Welt Zitate (Seite 63)
Zur Rosenhochzeit
Nach zehn Ehe-Jahren ist es soweit:
Man feiert das Jubiläum der Rose.
Da blickt man zurück auf das Leben zu zweit
und erkennt: Fast ging's in die Hose!
Doch ohne Dorn' ist keine Ros'
auch wenn das nicht gefällt.
Und eine Ehe ohn' kummernes Los,
gibt's nicht auf dieser Welt.
Vor einem Jahrzehnt hat man sich vereint,
bis heut' nicht aufgegeben.
Gemeinsam gelacht und nicht wenig geweint,
will man auch weiter die Ehe (er)leben.
Drum sei die Rose gleich einem Symbol.
Und nicht...
Susanne Pilastro
»Love story«
»Love story«
heißt dieses TV-Ding
wo ich glaubte
meinen Ohren
nicht trauen zu dürfen:
»Liebe heißt
niemals um Verzeihung
bitten zu müssen«
sagte da die eine Hälfte
eines Paares
dessen Liebe der ganzen Welt
den Atem nehmen sollte.
Erst als die andere Hälfte
am Schluß wiederholte:
»Liebe heißt
niemals um Verzeihung
bitten zu müssen«
wußte ich
es war so gemeint.
Ich werde wohl
überdenken müssen
was ich bisher glaubte:
Liebe heißt
niemals um Verzeihung
gebeten sein zu wollen.
Jörn Pfennig
Es saust der Baum auf ödem Feld
Die Wolken niederhangen;
Das Blühen ist vergangen
Das Hoffen aus der Welt.
Versunken ist manch treue Brust,
Die Winde drüber wehen;
Das Glück darf nicht bestehen
Nichts bleibt – als der Verlust.
Die Blätter rauschen ab vom Baum,
Im Thal die Nebel weben;
Dahin ist Lust und Leben,
Und alles ist ein Traum.
Ludwig Pfau
Am stillen Friedhof
Wenn ich im stillen Friedhof geh',
Wird mir so schwer zu Herzen,
Daß man die treuste Menschenbrust,
Die mitgetragen Leid und Lust,
So eilig kann verschmerzen.
Gras wächst darüber, ach wie bald!
Das Grab wird selber heiter.
Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,
So geht ein Leben aus der Welt –
Die Vögel singen weiter.
O Menschenherz mit deinem Stolz!
Was flüstern die Cypressen?
»Wir stehn auf einem schmalen Raum,
Darunter liegt ein Herze kaum,
So ist es schon vergessen.«
Ludwig Pfau
Ein Kind liegt in der Wiege
Ein Kind liegt in der Wiege,
Uns beiden zugesellt,
Viel Wunden und viel Siege
Erstehen neu der Welt.
Die Augen mit den feuchten
Blauperlen süß und klar,
Sie müssen nun schon leuchten
Im Licht, das unser war.
Die Händchen mit den vielen
Rundgrübchen noch darin,
Sie werden einst mit Schwielen
Verstehn des Lebens Sinn.
Die Wunden und die Siege
Sind wert nicht einen Schlag –
Ein Kind liegt in der Wiege
Und lächelt in den Tag.
Alfons Petzold
Weltgeschichte
O Weltgeschichte! Wundervolles Buch!
Ein jeder liest was anderes aus dir;
Der eine Segen und der andre Fluch,
Der Leben, jener Tod dafür.
Du sprichst zu einem, gibst ein Schwert ihm in die Hand:
"Geh hin und kämpfe! Nicht vergeblich strebst du, tatentbrannt.
Der Menschheit wird geholfen, Heil ist ihr beschert."
Zum andern sprichst du: "Lege ab dein Schwert,
Vergebens kämpfst und ringst du,
Zu keinem Ziele dringst du,
Die Welt bleibt unglücklich immerdar,
Wie sie's seit...
Sándor Petöfi
Leben wir nur
zur eigenen Lust?
Oder sollen wir weinen
mit der weinenden Welt?
