Weg Zitate (Seite 17)
Auf gutem Weg
Diese Unrast, die ich hatte,
während suchend ich zugange war,
will nun endlich weichen.
War vorher alles wie in Watte,
ist nun alles hell und klar,
sehe ich die Zeichen.
Doch noch sind wir nicht am Ziel.
Noch ist noch ein gutes Stück
an diesem Werk zu schmieden.
Und braucht es auch noch Tage viel,
erfreu ich mich an unsrem Glück
und findet meine Seele Frieden.
Paul Schalamon
Laß dich tragen
von den Fragen – in die Antwort tragen.
Wir sehnen uns nach Antworten,
ohne zu erkennen,
daß es die Fragen sind, die uns bewegen,
die uns vorwärtsbringen.
Laß dich tragen
von den Fragen – in die Antwort tragen.
Manchmal machen sie uns Angst, die Fragen.
Doch sie sind unsere Freunde,
wenn sie ehrlich sind.
Laß dich tragen
von den Fragen – in die Antwort tragen.
Wir stellen uns vor, daß es die eine Antwort gibt.
Doch unsere Fragen öffnen den Weg
zu unserer ureigenen...
Helga Schäferling
Wenn dich Familienbande fest umstricken,
So darf dein Geist nach Freiheit nicht mehr blicken.
Die Sorg' um Kinder, Kleidung, Nahrung, Geld,
Zieht dich zurück vom Weg zur Geisteswelt.
Den ganzen Tag hab ich mir vorbedacht,
Mit Gott nur umzugehn die ganze Nacht,
Allein beim Beten konnt ich nicht vergessen:
Was werden meine Kinder morgen essen?
Saadî
Der Alkohol
Der Alkohol ob Bier, ob Wein,
er wird geschluckt, immer hinein,
dass er vom Geiste nimmt Besitz,
die Augen groß, die Nase spitz,
ich bin fast blau, die Welt ist schön,
dann woll'n wir mal nach Hause geh'n.
Auch harte Drinks sind voller Tücke,
der Kopf ist leer, es klafft ne Lücke,
ach noch ein Bier, das geht wohl rein,
ein kleines noch, dass muss noch sein,
es rumort im Bauch und Geiste,
der Mund geht auf, raus kommt das meiste.
Nun ist's genug, jetzt bin ich blank,
die...
Heinz Bernhard Ruprecht
Dein König kommt in niedern Hüllen
sanftmütig auf der Es'lin Füllen,
empfang ihn froh, Jerusalem!
Trag ihm entgegen Friedenspalmen,
bestreu den Pfad mit grünen Halmen,
so ist's dem Herren angenehm.
O mächtiger Herrscher ohne Heere,
gewalt'ger Kämpfer ohne Speere,
o Friedensfürst von großer Macht,
es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren,
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.
Friedrich Rückert
Die gewonnene Einsicht
Was ich ahnte, was ich träumte,
war so viel, doch nicht genug,
bis ich weg die Zweifel räumte
und die Dunkelheit zerschlug.
Ist nun mehr die vielgepries'ne
Einsicht als der Dämmerflor ?
Minder scheint das Klarbewies'ne,
als mir dunkel schwebte vor.
Reizen mag nur als unendlich,
dessen Ziel du nicht gesehn;
und was dir erst ward verständlich,
ist nicht wert mehr zu verstehn.
Friedrich Rückert
Ich bin bereit, denn es ist Zeit
für unser'n Pakt über die Ewigkeit
Reich mir die Hand, mein Leben
Nenn mir den Preis
ich schenk dir gestern, heut und morgen
dann schließt sich der Kreis
kein Weg zurück, das weiße Licht kommt näher
Stück für Stück - will mich ergeben
muß ich denn sterben, um zu leben?
Richard Rothe
Die Insel der Vergessenheit
Liegt irgendwo im weiten Meer
Ein selig, weltverloren Land,
Still ziehn die Wolken drüber her,
Und leise ebbt die Fluth am Strand.
Uralte Bäume grünen dort
Und wölben sich zum dichten Hain,
In den drang nie ein Menschenwort,
Nie eines Menschen Blick hinein.
Aus purpurrothen Kelchen steigt
Ein seltsam süßer, müder Hauch,
Versonnen sich der Himmel neigt
Und reglos träumen Busch und Strauch.
Am Ufer schaukelt sich ein Kahn,
Die Wellen plätschern sacht am Kiel –
Wen...
Anna Ritter
Hast nicht ein einzig Mal zurückgeschaut,
Den langen Weg!
Froh schrittest du dahin und sangest laut
Im Waldgeheg.
Ich aber nestelte in bittrem Leid
Den kleinen Strauß
Verwelkter Veilchen von dem weißen Kleid –
Es war ja aus!
Und rings auf Erden war es Frühling doch,
auf allen Höhn,
In allen Thälern lag die Sonne noch,
So wunderschön!
Anna Ritter