Was Ist Leben Zitate (Seite 23)
Das Ich ist unrettbar. Die Vernunft hat die alten Götter umgestürzt und unsere Erde entthront. Nun droht sie, auch uns zu vernichten. Da werden wir erkennen, daß das Element unseres Lebens nicht die Wahrheit ist, sondern die Illusion. Für mich gilt nicht, was wahr ist, sondern was ich brauche, und so geht die Sonne dennoch auf, die Erde ist wirklich, und ich bin ich.
Hermann Bahr
Mein lieber Junge, ein Mensch, der nur einmal in seinem Leben verliebt ist, bleibt ein einfältiger Bursche. Was er Treue und Anhänglichkeit nennt, das nenne ich Trägheit und mangelnde Phantasie. Treue ist für unser Gefühlsleben dasselbe, was für unseren Geist Sturheit ist, ein Ausdruck mangelnder Entwicklungsmöglichkeiten. Die einzige Leidenschaft, die in der Treue zum Ausdruck kommt, ist die Besitzgier. Wie viele Dinge würden wir wegwerfen, wenn wir nicht befürchteten, daß ein anderer sie...
Oscar Wilde
Alles, was vollendet, das heißt, was Kunst ist, ist ewig und unvergänglich, wenn es auch die blinde Hand der Zeit wieder auslöscht, die Dauer ist zufällig, Zugabe; ein vollendetes Kunstwerk trägt die Ewigkeit in sich selbst, die Zeit ist ein zu grober Stoff, als daß er aus ihr Nahrung und Leben ziehen könne.
Ludwig Tieck
Das Leben ach! – O Mutter, bleib am Leben!
Spinn noch dies schöne alte Märchen fort
und teil mit uns, was du uns ja gegeben.
Es ist so traut im alten Lehnstuhl dort,
wenn ich die Hände leg' in deine Hände,
wenn sich dein Herz auf alte Zeiten besinnt;
o sag: Noch ist das Märchen nicht zu Ende –
und ich will lauschen – wie ein selig Kind.
Karl Stieler
Ihr meint, ich trüge meine Stirne
Ihr meint, ich trüge meine Stirne
Etwas zu hoch vor Tatendrang –
Wahr ist's, es lodert mir im Hirne
Zu wild für euren Schneckengang.
Was kümmert mich das kleine Schaffen,
Das eurer Seelchen Sehnsucht stillt –
Was das Erlisten, das Erraffen,
Womit ihr euer Leben füllt;
Was kümmert mich das Weltgetriebe,
Sein leerer Gang, sein hohler Schein!
Ein starker Fels ist meine Liebe,
Und über ihr steht Gott allein.
Prinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden
Human-Wetterregel:
Kalte Nebel drohen feucht,
Sonne lässt sich kaum noch sehen,
das was Dir jetzt unschön deucht,
ist jedoch wie vorher schön.
Lass Dir die Laune nicht vermiesen,
von kalter Nässe bange machen,
auch wenn ringsum die Leute niesen,
gibt es immer was zum Lachen.
Nimm den Humor der Dich umgibt,
und sei vergnügt mal laut mal still,
ein Muss</em> ...dass man das Leben liebt,
man ist stets, was man sein will!
Bertram Jacobi
Gottlos sind wir alle Zeit
Hier ist meine Lust an meinem Leben,
habe es satt, nur eine Kopie zu sein.
Will mich dem Sinnestaumel ergeben
und endlich mich von Qual befrei'n.
Gottlos sind wir alle Zeit,
wenn wir uns nicht befrei'n.
Will der Feigheit heut' entrinnen,
und nicht mit ihr untergeh'n.
Werde diesen Kampf gewinnen
und die Lebenszeit besteh'n.
Gottlos sind wir alle Zeit,
wenn wir uns nicht befrei'n.
Habe Lust auf das, was kommen mag,
denn für den Tod ist's noch zu früh,
will...
Gerd Groß
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Hier und dort nur Seligkeit.
Was soll Wünschen, Hoffen, Streben,
Wenn's die Liebe nicht geweiht?
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Kennt und mißt nicht Zeit und Raum;
Sind wir treu ihr ganz ergeben,
Wird um uns die Welt ein Traum.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
"Ihr seid das Salz der Erde", hast gesagt,
Als auf die Erde mich entließest, Gott.
Froh war ich, stolz, und habe nie geklagt.
Nun muß ich bitten, denn ich bin in Not.
Ich bin ein alter Mann und müder Mann.
Ich möchte flehn: "Nimm mich zurück zu dir.
Die Welt ist so, daß ich nicht leben kann.
Ich kann nicht Salz mehr sein, was soll ich hier?"
Doch eine Sünde wäre das Gebet,
Denn Sünde ist es, wenn ein Mensch erschlafft,
Den Gott dahin gestellt hat, wo er steht.
Noch hab ich nichts, das ich...
Paul Ernst
Unsterblichkeit
Muß sich das Hohe auch in diesem Leben
dem Niedern beugen, tröste dein Gemüt!
Ein Narr ist jeder, der ein edles Streben
verloren gibt, weil er die Frucht nicht sieht.
Wohl wird man dich, doch niemals das vergessen,
was du getan und was dein Geist gedacht,
denn, um den kleinsten Lichtstrahl nur zu fressen,
so groß ist keine noch so tiefe Nacht.
Blick auf den Tag! Er starb auf diesen Firnen,
doch hinter jenen neuert sich sein Lauf.
Und so wie er steht hinter andern Stirnen,
was...
Georg Busse-Palma
Seelengeheimnis
Was tief im Grund sich birgt,
Keiner kann's künden,
Was heimlich Großes wirkt,
Wer will's ergründen?
Dir selber unbewußt
Liegt es verschleiert,
Bis es in tiefster Brust
Auferstehen feiert.
Kommt wie der Dieb so sacht,
Hebt sich zum Leben.
Fühlst es um Mitternacht
Rätselvoll weben.
Dann wird voll Graun dir klar
Dein innres Wesen,
Daß fremd du immerdar
Dir selbst gewesen.
Daß etwas in dir ist
Und lebt im stillen,
Was einzig Richtschnur ist
Für deinen Willen,
Daß frei wir keine...
Carl Hermann Busse