Wie viele haben
aus anderer Herzen
das Blut gesogen,
ohne Strafe!
Wie viele vergossen
für andre
ihr eigenes Herzblut,
ohne Lohn!
Doch wer sein Leben opfert,
tut's nicht um Lohnes willen;
er opfert es hin
der Menschheit zu nützen.
Nützt es – oder nicht?
Das ist die Frage der Fragen,
nicht "Sein oder Nichtsein"!
Sándor Petöfi
Ja: ich existiere in meinem Körper.
Trage weder Sonne noch Mond in meiner Hosentasche.
Will weder Welten erobern, denn ich habe schlecht geschlafen,
Noch die Welt verspeisen, sie bekommt meinem Magen nicht.
Gleichgültig?
Nein, ein Erdensohn, der mit jedem Sprung einen falschen Schritt tut,
Ein Luftsprung ist nichts für uns,
Und der nur froh ist, wenn ihm die Füße wieder auf die Erde schlagen,
Klatsch! In die Wirklichkeit, an der es nicht fehlt!
Fernando Antonio Nogueira de Seabra Pessoa
Und wärest du…
Und wärest wie Krösus du reich an Besitz
Und ein Shakespeare an Geist und Witz,
Ein Schlachtengenie wie Napoleon,
Ein großer Erfinder wie Edison,
Und wärest du einer der sieben Weisen,
Ja, würde dich die Welt umkreisen:
Fehlt dir Charakter – ohne Zweifel
Bist und bleibst du der ärmste Teufel.
Friedrich Pesendorfer
Die Vergangenheit
Mir ist als legten leise
Sich Nebel um mich her,
Vom bunten Menschenkreise
Mich scheidend mehr und mehr.
Erinnerungen sind es,
Aus Lust und Leid gewebt,
Die man, will's ein gelindes
Geschick, mit mir begräbt!
Mir ist, als brauste, grollte
Um mich ein Ocean,
Den ich, wie gern ich wollte
Nicht überbrücken kann.
Dieß Meer, deß banger Klage
Die Seele träumend lauscht,
Es sind die fernen Tage,
Die an mir hingerauscht!
Vereinsamt im Gewühle,
Das rastlos drängt und...
Betty Paoli
Das befreiende Wort
Ein Wort hab' ich erkoren,
Das in der Lebensschlacht
Ein Schutz, stets unverloren,
Mich hieb- und schußfest macht.
Man lernt es nur mit Schmerzen,
Doch wer's erlernen kann,
Der preist in seinem Herzen
Das Wort: was liegt daran?!
Wenn Falsches und Verkehrtes
Die Welt von ihm ersinnt,
Ein Mann, bar jedes Wertes,
Den Rang ihm abgewinnt.
Wenn ihn die blöde Menge
Belegt mit Acht und Bann,
Ihn bringt's nicht in's Gedränge –
Er denkt: Was liegt daran?!
Nah'n ihm des Alters...
Betty Paoli
Der graue Nebel umhüllt die Stadt
es ist noch keine Menschenseele erwacht.
Wie eine leere Hülle erscheint in diesem Moment die Welt,
eine Kerze steckt sie an, damit Licht und Wärme sie erhellt.
Denn kalt ist es auch -
ganz des Novembers Brauch.
Er ist nicht sehr beliebt -
doch die Natur siegt,
bald erwacht sie wieder
und der November ist der Verlierer.
Karin Obendorfer
Die Gedanken sind frei –
auch für die Dichterei.
Gefühle sind berechtigt, sie darzulegen –
müssen ja nicht die eigenen sein,
man kann nicht schauen in ein Herz hinein.
Manche Menschen tröstet ein trauriger Vers –
in dem Erkennen - man empfindet den gleichen Schmerz.
Manche Menschen erfreuen sich an lustigen Zeilen –
und können eine zeitlang im Lachen verweilen.
Man schreibt alles nieder was einem einfällt.
Laßt jeden so in dieser Welt
schreiben, wie es ihm gefällt.
Karin Obendorfer