Welt Zitate (Seite 59)
Du Dunkelheit, aus der ich stamme
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft,
Menschen und Mächte -
Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.
Ich glaube an Nächte.
Rainer Maria Rilke
Der Hund
Da oben wird das Bild von einer Welt
aus Blicken immerfort erneut und gilt.
Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stellt
sich neben ihn, wenn er durch dieses Bild
sich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;
nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,
und wie im Zweifel seine Wirklichkeit
weggebend an das Bild, das er vergißt,
um dennoch immer wieder sein Gesicht
hineinzuhalten, fast mit einem Flehen,
beinah begreifend, nah am Einverstehen
und doch verzichtend: denn er wäre nicht.
Rainer Maria Rilke
Zum Einschlafen zu sagen
Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und ich möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf...
Rainer Maria Rilke
Nachthimmel und Sternenfall
Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
in Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Ausgestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.
Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?
Rainer Maria Rilke
Manchmal...
manchmal sind wir auf der Suche!
Manchmal stehen wir im Dunkel,
manchmal suchen wir ein Licht.
Manchmal,
manchmal ist unser Leben farblos!
Manchmal ist unsere Welt zu groß,
manchmal ist unser Leben festgefahren.
Manchmal,
manchmal zeigen wir kein Gesicht,
manchmal bewußt nicht,
manchmal nicht bewußt.
Manchmal,
manchmal stehen wir wie gelähmt!
Manchmal stehen wir, obwohl es weitergehen könnte
Manchmal, ja manchmal müssen wir uns die Frage
stellen,
ob wir nicht vielleicht auch gerne...
Sven Peter Riehn
Lebenskunst
Ach, was sind wir dumme Leute –
wir genießen nie das Heute.
Unser ganzes Menschenleben
Ist ein Hasten, ist ein Streben
Ist ein Bangen, ist ein Sorgen –
Heute denkt man schon an Morgen.
Morgen an die spätere Zeit –
und kein Mensch genießt das Heut.
Auf des Lebens Stufenleiter
eilt man weiter, immer weiter.
Nutz den Frühling Deines Lebens
Leb im Sommer nicht vergebens
denn gar bald stehst du im Herbste
Bis der Winter naht, dann sterbste.
Und die Welt geht trotzdem heiter
Immer...
Christian Reuter
Der Zufriedene
Zwar schuf das Glück hienieden
Mich weder reich noch groß,
Allein ich bin zufrieden,
Wie mit dem schönsten Los.
So ganz nach meinem Herzen
Ward mir ein Freund vergönnt,
Denn Küssen, Trinken, Scherzen
Ist auch sein Element.
Mit ihm wird froh und weise
manch Fläschchen ausgeleert!
Denn auf der Lebensreise
ist Wein das beste Pferd.
Wenn mir bei diesem Lose
Nun auch ein trüb'res fällt,
So denk' ich: keine Rose
Blüht dornlos in der Welt.
Christian Ludwig Reissig
Ach du klarblauer Himmel
und wie schön bist du heut
möcht ans Herz gleich dich drücken
vor Jubel und Freud
Aber's geht doch nicht an
denn du bist mir zu weit
und mit all meiner Freud'
was fang ich doch an?
Ach, du lichtgrüne Welt
und wie strahlst du vor Lust
und ich möcht mich gleich werfen
dir voll Lieb an die Brust
aber's geht doch nicht an
und das ist ja mein Leid
und mit all meiner Freud'
was fang ich doch an?
Und da sah ich mein Lieb
unterm Lindenbaum stehn
war so klar wie der Himmel
wie...
Robert Reinick
Roter Mond
Wenn am Abend
Wellen plätschern
weil der Ostwind
leise weht,
wenn die Dämm'rung
senkt sich nieder,
dann die Welt zur
Ruhe geht.
Rot siehst du den
Mond aufgehen,
steigt hervor aus
Meerestiefen
und ein Traum
beginnt zu
wandern,
Phantasie beginnt
zu fließen.
Jeder Schleier,
jede Wolke
birgt in sich
ein neues Bild
und im Rauschen
mit den Wellen
wird man wieder
wie ein Kind.
Otto Reinhards
Gebet zur Nacht
Wenn die Sonne untergeht,
dort wo Erd und Himmel sich vereinen,
wenn die letzten goldenen Strahlen
Wolkenbilder sanft umgeben,
geht die Welt zur nächt'gen Ruh.
All des Meeres stille Wellen
nur noch plätschernd sich verlieren
in dem Sand,
der weit und breit
nun verlassen und allein –
und die Möwen suchen kreischend
noch zur Nacht
die letzte Nahrung,
bis der Sonne Schein erlischt
und der Mond mit seinem Licht
schließt des Tages Fülle ein.
Als die Sonne unterging,
wo Erd und...
Otto Reinhards
Abendfrieden
Wenn am Abend die Sonne untergeht,
wo die Welt aufhört,
die Wolken den Himmel verlassen
und leise
die Erde berühren -
Wenn die letzten Sonnenstrahlen
ihre Schleier färben,
kommt die Zeit,
wo einsam der Mensch
den anderen sucht.
Wo Berührung
den Abendfrieden
in dein Herz trägt -
Wenn rot die Abendsonne untergeht,
hüllen auch dich
Schleier himmlischer Wolken ein,
bis die Nacht
im Traum
dich weit von dannen trägt.
Otto Reinhards
Keine Zeit wegen Geld
Oh je, oh je, welch Leid,
kein Mensch hat heut' mehr Zeit,
auf dieser schönen Welt
dreht sich alles nur ums Geld.
Ein neues Haus muss her,
auch Autos sind Begehr,
dazu noch ein Gestüt
und 'nen Whirlpool fürs Gemüt.
Schuften bis in die Nacht,
an Rast wird kaum gedacht,
Geld hat stets den Vorrang
und beglückt zugleich die Bank.
Erst wenn der Tod da steht
und gar nichts mehr geht,
dann ist Geld nicht mehr wichtig
und Zeit – hat man dann richtig.
Horst Rehmann