Liebe
So ist die Lieb'! So ist die Lieb'!
Mit Küssen nicht zu stillen:
Wer ist der Tor und will ein Sieb
mit eitel Wasser füllen?
Und schöpfst du an die tausend Jahr,
und küssest ewig, ewig gar,
du tust ihr nie zu Willen.
Die Lieb', die Lieb' hat alle Stund
neu wunderlich Gelüsten;
wir bissen uns die Lippen wund,
da wir uns heute küßten,
das Mädchen hielt in guter Ruh,
wie's Lämmlein unterm Messer;
ihr Auge bat: Nur immer zu,
je weher, desto besser!
So ist die Lieb' und war...
Eduard Mörike
Hochzeitsnacht
Siehst du den Bräutigam dort ruhn
Auf weichgetürmtem Pfühl?
Und ihm die Braut den Willen tun
In süßem Hochzeitsspiel?
Wie Arm in Arm und Brust an Brust
Und Leib an Leib sich fügt;
Und voll der allerhöchsten Lust – an Saft und Mark
So fest und stark –
Sich ein Gefäß des Lebens ins andre sehnend schmiegt?
Das schmeckt so süß,
Wie's Paradies:
O könnt es ewig währen!
Jedoch es muß des Menschen Kraft
Und Leidenschaft
Den Menschen neu gebären.
Des Werdens Strom ergießt der Mann
In...
Julius Langbehn
Die Sehnsucht trinkt
Der Abend dämmert auf. Ich bin allein.
Ach! bring mich du mit einem Hauch zur Ruh.
Ich lausche, fühle, jauchze: "Du bist mein."
"Mit Willen dein!" haucht auch dein Herz mir zu.
Ich dürste nach schwerem rotem Wein,
Der warm und wahr die dunklen Räume sprengt.
O Liebe, schenk dich mir, o schenk dich ein!
Ich schenke mich, bis restlos ich verschenkt.
Du kommst mit Glockendreiklang: "Ich bin dein"…
Hörst du das Echo, das sich aus mir schwingt?
"Dein war ich, bin ich und dein...
Paul Ernst Köhler
Gegen die Vivisektion
Ein unbekanntes Band der Seelen kettet
Den Menschen an das arme Tier,
Das Tier hat seinen Willen – ergo Seele –
Wenn auch 'ne kleinere als wir.
Ein Mensch, mißbrauchend die Gewalt und Stärke,
Ein lebend Herz zerreißend – wie?
Wer gleicht denn hier dem wilden Tiere,
Ist es der Mensch, ist es das Vieh?
Friederike Kempner
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen,
ich weiß nicht, wohin sie will.
Flieht sie zum Himmel, bleibt sie auf Erden?
Ich liege und halte still.
Sucht sie des Grabes Ruh oder das Leben?
Ich fühl's, sie läßt sich nicht stillen,
es ist eine Sehnsucht auf eigene Hand,
nur um der Sehnsucht willen.
Erik Axel Karlfeldt
Seele, die du unergründlich
Tief versenkt, dich ätherwärts
Schwingen möchtest und allstündlich
Dich gehemmt wähnst durch den Schmerz,
An den Taucher, an den stillen,
Denke, der in finstrer See
Fischt nach eines Höhern Willen.
Nur vom Atmen kommt sein Weh.
Ist die Perle erst gefunden
In der öder Wellengruft,
Wird er schnell emporgewunden,
Daß ihn heitre Licht und Luft.
Was sich lange ihm verhehlte,
Wird ihm dann auf einmal klar,
Daß, was ihn im Abgrund quälte,
Eben nur sein Leben war.
Christian Friedrich Hebbel
Der Wille
Ich will nicht weinen,
Ich will nicht schelten,
Ich will nicht klagen,
Ich will nicht murren,
Ich will nicht trotzen,
Ich will nicht trauern.
Ich will nur küssen,
Ich will nur trinken,
Ich will nur tanzen,
Und bei dem Tanzen
Will ich nur lachen,
Und bei dem Trinken
Will ich nur scherzen,
Und bei dem Küssen
Will ich nur spielen;
Und diesen Willen
Hat auch mein Mädchen.
Anastasius Grün