Wellness Zitate (Seite 2)
Er rauscht und rauscht ...
Unaufhaltsam strömt er vorbei,
Der schimmernde Strom unsres Lebens,
Wir aber jauchzen ihm zu.
Wir stehen am Ufer
Törichte Kinder,
Wir schauen hinein in die tanzenden Wogen
Und werfen Blumen hinab,
Blumen und Kränze.
Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,
Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.
Weit ... weit ...
Dann schrecken wir auf,
Sehn unsre leeren, zitternden Hände,
Rufen den Blumen
Und weinen.
Anna Ritter
Sehnsucht
Sturm, wer gab dir den Atem?
Welle, wer gab dir Flügel?
Und du Vöglein droben im schimmernden Blau,
Wer rief dich über die Hügel?
Ich weiß, ach ich weiß …
Es geht eine alte Melodie,
Die war mit der Menschheit geboren,
Jahrtausende starben, sie hat sich nie
Im Lärmen des Tages verloren:
Sehnsucht, Sehnsucht,
Treibende Macht!
Gott, der in Fesseln
Der Knechtschaft lacht,
Zagenden heimlich die Schwingen löst,
Trunk’ne hinab in den Abgrund stößt,
Sonne des Tages,
Seele der Nacht...
Anna Ritter
Weiß die Natur noch den Ruck,
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriß vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.
Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.
Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.
Rainer Maria Rilke
Der Letzte
Ich habe kein Vaterhaus,
und habe auch keines verloren;
meine Mutter hat mich in die Welt hinaus
geboren.
Da steh ich nun in der Welt und geh
in die Welt immer tiefer hinein,
und habe mein Glück und habe mein Weh
und habe jedes allein.
Und bin doch manch eines Erbe.
Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblüht
auf sieben Schlössern im Wald,
und wurde seines Wappens müd
und war schon viel zu alt; –
und was sie mir ließen und was ich erwerbe
zum alten Besitze, ist heimatlos.
In...
Rainer Maria Rilke
Nachruf
Hast Du den alten Strandkorbmann gekannt?
Er saß bei Sonne, Regen, Wind und Sand
vor seiner Strandkorbhütte ganz allein,
im Regen, Wind und goldnen Sonnenschein.
Nun ist er droben, irgendwo im Wind,
schaut auf uns nieder, wo wir Kinder sind.
Zählt seine Körbe, die im Sande stehn.
Nachts wird er selber durch die Reihen gehn.
Das Meer, die Wellen, das war sein Gesicht.
Die tiefen Furchen, wie der Welle Gischt.
O alter Strandkorbmann, nun hast du Ruh,
schaust aus der Ferne unserem...
Otto Reinhards
Spur im Sand
ich habe Dich gesucht.
Du warst nicht hier.
Ich sah der Menschen viel,
doch keiner sprach von Dir.
Ich hörte die Wellen rauschen.
Ich sah ihre weiße Gischt,
am Tage die goldene Sonne,
des nachts des Mondes Licht.
Ich hörte mein Herze klopfen,
wie Welle klopft an den Strand.
Ich wanderte mit den Wolken,
der Wind nahm mich bei der Hand.
Ich flog über Land und Meere.
Ich suchte den Weg zu Dir.
Fand keine Spur mehr im Sande
und dennoch warst Du bei mir.
Otto Reinhards
Harfenklänge
Es säuselt der Wind
wie Harfenklang.
Die Möwe schwebt auf seinen Tönen
und nur die Welle tut sich schwer;
unwillig folgend
seinem Drängen.
Mit dumpfem Schall
fällt sie in sich zusammen.
Im Rücklauf gibt sie
ihre Ohnmacht kund.
Du Wind,
glättest das Meer
mit der Abendsonne Schein.
Ihr seid eins,
wenn sich der Klang der Melodien
im Spiel mit Sand
und Muscheln
zur Symphonie
vereint.
Otto Reinhards
Ich möchte gern mich frei bewahren,
Verbergen vor der ganzen Welt,
Auf stillen Flüssen möcht ich fahren,
Bedeckt vom schattgen Wolkenzelt.
Von Sommervögeln übergaukelt,
Der ird'schen Schwere mich entziehn,
Vom reinen Element geschaukelt,
Die schuldbefleckten Menschen fliehn.
Nur selten an das Ufer streifen,
Doch nie entsteigen meinem Kahn,
Nach einer Rosenknospe greifen,
Und wieder ziehn die feuchte Bahn.
Von ferne sehn, wie Herden weiden,
Wie Blumen wachsen immer neu,
Wie Winzerinnen Trauben...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Farbenstäubchen auf der Schwinge
Sommerlicher Schmetterlinge
Flüchtig sind sie, sind vergänglich
Wie die Gaben, die ich bringe,
Wie die Kränze, die ich flechte,
Wie die Lieder, die ich singe:
Schnell vorüber schweben alle,
Ihre Dauer ist geringe,
Wie ein Schaum auf schwanker Welle,
Wie ein Hauch auf blanker Klinge.
Nicht Unsterblichkeit verlang ich,
Sterben ist das Los der Dinge:
Meine Töne sind zerbrechlich
Wie das Glas, an das ich klinge.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
An deiner Brust
An deiner Brust ist meine Stelle,
In deinen Armen mein Asyl!
Mich warf des Sturm's empörte Welle
An dieses bang ersehnte Ziel.
Die Gaben, die das Leben zieren,
Jedwedes Gut, das köstlich heißt,
Was ich besaß, mußt' ich verlieren,
Daß du fortan mir Alles sei'st.
Jetzt, da ich Alles hingegeben,
Wird mir's durch dich zurückgeschenkt,
Wenn unter wonnevollem Beben
Dein Mund auf meine Stirn' sich senkt.
Betty Paoli