Welt Zitate (Seite 83)
Verschwenderischer Reichtum
Manchmal
verschwende ich
Unmengen von Gedanken
über mich und dich,
über Gott und die Welt,
über Sinn und Unsinn,
über alles und nichts –
und denke mir,
daß ich mich
reich und glücklich
schätzen darf darüber.
Mensch,
wenn mir dasselbe
doch auch
mit meinen Gefühlen
gelänge!
Ernst Ferstl
Wenn Du dort auf mich wartest
Ich bringe dir
die ersten Sonnenstrahlen
zum Frühstück
oder den Vollmond
als Mitternachtseinlage ans Bett –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich reiße alle Grenzen nieder
oder neue Gräber auf –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich springe über meinen Schatten
oder zünde siebenundsiebzigeinhalb
Freudenfeuer an –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich gehe in die Luft
oder schwimme bis ans Ende
aller Weltmeere –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich mache dem...
Ernst Ferstl
Zwischen uns
Was noch
zwischen uns ist,
soll ruhig dort bleiben.
Durch diese Zwischenräume
und Zwischenzeiten,
diese Zwischenspiele
und Zwischenfälle,
diese Zwischentöne
und Zwischenrufe,
diese Zwischenergebnisse
und Zwischenlösungen erst,
wird unsere
zwischenmenschliche Beziehung
zur Begegnung
zwischen dir und mir,
zwischen uns
und dem Rest der Welt.
Ernst Ferstl
Eintauchen
Laß mich eintauchen,
in deine Höhen und Tiefen,
unter deine Oberfläche,
in deine Unterwelt.
Laß mich eintauchen
in deine Träume und Sehnsüchte,
in deine Bilderwelt,
in deine Vorstellungen
und Unsicherheiten.
Laß mich eintauchen
in dein geheimnisvolles
Urvertrauen und Selbstbewußtsein,
in deine faszinierende
Innenwelt und dein So-Sein.
Laß mich eintauchen
in deine Welt und dein Da-Sein.
Aber laß mich
bitte
dabei nicht untergehen.
Ernst Ferstl
Umarmung
Wenn du
mich umarmst,
umarmt mich sogar
die Decke,
die mir sonst
auf den Kopf
zu fallen droht.
Wenn du
mich umarmst,
umarmen mich sogar
die dicksten Regenwolken
die mir sonst
ziemlich auf die Nerven
gehen.
Wenn du
mich umarmst,
umarmt mich
die ganze Welt.
Deine UmARMungen
machen mich
unermeßlich REICH.
Ernst Ferstl
Deine Geschenke
Du schenkst mir
viel von deiner Lebenszeit,
liebevoll eingewickelt
in buntes Augenblickspapier.
Du räumst mir
viel Platz in deinem Leben ein,
zärtlich verdichtet
im Nahesein.
Du eröffnest mir
viele neue Zugänge
zur Welt der Sinne,
aufbauende und umwerfende
Abenteuer.
Du schenkst mir
das kostbarste Gut meines Lebens:
dich.
Ernst Ferstl
Es war einmal ein gläubiger König, der die ganze Welt
unter seinem Ring hielt. Er war von vielen Weisen umgeben,
zu denen er eines Tages sagte:
"Im Herzen einen Wunsch ich, seltsam, fand -
doch weiß ich nicht, wieso er dort entstand:
Macht mir doch einen schönen Fingerring,
daß jederzeit, wenn Kummer mich umfing',
ich auf ihn blicke und dann fröhlich werde,
frei von dem Gram, dem grausamen, ich werde;
und wenn ich fröhlich bin und froh, voll Glück:
des Ringes Anblick bring' den Gram...
Ferîd ud din Attâr auch Fariduddin
Im Glanze deines Angesichtes
Im Glanze deines Angesichtes
Ward meiner Sehnsucht Mond erhellt.
Am milden Strahle deines Lichtes
Erblühte meine inn're Welt.
Du bist zur Sonne mir geworden,
Die immer scheint und freundlich lacht,
Die wie die Sonn' im hohen Norden
Auch scheint in später Mitternacht.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,
Doch kein Gericht für jeden Magen,
Denn solche herbe Speise würde nicht
Ein jeder Herr und Knecht vertragen.
Drum hat man viele Männer angestellt,
Die müssen's klopfen, kochen, braten,
Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt,
Zumal den hohen Potentaten.
Zu haben ist es dann an jedem Ort,
Für Geld bekommt es leicht ein jeder;
Mit einer Brühe gibt man's gratis fort
Sogar auch wohl noch vom Katheder.
Es ist bereitet dann so exzellent,
Daß man die Finger...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
In Liebeslust, in Sehnsuchtsqual
In Liebeslust, in Sehnsuchtsqual,
O höre mich!
Eins sing ich nur viel tausendmal
Und nur für dich.
Ich sing' es laut durch Wald und Feld,
O höre mich!
Ich sing' es durch die ganze Welt:
Ich liebe dich!
Und träumend noch in stiller Nacht
Muß singen ich;
Ich singe, wenn mein Aug' erwacht:
Ich liebe Dich!
Und wenn mein Aug' im Tode bricht,
O sähst du mich!
Du sähst, daß noch dies Auge spricht:
Ich liebe dich!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Hier und dort nur Seligkeit.
Was soll Wünschen, Hoffen, Streben,
Wenn's die Liebe nicht geweiht?
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Kennt und mißt nicht Zeit und Raum;
Sind wir treu ihr ganz ergeben,
Wird um uns die Welt ein Traum.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Liebesfrühling
Wie oft schon ward es Frühling wieder
Für die erstorbne öde Welt!
Wie oft schon schollen frohe Lieder
Ihm überall durch Wald und Feld!
Wie oft schon ward es Frühling wieder!
Doch Frühling ward es nicht für mich:
Es schweigen meines Herzens Lieder,
Denn Frühling wird es nur durch dich.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing es hell und ruf es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe steh'n,
Und sollt' es sein, mit dir vergeh'n.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
So lang ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich such nichts, als...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben