Wasser Zitate (Seite 10)
Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See,
Sie baut sich auf im Augenblicke,
Und schwindelnd steigt sie in die Höh.
Der höchsten Schiffe höchste Masten
Ziehn unter ihrem Bogen hin,
Sie selber trug noch keine Lasten
Und scheint, wenn du ihr nahst, zu fliehn.
Sie wird erst mit dem Strom, und schwindet,
Sowie des Wassers Flut versiegt.
So sprich, wo sich die Brücke findet,
Und wer sie künstlich hat gefügt?
Diese Brücke, die von Perlen sich erbaut,
Sich glänzend hebt und in die...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Komm du süßer heiliger Schlaf ...
Komm du süßer heiliger Schlaf,
Wunderkind aus besserer Welt,
Drück mir leis die Augen zu,
Die noch Wehmut offenhält.
Komm du silberklarer Mond,
Komm aus dunkler Wolke für:
Wirf den bleichen Leichenschein
Auf die Fieberwange mir.
Dort im Thal, wo's Wasser rauscht,
Hat sie mir ihr Leid vertraut:
Streue Mond dein Totenlicht
Auch aufs Haupt der ärmsten Braut.
Dann wach auf du Geist des Traums,
Laß mich zwei Gebeine sehn,
Die in dunkler Gruft vereint
In ihr...
Ludwig Scharf
Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,
Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.
Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die Beschwerde
Zu übertragen, daß die Lust den andern werde.
Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,
Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.
Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,
Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Friedrich Rückert
Um Mitternacht
Nun ruht und schlummert alles,
Die Menschen, der Wald und Wind,
Das Wasser leisen Falles
Nur durch die Blumen rinnt.
Der Mond mit vollem Scheine
Ruht breit auf jedem Dach;
In weitem Wald alleine
Bin ich zur Stund' noch wach.
Und alles, Lust und Schmerzen,
Bracht' ich in mir zur Ruh'.
Nur eins noch wacht im Herzen,
Nur eins: und das bist du!
Und deines Bildes Friede
Folgt mir in Zeit und Raum:
Bei Tage wird er zum Liede,
Und nachts wird er zum Traum.
Julius Rodenberg
Morgenstund hat Gold im Mund
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich ”Euer Gnaden.“
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Joachim Ringelnatz
Mißmut
Ein Rauch verwehrt.
Ein Wasser verrinnt.
Eine Zeit vergeht.
Eine neue beginnt.
Warum? Wozu?
Denk' ich dein Fleisch hinweg, so bist
Du ein dünntrauriges Knochengerüst,
Allerschönstes Mädchen du.
Wer hat das Fragen aufgebracht?
Unsere Not.
Wer niemals fragt, wäre tot.
Doch kommt's drauf an, wie jemand lacht.
Bist du aus schlimmem Traum erwacht,
Ist eine Postanweisung da,
Ein Telegramm, ein guter Brief, -
Du atmest tief
Wie eine Ziehharmonika.
Joachim Ringelnatz
Natur ist glücklich…
Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen
sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:
wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?
Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?
Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?
Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?
Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich
wie jeder Zweig an einem jeden Baum?
Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung
ins unbekannte Glück so rein, so reg?
Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung
und hält...
Rainer Maria Rilke
Vorfrühling
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigen’s.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.
Rainer Maria Rilke
Wolkentage
Sturm peitscht die Wellen.
Unvergleichliches Schauspiel
mit der weißen Gischt.
Himmel und Wasser,
ewiger Nachdenkprozess
der Schöpfungstage.
Dann tritt Stille ein,
im Duft der Heckenrosen
ruht der Drossel Lied.
Der Sturm vergangen,
und Harmonie des Abends
prägt die Versöhnung.
Nur ein Streifen Meer.
Kaum ein Plätschern der Wellen,
Wolken und Himmel.
Otto Reinhards