Welt Zitate (Seite 224)
Entfremdung. – Je mehr der Mensch die Welt nach seinem Bild und Bedürfnis umgestaltet, um so fremder kommt sie ihm vor. Im Mittelalter war man dem Rhythmus des Wetters und der Jahreszeiten, dem Chaos von Kriegen, Krankheiten und Katastrophen noch stärker ausgesetzt. Aber die Menschen vermuteten hinter dem vordergründigen Durcheinander eine ewige Ordnung. Heute ist es umgekehrt: Hinter der vordergründigen Ordnung lauert die ewige Fremde.
Rainer Kohlmayer
Der wissenschaftliche Pionier. – Er hatte gelernt, die Realität über das Knie der Begriffe zu brechen. Er war geistige Energie, und so wurde ihm die Welt zum Material. Jeglichen Widerstand in seiner Reichweite fällend, sägend, hackend, spaltend, schlug er eine gewaltige Schneise in den ungeordneten Urwald, analysierte, stapelte, nummerierte Zündholz, Kleinholz, Scheite, Bretter, Balken, Stämme. Und seine Nachfolger? Sind auf Jahre hinaus mit der Rekonstruktion beschäftigt.
Rainer Kohlmayer
Es gibt aber Menschen, die gar keinen vertrauten Freund, sondern nur Bekannte haben; entweder, weil ihnen der Sinn für das Seelenbedürfnis fehlt, oder weil ihre Gemütsart kalt, unverträglich, verschlossen, zänkisch ist. Andere dagegen sind aller Welt Freunde, sie werfen ihr Herz jedermann vor die Füße, aber deswegen bückt sich keiner, es aufzuheben.
Adolph Freiherr von Knigge