Wein Zitate (Seite 21)
An die Nacht
Düfteschwüle, feuchteschwere,
Rauschende, raunende, sterneleere,
Schwarze, samtene Sommernacht!
Mein Herz lauscht an deines bange,
Nimm von mir, was mich so lange
Müde hat gemacht.
Sieh, ich flüchte mich in deine
Arme, siehe Nacht, ich weine,
Und ich kenne mich nicht mehr.
Stille Mutter, heilige, große,
Sieh mein Haupt in deinem Schooße,
Banger Wehen schwer.
Nimm mich ein in deine Güte,
Hürde mich ein dein Gehüte,
Das der Müden Hafen ist:
Küsse mild mich ins Vergehen,
Die du...
Otto Julius Bierbaum
Angeführt
Daß sie mich betrogen
Und mir vorgezogen
Einen Andern, ist nichts neues mehr.
Hätt's vergeben können,
Sie dem Andern gönnen,
Wenn's nur nicht ein solcher Trottel wär'.
Meinen Wanderstecken
Hol' ich aus der Ecken,
Und mein Riemenschuh ist bald geschnürt.
Leichtes Bündel trag' ich,
Aus dem Sinn mir schlag' ich,
Die mich an der Nase hat geführt.
Klageweib vorm Spittel
Saß im grauen Kittel.
Einen Heller ich der Alten gab.
»Treulos ward die Meine:
Klage du und weine,
Weil ich selbst...
Rudolf Baumbach
Guter Rat
Daß dir die Lieb versagt dein Schatz,
Ist weder schön noch recht,
Doch schimpf' nicht wie im Rohr der Spatz
Darum aufs ganze Geschlecht.
Und spring auch nicht in einen See
Vor lauter Gram und Pein.
Viel besser ist für Liebesweh
Als schnödes Wasser der Wein.
Geschwind die Kanne herab vom Brett!
Schau, golden rinnt's vom Spund.
Dein Leid ist tiefer nicht, ich wett',
Als deines Bechers Grund.
Rudolf Baumbach
Die Frau am Nebentisch
Zwei Stühle stehen schon seit Jahren
An deinem Tisch und ein Glas Wein.
Wortlos ißt du die selben Speisen.
Ringsum Gelächter - du allein.
Dein Blick geht oftmals in die Ferne.
Ist keiner da, der mit dir spricht.
Du träumst von längst vergessnen Zeiten,
Von Nähe, die das Schweigen bricht.
Manchmal schleicht sich ein wehes Lächeln,
Auf dein Gesicht, das Falten ziert.
Hältst Zwiesprach' mit vergangnen Leben.
Ein Herz voll Wärme, das doch friert.
Ich wagte niemals dich zu...
Margot S. Baumann
Beim Weine
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Gebt den Becher, um gehörig
Nach dem Trinkgesetz zu mischen;
Daß ich trunken möge tanzen
Und, noch klug genug im Taumel,
Zu dem Barbiton ein Trinklied
Mir gewaltger Stimme singen.
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Basilius der Große
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott...
Elizabeth Barrett Browning
Entrückt und Nah
Entrückt und nah, belebend und doch Schein,
So seh ich, Liebste, dich vor mir errichtet.
Ein Umriß, der vor meinen Blicken flüchtet
Und dem es doch bestimmt ist, Bild zu sein.
Die Hände haben längst darauf verzichtet
Zu fassen nach Gestalt von Fleisch und Bein.
Genug zu wissen, daß du Brot und Wein
Und zartes Feuer bist, das mich belichtet.
Die Augen werden einst in Moder fallen.
Was war ich ohne dich? Ein irres Lallen,
Ein Dunkel und ein Rausch der Bitternisse.
Laß wehen...
Hugo Ball
Abendstille
Abendstille öffnet Türen,
Lieb' der Liebe zuzuführen.
Immer immer
Lockt der Schimmer
Mich, den Armen,
zu dem warmen
Hauch ewig ferner Lust,
zu dem Lied aus Liebchens Brust.
Abendstille öffnet Türen,
Lieb' der Liebe zuzuführen.
Sterne ziehen,
Lieder fliehen,
und ich weine
ach alleine,
wenn der kalte Tränentau
duftet von erhellter Au.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Der alte Trinker
Alt bin ich zwar, doch trink ich
Trotz einem Jüngling wacker;
Und wenn es gilt zu tanzen,
Mach ich in meinem Chore
Den tanzenden Seilenos,
Nehme den Schlauch zum Stabe.
Gebt mir mit euren Stecken!
Hat einer Lust zu kämpfen,
Der kämpfe meinetwegen.
Auf! Bringe mir, o Knabe,
Gemischt mit honigsüßem
Weine den vollen Becher!
Alt bin ich zwar, doch trink ich
Trotz einem Jüngling wacker.
Anakreon
Glasperlenspiel
Zwei Glasmurmeln
aus dem Kinderspiel
in einem Weinglas
-ganz zart und dünn-
so schön verziert und
so zerbrechlich.
Das sind wir,
das ist unsere Gemeinschaft,
aus der wir trinken
den süßen und den bitteren Wein.
(Vielleicht sollten wir eine
Glasbruchversicherung abschließen ?)
Kristiane Allert-Wybranietz
Hitze
Netz die Lungen mit Wein! Heiß über uns wandelt die Sonne schon,
Alles schmachtet und lechzt unter der Wucht drückender Jahresglut;
Schmelzend süßes Gezirp tönt aus dem Laub, wo die Zikade rasch
ihre Flügel bewegt, denen der helltönende Sang entquillt.
Jetzt, zur Zeit wo die Golddistel erblüht, rasen die Weiber all,
Und die Männer sind schwach.
Mark und Gehirn trocknet des Sirius Gluthauch.
Alkäos
Will er sauer, so will ich süß,
Will er Mehl, so will ich Grieß,
Schreit er Hu, so schrei ich Ha,
Ist er dort, so bin ich da,
Will er essen, so will ich fasten,
Will er gehn, so will ich rasten,
Will er recht, so will ich link,
Sagt er Spatz, so sag ich Fink,
Ißt er Suppen, so eß ich Brocken,
Will er Strümpf, so will ich Socken,
Sagt er ja, so sag ich nein,
Sauft er Bier, so trink ich Wein,
Will er dies, so will ich das,
Singt er den Alt, so sing ich den Baß,
Steht er auf, so sitz ich...
Abraham a Santa Clara