Was Sind Zitate (Seite 54)
Krieg ist angesagt
Der nächste Krieg ist angesagt,
weil er schon an der Arktis nagt,
die Waffe, sie heißt Wasserkraft,
die tobend alles niederrafft.
Befehle gibt ein General,
dem ist der Globus ganz egal,
Klimawandel ist sein Name,
sein Heer, die Luft – äußerst warme.
Bald schickt er sie, die große Flut,
um zu zerstören Hab und Gut,
mit aller Wucht rollt sie ins Land,
kein Hindernis sind Deich und Wand.
Das Unheil dauert Jahre an,
weil niemand mehr was ändern kann,
der CO²-Ausstoß war viel zu...
Horst Rehmann
So ein Tag
Heut ist mal wieder so ein Tag,
an dem ich mich pardauz nicht mag,
hab mich im Spiegel betrachtet,
mein Antlitz spöttisch verachtet.
Dort vor mir, dieses fahle Gesicht,
ist es meins? Ich glaube es nicht!
Wangen und Stirn voller Falten,
der Anblick – kaum auszuhalten.
Ich steh' still und klage spontan:
Zeit, was hast du mir angetan,
warum ist die Haut nicht mehr glatt,
weshalb ist sie spröde und matt?
Hab ich irgendwas falsch gemacht,
übers Alter nie nachgedacht,
an ewige Jugend...
Horst Rehmann
Der Mensch von heute
(zum Glück nicht alle)
Offene Ohren, weiches Herz,
selten wie im Wald die Trüffel,
häufiger sind Leid und Schmerz
und Gebrülle wie bei Büffel.
Kein Mensch hört einem Andern zu,
geht lieber stur den eig'nen Weg,
auch Mitleid ist schon längst tabu,
gehört nicht mehr zum Privileg.
Eiskalte Schulter, Herz aus Stein,
so geht der Mensch durch's Leben,
Gefühle zeigt er nur zum Schein,
will nur nehmen, doch nicht geben.
Erst wenn er liegt im Sterbebett,
erntet er das, was er...
Horst Rehmann
Lebenszeitraffer
Unter dem Herzen werden wir getragen,
schreiend blicken wir ins Licht der Welt,
können uns nich wehren, nichts erfragen,
sind tatenlos dem Erdendasein eingesellt.
Unsere Eltern lehren uns das Laufen,
vermitteln Charakter und Verstand,
lassen schnellstens uns noch taufen,
unsere Zukunft liegt in Gottes Hand.
Wir werden weise, erleben täglich mehr,
erfahren Kummer, Liebe, Pein und Leid,
der Körper zehrt am Älterwerden sehr,
zum jähen Ende ist es nicht mehr weit.
Viel zu schnell...
Horst Rehmann
Entdeckt am Wegesrand
Du entdeckst nah am Wegesrand,
ein glänzendes Etwas im Gras,
es steckt zum Teil noch im Sand,
ist aus geschliffenem Glas.
Sehr behutsam legst du es frei,
entfernst den klebrigen Lehm,
dann sagst du so ganz nebenbei:
Diese Farben sind mir genehm.
In deinen zierlichen Händen,
liegt eine Kugel aus Glas,
du bist am Drehen und Wenden,
doch dann vergeht dir der Spaß.
Es ist nichts Wert und auch nicht rein,
was Du am Wegrand findest,
meistens ist es mehr Schein als Sein,
es...
Horst Rehmann
Jeden Tag
gibt es mindestens sechs Gründe zu danken:
1. dafür, daß du lebst
2. dafür, daß du gesund bist
3. dafür, daß du zu essen hast
4. dafür, daß du arbeiten darfst
5. dafür, daß du Freunde hast
6. dafür, daß du lernen darfst
Und nun denk' nach,
was dir jeder einzelne Tag immer wieder schenkt,
wofür du danken solltest.
Es sind sicher
mindestens
noch einmal sechs Gründe!
