Wandern Zitate (Seite 3)
Verzage nicht, wenn auf der Welt
Nicht eine Seele dich versteht,
Wenn du alleine wandern mußt,
Wo eines mit dem andern geht!
Ist doch für jedes Hälmchen Grün
Ein Perlentropfen, der's betaut,
Für jedes wilde Waldgezweig'
Ein Vogel, der sein Nestlein baut;
Für jeden Fels ein Wölkchen weiß,
das seine graue Stirne küßt,
Für jeden Strom ein tiefes Meer,
In das er seine Wasser gießt.
O hoffe nur, ein Wesen kreuzt
Doch einmal liebend deinen Pfad;
Es naht gewiß und wenn's dir erst
In deiner letzten...
Joseph Mayr-Tüchler
Eitel nichts
's ist eitel nichts, wohin mein Aug' ich hefte!
Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern,
ein wüstes Jagen ist's von dem zum andern,
und unterwegs verlieren wir die Kräfte.
Ja, könnte man zum letzten Erdenziele
noch als derselbe frische Bursche kommen,
wie man den ersten Anlauf hat genommen,
so möchte man noch lachen zu dem Spiele.
Doch trägt uns eine Macht von Stund' zu Stund',
wie 's Krüglein, das am Brunnenrand zersprang,
und dessen Inhalt sickert auf den Grund,
so weit es ging,...
Nikolaus Lenau
Zwiegespräch
"Du gabst mir immer wieder
Dein Herz und deine Lieder,
Ich nahm sie sorglos hin.
Nun muß ich dich betrüben:
Ich darf dich nicht mehr lieben,
Weil ich nicht dein mehr bin."
"Und liebst du einen andern,
Will ich ins Weite wandern,
Mir wird so enge hier.
Wie schmerzlich blüht der Flieder!
Mein Herz und meine Lieder,
Ich lasse sie bei dir."
Klabund
Und doch, wie traurig wäre das Wandern,
Und doch, wie öde wäre die Welt,
Wie kalt der Mond und alle Gestirne,
Wüßt ich nicht fern auf der kleinen Erde
Irgend ein heimliches Nest mir gebaut,
Ein kleines Nestchen,
Und wüßt' ich im Nestchen ein Herz nicht,
Das in Sehnen mir schlägt
Und des Wandernden denkt;
Und säßen im Nestchen
Die Vögelchen nicht
Aufsperrend die Schnäblein,
Und zwitscherten lustig
Und fragten die Mutter:
Kommt der Vater auch bald
Und bringt uns Futter?
Johann Gottfried Kinkel
Seltsame Genossen
Ist das ein seltsamliches Gewander:
Ihr schrittet noch eben vergnügt miteinander
durch Wälder und Wiesen und Sonnenschein,
du siehst dich um – da gehst du allein.
Er blieb zurück am Weggelände,
das Wort auf den Lippen, er sprach's nicht zu Ende;
ein wunderlich Gebaren, und doch
scheint deins verwunderlicher noch.
Ganz ruhig gehst des Weges du weiter,
hast schnell einen andern vergnügten Begleiter,
und fröhlich wieder zieht ihr drein
durch Wälder und Wiesen und...
Wilhelm Jensen
Wenn nächtens du…
Wenn nächtens du den kleinen Schuh
Von deinen Füßen streifest
Und in die braunen Haare du
Mit lichten Händen greifest,
Und lächelnd vor dem Spiegel dann
Dein Häubchen festzustecken:
Fällts dich nicht manchmal plötzlich an
Wie heimliches Erschrecken,
So daß du eilig Hals und Brust
Verbirgst in den Gewanden,
Dieweil du meinst, ich wäre just
Still hinter dir gestanden?
Denn wenn im dunklen Schoß der Nacht
Die Dinge versanken,
Dann wandern zu dir glutentfacht
Die schwärmenden...
Hans Demetrius, Ritter von Hopfen
Künstlerweihe
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebückt
Und bergen scheu, was wir im Herzen hegen,
Und reden Worte, die uns nicht bewegen,
Und tote Dinge preisen wir entzückt.
Die Seele ist vergraben und erstickt ...
Verfaultes leuchtet fahl auf nächt'gen Wegen ...
Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,
Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.
Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs Buch
Vom Parcival, und vor mir stand der Fluch,
Der vom verlornen Gral...
Hugo von Hofmannsthal
Neues Leben
Hat dich die Liebe berührt,
Still unter lärmenden Volke,
Gehst du in goldner Wolke,
Sicher von Gott geführt.
Nur wie verloren, umher
Lässest die Blicke du wandern,
Gönnst ihre Freuden den Andern,
Trägst nur nach einem Begehr:
Scheu in dich selber verzückt,
Möchtest du leugnen vergebens,
Daß nun die Krone des Lebens,
Strahlend die Stirn dir schmückt.
Paul von Heyse
Die Heimführung
Ich geh nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
Wo meine Mutter am Eingang kaurt
Und auf des Sohnes Heimkehr laurt.
»Laß ab von mir, du finstrer Mann!
Wer hat dich gerufen?
Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
Dein Auge sprüht, deine Wang ist weiß; -
Ich aber will mich lustig freun
An Rosenduft und Sonnenschein.«
Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn,
Mein süßes...
Heinrich Heine
Ein Frosch im Teiche sprach zum Andern:
" – Und ob wir bis zum Pole wandern,
Nein! so melodisch und voll Seele,
Wie Du, singt keine Philomele!" –
Lusttrunken rief das Fröschlein aus:
"Wem aber dank' ich den Applaus?
Brekex! Nur deinem Unterricht.
So klingt die Menschenflöte nicht.
Ich fühl' in meinem – Deinen Werth.
Du bist allein schon ein Concert;
Die ganze Teich-Akademie
Bewundert deine Melodie." –
Nicht anders loben lächerlich
Zwey Thoren in Journalen sich.
Johann Christoph Friedrich Haug
Warum denn warten
Von Tag zu Tag?
Es blüht im Garten,
Was blühen mag.
Wer kommt und zählt es,
Was blüht so schön?
An Augen fehlt es,
Es anzuseh'n.
Die meinen wandern
Vom Strauch zum Baum;
Mir scheint, auch andern
Wär's wie ein Traum.
Und von den Lieben,
Die mir getreu
Und mir geblieben,
Wär'st du dabei!
Klaus Groth