Was Sind Zitate (Seite 6)
Sätze wie: In der Welt überwiegt die Summe des Leidens die Summe des Glücks - was sind sie im letzten Grunde anderes als Wortspielereinen vor dem in Leid wie in Lust furchtbaren, ganz und gar übergewaltigen Charakter des Weltalls! Sollten in diesem ganz unfaßbaren Komplex des Lebens nicht Leid und Lust so untrennbar, so organisch, so durch und durch ineinander verschlungen und verwirkt sein, daß man schon ein Prachtstück an Trockenheit und Pedanterie sein muß, um hier mit einer Waage...
Christian Morgenstern
Was du trägst
Was du trägst,
trägt keiner außer dir.
Lasten sind
Verwandte einer Sippe.
Doch immer sind
sie einzigartig
wie die Träger.
So prägen wir
mit unseren Bündeln
von wechselndem Gewicht
unverwechselbare
Spuren in die Zeit,
vergänglich in ihrem Sein,
unvergänglich in ihrem Sinn.
So reift der Aufbruch.
Längst stehen wir am Scheideweg:
ein weiteres »Immer« der
Spurenprägerei zu wählen
oder zu Lichtspuren zu werden
in den Weiten dieses
liebenden Universums –
zum glückseligen
Tropfen »Ich...
Peter Horton
Sind nicht heilig die Tage
Durch ein Leck in der Ewigkeit
tropfen kostbare Jahre,
eines nach dem anderen,
in die Vergangenheit.
Sind nicht heilig die Tage,
an denen wir Feste feiern,
die älter sind als wir
und treuer als alle
amtierende Wahrheit?
Dann greift stets
eine flammende Gnade
aus einer hohen Welt herein
und fegt die Stunden leer
für Dank an manches stille Du
und Dank ans eigene Ich
und an das, was es beseelt.
Und lichte Unbegreiflichkeiten
klopfen an verborgene Türen
in den...
Peter Horton
Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, canonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht...
Friedrich Wilhelm Nietzsche