Weise Zitate (Seite 43)
Erinnerungen an zurückliegendes Unrecht sind doch nicht dazu gedacht, heutige Generationen zu knechten. Sie sind vielmehr ein weises Stilmittel, verblaßten, unscharfen Bildern ihre Farbe und Schärfe zurück zu geben, damit die Betrachtung durch das bewußte Auge geschieht und nicht im Kanal des Vergessens verschwindet.
Sigrun Hopfensperger
Gefahren drohen der Jugend überall; auf jedem Schritt; nicht Wachsamkeit noch strenge Beaufsichtigung vermögen dawider zu schützen. Gute wie schlechte Elemente treffen immer zusammen. Je früher ein klarer Blick sie erkennen und sondern lehrt, desto besser. Durch weise Lehren und Vorschriften ist noch kein Mensch klug geworden; stets durch Erfahrung. Der eine bezahlt die seine teurer als der andere. Das ist Sache des Glücks, der Bestimmung, des Verhängnisses, wie wir's nennen wollen. Was...
Karl von Holtei
Das erste Kind der menschlichen und göttlichen Schönheit ist die Kunst. In ihr verjüngt und wiederholt der göttliche Mensch sich selbst. Er will sich selber fühlen, drum stellt er seine Schönheit gegenüber sich. Der Schönheit zweite Tochter ist die Religion. Religion ist Liebe der Schönheit. Der Weise liebt sie selbst, die Unendliche, die Allumfassende; das Volk liebt ihre Kinder, die Götter, die in mannigfaltigen Gestalten ihm erschienen. Und ohne falsche Liebe der Schönheit, ohne solche...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Ihr Quellen der Erd'! ihr Blumen! und ihr Wälder und du brüderliches Licht! Wie alt und wie neu ist unsere Liebe! – Frei sind wir, gleichen uns nicht ängstlich von außen; wie sollte nicht wechseln die Weise des Lebens? 0 Seele, Schönheit der Weit, du bist! Was ist denn der Tod und alles Wehe der Menschen? – Ach! Viel der leeren Worte haben die Wunderlichen gemacht. Geschieht doch alles aus Lust, und endet doch alles mit Frieden. Wie der Zwist der Liebenden sind die Dissonanzen der Weit....
Johann Christian Friedrich Hölderlin