Wein Zitate (Seite 18)
Yolante und Marie
Diese Damen, sie verstehen
Wie man Dichter ehren muß:
Gaben mir ein Mittagessen,
Mir und meinem Genius.
Ach! die Suppe war vortrefflich,
Und der Wein hat mich erquickt,
Das Geflügel, das war göttlich,
Und der Hase war gespickt.
Sprachen, glaub ich, von der Dichtkunst,
Und ich wurde endlich satt;
Und ich dankte für die Ehre,
Die man mir erwiesen hat.
Heinrich Heine
Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
Und im Dunkeln wiedergibt,
Solche Küsse wie beseelgen
Sie die Seele, wenn sie liebt!
Ahnend und erinnrungsüchtig,
Denkt die Seele sich dabei
Manches von vergangnen Tagen,
Und von Zukunft mancherlei.
Doch das gar zu viele Denken
Ist bedenklich, wenn man küßt; -
Weine lieber, liebe Seele,
Weil das Weinen leichter ist.
Heinrich Heine
Sie sang vom irdischen Jammertal,
von Freuden, die bald zerronnen,
vom Jenseits, wo die Seele schwelgt,
verklärt in ewigen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,
das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn' auch die Herren Verfasser;
ich weiß, sie tranken heimlich Wein
und predigten öffentlich Wasser.
Heinrich Heine
Ein Weib
Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bette und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen: "O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte!" –
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.
Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins...
Heinrich Heine
Welt und Ich
Im großen ungeheuren Ozeane
Willst du, der Tropfe, dich in dich verschließen?
So wirst du nie zur Perl’ zusammenschießen,
Wie dich auch Fluten schütteln und Orkane!
Nein! öffne deine innersten Organe
Und mische dich im Leiden und Genießen
Mit allen Strömen, die vorüberfließen;
Dann dienst du dir und dienst dem höchsten Plane.
Und fürchte nicht, so in die Welt versunken,
Dich selbst und dein Ur-Eignes zu verlieren:
Der Weg zu dir führt eben durch das Ganze!
Erst, wenn du kühn von...
Christian Friedrich Hebbel
Scheidelied
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!
Viel lieber ein Geschiedensein!
Ertragen kann ich jedes Leiden,
doch trinken kann ich nichts wie Wein.
Wir saßen gestern noch beisammen,
von Trennung wußt ich selbst noch kaum!
Das Herz trieb seine alten Flammen,
die Seele spann den alten Traum.
Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,
nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!
Das nenn' ich eine Abschiedsstunde,
die leere Ewigkeiten würzt.
Christian Friedrich Hebbel
Was ein Baum ohne Laub,
was ein Kirchturm ohne Glocken,
was ein Keller ohne Wein,
eine Suppe sonder Brocken,
was ein Schiff ist ohne Segel,
was ein Anker ohne Grund,
was ein Schütze sonder Pulver,
und ein Jäger ohne Hund,
was ein Weber ohne Garn,
was ein Schlosser ohne Eisen,
was ein Bäcker ohne Mehl,
und ein Garkoch ohne Speisen,
was ein Fuhrmann ohne Wagen,
und ein Bauer ohne Feld;
dies, und zehnmal noch minder,
ist der Adel ohne Geld.
Johann Grob
Ja, der Wille ist der meine,
Doch die Tat ist dem Geschick,
Wie ich ringe, wie ich weine,
Seinen Arm haelt nichts zurueck.
Wo ist der, der sagen duerfe:
So will ich's, so sei's gemacht!
Unsre Taten sind nur Wuerfe
In des Zufalls blinde Nacht.
Ob sie frommen, ob sie toeten?
Wer weiss das in seinem Schlaf!
Meinen Wurf will ich vertreten,
Aber das nicht was er traf!
Dunkle Macht, und du kannst's wagen
Rufst mir Vatermoerder zu?
Ich schlug den, der mich geschlagen,
Meinen Vater schlugest du!--
Franz Grillparzer
Sie sollen es nicht sehen…
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich das Bild betrachte,
Das mir so viele Leiden,
So viele Schmerzen brachte.
Sie sollen es nicht sehen,
Wenn glühendes Verlangen,
Verrätherisch mir färbet,
Die sonst so blassen Wangen.
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich des Nachts alleine,
Sein Bild an's Herz gedrücket
In meiner Kammer weine.
Maria Eugenie delle Grazie
Nun laß die Liebe! In der Luft
liegt es wie Hyazinthenduft,
klingt es wie Raserei –
Das Leben ist ein frecher Tanz,
nur wer's verachtet, hat es ganz
und klagt nicht, wenn's vorbei!
Tokaier füll mir den Pokal –
Daß ich das Gift nicht seh im Mahl,
betäube mich mit Wein!
Gott sei's geklagt, nach diesem Tanz
wird ja mein armes Herz auch ganz,
ja ganz zertreten sein!
Maria Eugenie delle Grazie
Nur gedroschen auf der Tenne
Springt hervor das goldne Korn;
Nur getreten in der Kelter
Quillt des Weines Purpurborn,
Und der süße Kelch der Rose
Blüht am rauhen Hagedorn,
Und zum königlichen Sprunge
Zwingt das Roß der scharfe Sporn.
Ja, es reift die rechte Freude
Nur im Schoß der Traurigkeit,
Und die Mutter schöner Kinder
Ist das bleiche Herzeleid.
Gottes hellste Friedenssterne
Leuchten in der Dunkelheit;
Gottes liebste Segensengel
Melden sich im Trauerkleid.
Karl Gerok
Wolle keiner mich fragen
Wolle keiner mich fragen,
Warum mein Herz so schlägt.
Ich kann's nicht fassen, nicht sagen,
Was mich bewegt.
Als wie im Träume schwanken
Trunken die Sinne mir;
Alle meine Gedanken
Sind nur bei dir.
Ich hab die Welt vergessen,
Seit ich dein Auge gesehn;
Ich möchte dich an mich pressen
Und still im Kuß vergehn.
Mein Leben möcht' ich lassen
Um ein Lächeln von dir
Und du – ich kann's nicht fassen,
Versagst es mir.
Ist's Schicksal, ist's dein Wille?
Du siehst mich nicht;...
Emanuel Geibel
Mahnung
Sieh, das ist es, was auf Erden
Jung dich hält zu jeder Frist,
Daß du ewig bleibst im Werden,
Wie die Welt im Wandeln ist.
Was dich rührt im Herzensgrunde
Einmal kommt's und nimmer so;
Drum ergreife kühn die Stunde,
Heute weine, heut' sei froh!
Gieb dem Glück dich voll und innig,
Trag' es, wenn der Schmerz dich preßt,
Aber nimmer eigensinnig
Ihren Schatten halte fest.
Heiter senke, was vergangen,
In den Abgrund jeder Nacht!
Soll der Tag dich frisch empfangen,
Sei getreu doch neu...
Emanuel Geibel