Weg Zitate (Seite 14)
Glauben
Früher habe ich an ihn geglaubt.
Später im Leben dann vergessen.
Heute war ich ihm sehr nah.
Erinnerte mich an seine Kraft.
Saß in der Kirche, letzte Reihe.
Habe stumm mit ihm geredet.
Bat ihn um einen einfacheren Weg.
Erflehte Liebe und Geborgenheit.
Ersuchte um Verständnis und Wärme.
Erhoffte Vertrauen und glücklich sein…
…für den Menschen, der neben mir saß.
Damaris Wieser
Ariette
Ein Küßchen ist auch gar so bald geküßt!
Kaum spitz' ich die Lippen,
es schlürfend zu naschen,
kaum glaub' ich es zu haschen,
so ist's entschlüpft!
Weg ist die Lust,
so bald wir zählen müssen!
Wie leicht wird zählen müssen!
Wie leicht wird von gezählten Küssen
Einer überhüpft!
Christoph Martin Wieland
Sonett
Wie schien die alte Feindschaft nun besiegelt
In gültigem Vertrag: ein Lächeln hing
Geheimnislos von einem Lächelnden; verriegelt
Schloß sich der Mund dem Schweigenden, es fing
Die Rede sich in anmutvollem Spiel
Verschlungen wandelnd, schwesterlich vertraut:
Wie war den Wandernden verwandt das Ziel
Wie sicher schien das (alte) Haus gebaut:
Da traf ein Blick aus alten Feindschaftstagen:
Nachtdunkler Weg erstand ins Unbekannte
Aus sanften Worten strömten wilde Klagen.
Gesprochenes...
Maria Luise Weissmann
Wer seinen Brüdern nützt, bleibt unvergessen,
Grab einen Quell aus dürrem Wüstensand,
Pflanz einen Baum in ödes Heideland,
Auf daß ein Wandrer, der nach vielen Jahren
An deinem Born sich labt und Früchte bricht,
Von deinem Baume froh dich segnend spricht:
Ein guter Mensch ist dieses Wegs gefahren.
Friedrich Wilhelm Weber
Breite und Tiefe
Sag', alter Narr, was rennst du wieder
So kreuz und quer, bergauf und nieder?
Was suchst du denn? Laß sein, laß sein!
Die Weite bringt es dir nicht ein,
Im Breiten wirst du's nicht erringen!
Da mußt du in die Tiefe dringen.
Der Weg ist kurz, die Arbeit schlicht:
Fünf Schuh tief, weiter braucht es nicht.
Friedrich Theodor von Vischer
Der Schenken Lärm, des Dammes glatter Schlamm,
Auf schwarzer Straße blattlos Stamm nach Stamm –
Der Omnibus, Orkan aus Eisen, schrillt
Heran, von den vier Rädern schief umquirlt,
Schmeißt Schmutz und dreht die Augen grün und rot,
Arbeiter waten schlüpfrig durch den Kot
Und rauchen Polizisten ins Gesicht,
Es tropft und trieft und Dach und Asphalt bricht
Von Wassern, die der Ausguß rückwärts stieß –
Mein Weg! Am Ende liegt das Paradies.
Paul Verlaine
An jedem Abend geh' ich aus
Hinauf den Wiesensteg.
Sie schaut aus ihrem Gartenhaus,
Es stehet hart am Weg.
Wir haben uns noch nie bestellt,
Es ist nur so der Lauf der Welt.
Ich weiß nicht, wie es so geschah,
Seit lange küß' ich sie,
Ich bitte nicht, sie sagt nicht: ja!
Doch sagt sie: nein! auch nie.
Wenn Lippe gern auf Lippe ruht,
Wir hindern's nicht, uns dünkt es gut.
Das Lüftchen mit der Rose spielt,
Es fragt nicht: hast mich lieb?
Das Röschen sich am Taue kühlt,
Es sagt nicht lange:...
Ludwig Uhland
Wintermorgen
Ein trüber Wintermorgen war's,
Als wollt' es gar nicht tagen,
Und eine dumpfe Glocke ward
Im Nebel angeschlagen.
Und als die dumpfe Glocke bald,
Die einzige, verklungen,
Da ward ein heisres Grabeslied,
Ein einz'ger Vers gesungen.
Es war ein armer, alter Mann,
Der lang gewankt am Stabe,
Trüb, klanglos, wie sein Lebensweg,
So war sein Weg zum Grabe.
Nun höret er in lichten Höhn
Der Engel Chöre singen
Und einen schönen, vollen Klang
Durch alle Welten schwingen.
Ludwig Uhland
Schwere Träume
Das war mir eine schwere Nacht,
Das war ein Traum von langer Dauer;
welch weiten Weg hab ich gemacht
Durch alle Schrecken, alle Schauer!
Der Traum, er führt' mich an der Hand,
Wie den Aeneas die Sibylle,
Durch ein avernisch dunkles Land,
Durch aller Schreckgestalten Fülle.
Was hilft es, daß die Glocke rief
Und mich geweckt zum goldnen Tage,
Wenn ich im Innern heimlich tief
Solch eine Hölle in mir trage.
Ludwig Uhland
Am Wegesrand
Auf der Terrasse sitze ich,
mit Blick in unseren Garten.
Sehr darauf gefreut habe ich mich
und konnte es kaum erwarten.
Ich will sie spüren, die warme Luft;
weit öffne ich Fenster und Tür.
Der Garten hängt voll mit blumigem Duft,
und ich bin dankbar dafür.
Bin dankbar für Blumen, Wiesen und Bäume,
für Tiere aller Arten,
für die Erfüllung mancher Träume.
Was darf ich vom Leben mehr erwarten?
Wir sollten öfter ruhig stehen,
um links und rechts zu schauen.
Zeit haben, aufeinander...
Edith Tries
An Mauern hin
Es geht ein alter Weg entlang
An wilden Gärten und einsamen Mauern.
Tausendjährige Eiben schauern
Im steigenden fallenden Windgesang.
Die Falter tanzen, als stürben sie bald,
Mein Blick trinkt weinend die Schatten und Lichter.
Ferne schweben Frauengesichter
Geisterhaft ins Blau gemalt.
Ein Lächeln zittert im Sonnenschein,
Indes ich langsam weiterschreite;
Unendliche Liebe gibt das Geleite
Leise ergrünt das harte Gestein.
Georg Trakl
Trost
Schwer hängen an der Welt-Uhr die Gewichte
Und treiben sie doch langsam nur zum Gange,
So manche Tugend geht bei uns im Schwange,
Doch stehn wir, Freund, uns selber oft im Lichte.
Die Menschheit schreitet fort und manchem Wichte
Wird bei den vielen Widersprüchen bange,
Fast jeder fragt, wohin er denn gelange,
Und zweifelt immerdar an dem Berichte.
Doch lache nur ob diesen ernsten Possen,
Laß nur den Wagen unbekümmert fahren,
Und glaub', er werde wo die Fracht abladen.
Noch werden wir...
Ludwig Tieck