Wenn Zitate (Seite 7)
Wenn ich gestorben bin
Laß mich noch einmal deine Lippen küssen,
so Mund an Mund in sehnsuchtsvoller Pein,
mein Liebstes du, eh wir uns trennen müssen,
will ich noch einmal reich und glücklich sein.
Heut glüht dir noch der rote Blütensegen –
wohin ist morgen all der Duft und Glanz?
Wenn ich gestorben bin – dann wirst du legen
still auf mein Grab den weißen Rosenkranz.
Leon Vandersee
Wenn es draußen kälter wird
Wenn es draußen
kälter wird
und das Dunkel
früh dein Haus erreicht,
brauchst du etwas,
das dir Licht schenkt,
das dein Herz erfreut
und wärmt:
Den Schimmer einer flackernden Kerze,
ein gutes Glas Wein,
ein tröstendes Wort
oder – ganz einfach –
ein Lächeln aus Kinderaugen.
Ingrid Streicher
Wenn ich den Tag schon opfre doch
Rein nur Vergnügens Sachen,
So will ich wenigst' abends noch
Ein klein Plaisir mir machen.
Ich bitt' du mußt nun hier vor all'n
Auf jeden Scherz verzichten;
Am Tage nämlich tu ich mal'n,
Und abends tu ich dichten.
Ich dicht' auch emsig jeden Tag,
Nicht ohne ihn zu malen,
Ganz gleich, wenn es zuletzt auch mag
Gar manchem nicht gefallen.
Gehör' zur Zahl der Dutzenddichter
Und will auch für die Zeilen nichts,
Das Honorar in Weis' in schlichter,
Bereits bezahlt...
Carl Spitzweg
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,
So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,
Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Und nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.
O, könnten rückwärts meine Augen spähen
Fünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,
Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,
Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;
Gern sähe ich, wie man in alten Tagen
So stolz gefügtes Wunderwerk besang,
Ob jene uns, ob wir sie überragen,
Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;
Doch sicher weiß...
William Shakespeare
Wenn Mozart wüßte
Wenn Mozart wüßte,
daß er es geschafft hat.
Es nahm zwar etwas
mehr Zeit in Anspruch
als erwartet,
aber es ist ihm gelungen
weltweiten Ruhm zu erlangen.
Seine Kugeln verkaufen sich
millionenfach und es ist
wirklich schade,
daß er davon
nicht mehr abbeißen kann.
Ernst J. Schmidlechner
Wenn du nicht froh kannst denken,
obwohl nichts Hartes dich bedrückt,
sollst du ein Blümchen verschenken
auf's Gratewohl gepflückt.
Irgendein staubiger gelber-
sei's ein Hahnenfuß - vom Wegesrand.
Und schenke das Blümchen dir selber
aus linker in die rechte Hand.
Und mach dir eine Verbeugung
im Spiegel und sage. "DU,
in bin der festen Überzeugung,
dir setzt man schrecklich zu.
Wie wär's, wenn du jetzt mal sachlich
fleißig einfach arbeiten tätst?
Später prahle nicht und jetzt lach...
Joachim Ringelnatz
Wenn die Kaffeemaschine ...
Wenn die Kaffeemaschine –
Tsch – Zsch – Pff – explodiert,
Verzieht der Gast seine Miene.
Denn dann ist etwas passiert.
Je nachdem, was es ihm tat,
Lacht er, lächelt oder flucht er.
Darauf untersucht er
Ursache und Resultat.
Explosion, dann Diskussion, bis Scherz:
Wie's gepufft und wie's geblitzt hat.
Kaffee, der auf Tischtuch sich verspritzt hat,
Geht nicht mehr aufs Herz.
Joachim Ringelnatz
Wenn Mehlthau auf die Blume fiel,
Da sinkt sie ohne Hoffen,
Und ward ein Baum des Blitzes Ziel,
Stürzt er, zu Tod getroffen.
Und wenn in einer Menschenbrust
Erregt die Qualen werden,
Da ist ihr's innig tief bewußt,
Daß Heilung nicht auf Erden.
Dem Baum, der Blume wird sofort
Die stille Ruh gegeben,
Das Menschenherz allein lebt fort
Sein täglich sterbend Leben.
Betty Paoli
Wenn ich dereinst entrückt dem Lebensstande,
Wenn die in mir, dem flüchtigen Phantome,
Für kurze Zeit vereinigten Atome
Einst wieder frei und ledig ihrer Bande:
Was dann aus ihnen wird? mich soll's nicht kümmern,
Ob sie der Tiernatur sich einverleiben,
Als Wirbel Staubes durch die Lüfte treiben,
Im Farbenglanze duft'ger Blumen schimmern!
An einem Wunsche laß ich mir's genügen:
Was auch ihr Schicksal sei, ob hoch, ob nieder,
Sie mögen sich nur nimmer, nimmer wieder
Zu einem Menschenbild...
Betty Paoli
Wenn so der erste feine Staub
des Sommers auf die Blätter fällt –
dann ade, du Frühlingswelt!
Dann ade, du junges Laub! –
Ach, wie sterben die Frühlinge schnelle!
Wenn erst das Auge sich versöhnt
mit all dem Grün und Weiß und Rot,
da beginnt des Frühlings Tod,
da versommern wir verwöhnt...
Ach, wie sterben die Frühlinge schnelle!
Und dann schauen wir vom Hügel,
wie das Land sich müde sonnt...
Leblos steht ein Mühlenflügel,
wie ein Kreuz, am Horizont –.
Ach, wie sterben die...
Christian Morgenstern