Irina Rauthmann
Vergessen
Du mußt vergessen lernen,
Mußt aus der Seele Grund
Das süße Bild entfernen,
Von dem das Herz dir wund!
Sieh, vor dir grüne Auen,
Mailust und Sonnenlicht:
Und du willst rückwärts schauen,
Mit Thränen im Gesicht?
Es sei! ich will's verschmerzen,
Doch nur vergessen nie,
Was dem gepreßten Herzen
Einst Himmelswonne lieh.
Willst du die Frommen schmähen,
die betend, sehnsuchtkrank,
Noch starr gen Westen sehen,
Wenn längst die Sonne sank?
Und willst du Ähren flechten
Zu Garben, hoch...
Robert Eduard Prutz
Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,
Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,
Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,
Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!
Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:
Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!
Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,
Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!
Laßt mich euren Rat vernehmen,...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Liebesbriefe
Ich weiß nicht, was ich an dir am meisten loben soll.
Dein Haupt? Aber da sind auch deine Augen.
Also die Augen? Aber die Wangen wollen auch gelobt sein.
Also die Wangen? Aber mich reizen auch deine Lippen
und entflammen mich zur Liebe, wenn sie, geschlossen,
dir einen neuen Reiz geben oder, geöffnet,
süße Wohlgerüche hauchen.
Stehst du vollends da wie Aphrodite auf dem Ida,
dann strahlen mir tausend
bisher verborgene Schönheiten in die Augen.
Flavius Philostratos
Augen
Glänzende traurige Augen –
sie fragen:
Kann ich Dir vertrauen?
Kann ich Deinen Worten glauben?
Wirst Du mich meiner Kindheit berauben?
Darf ich ich sein, wirst Du das erlauben?
Wirst Du meine Träume zerstören?
Wirst Du mir immer zuhören?
Wirst Du mich quälen?
Oder darf ich selbst wählen?
Darf ich Dir sagen, was mir Freude macht?
Darf ich Dir sagen, wenn ich traurig bin,
oder mein Herz lacht?
Bitte hilf mir –
dann sind wir ein Wir!
Karin Obendorfer
Die Lebensleiter
Immer hoch und immer weiter,
klettern wir die Lebensleiter.
Der Weg ist schwer, der Weg ist weit,
für große Pausen bleibt kaum Zeit.
Und aller Mühe noch zur Posse,
fehlt hin und wieder eine Sprosse.
Und sind wir oben angelangt,
vor dem Rückblick es uns bangt.
Was haben wir bewegt, erreicht?
viel zu wenig? Ja vielleicht.
Doch ich der Überzeugung bin,
das Leben hatte einen Sinn.
Heiko Noack
Das Sockenfresser-Sonett
Wenn ich meine Waschmaschine lade
- und da achte ich genauestens darauf -
ist die Socken-Anzahl stets eine gerade.
Das ist anders, mach' ich die Maschine auf.
Vorher warn's ein halbes Dutzend Strümpf'
Leute, darauf schwör' ich jeden Eid.
Nach dem Waschgang sind es nur noch fünf.
Ach, diese Sockenfresserei, die bin ich Leid!
Wo, zum Geier, kommen nur die Dinger hin?
Was macht die Sockenanzahl ungerade?
Sitzt da echt ein Sockenfresser-Monster drin?
Frißt sich's durch...
Edith Nebel
Der Entschluß
Als ich dich fragte: "Darf ich Sie beschützen?"
Da sagtest du: "Mein Herr, Sie sind trivial."
Als ich dich fragte: "Kann ich Ihnen nützen?"
Da sagtest du: "Vielleicht ein andres Mal."
Als ich dich bat: "Ein Kuß, mein Kind, zum Lohne!"
Da sagtest du: "Mein Gott, was ist ein Kuß?"
Als ich befahl: "Komm mit mir, wo ich wohne!"
Da sagtest du: "Na, endlich ein Entschluß!"
Erich Mühsam