Vom Leben Zitate
Leben
Sag' nicht vom Leben, daß ein Glück es sei.
Auch nicht ein Unglück oder eine Last;
Wenn du es sagst, bist du in dir nicht frei
Und weißt noch nicht, was du am Leben hast.
Das Leben, das in Wahrheit so zu nennen,
Ist eine Arbeit, die dir aufgegeben;
Als solche wag' es freudig zu erkennen,
Um dich zum Meister würdig zu erheben.
Den Meister macht auch hier die Übung nur,
Die treue Übung, die die Kraft dir mehrt,
Und Tag für Tag auf ihrer sichern Spur
Freundlich das Rechte recht dich...
Julius Hammer
Das Lied der Bildsäule
Wer ist es, wer mich so liebt, daß er
sein liebes Leben verstößt?
Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,
so bin ich vom Steine zur Wiederkehr
ins Leben, ins Leben erlöst.
Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;
der Stein ist so still.
Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.
Hat keiner den Mut,
durch den ich erwachen will?
Und werd ich einmal im Leben sein,
das mir alles Goldenste giebt, –
so werd ich allein
weinen, weinen nach meinem Stein.
Was hilft mir mein Blut,...
Rainer Maria Rilke
Mensch und Unmensch werden 40
Wenn ein Mensch die 40 zeitigt,
Ist er noch nicht alt – das heißt nicht,
Daß er vom Leben noch nichts hatte.
Wenn ein Unmensch doch dagegen
40 wird, hat er vom Leben
Sicher manches mehr gehabt.
Mensch wie Unmensch ist dann klar,
Daß ein Leben 40 Jahr',
Relativ zu sehen ist.
Denn der Mensch macht froh und heiter
In gewohnter Weise weiter.
Doch dem Unmensch droht voll Graus,
wenn er weitermacht das Aus.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Es ergeben sich zwei Syllogismen: Die Kunst blättert den Kitsch vom Leben. Der Kitsch blättert das Leben von den Begriffen. Und: Je abstrakter die Kunst wird, desto mehr wird er Kunst. Je abstrakter der Kitsch wird, desto mehr wird er Kitsch. Das sind zwei herrliche Syllogismen. Wer sie auflösen könnte! Nach dem zweiten scheint es, daß Kitsch = Kunst ist. Nach dem ersten aber ist Kitsch = Begriff - Leben. Kunst = Leben - Kitsch = Leben - Begriff + Leben = zwei Leben - Begriff. Nun ist aber,...
Robert Musil
Hymne an das Leben
Angenommen
vom Leben
das höchste der Gefühle
mit dem Leben
den Reigen der Freude tanzen
das Leben zu lieben
in voller Ekstase
das Leben spüren
dicht an dich geschmiegt
das Leben sehen
durch die Augen der Liebe
das Leben genießen
in vollen Zügen
jeden Augenblick neu.
Irina Rauthmann
Der Ungelehrte, der angesichts eines blühenden Baumes von dem Geheimnis des um ihn herum sich regenden Willens zum Leben ergriffen ist, ist wissender als der Gelehrte, der tausend Gestaltungen des Willens zum Leben unter dem Mikroskop oder im physikalischen und chemischen Geschehen studiert, aber bei aller Kenntnis von dem Ablauf der Erscheinungen des Willens zum Leben dennoch nicht von dem Geheimnis bewegt ist, daß alles, was ist, Wille zum Leben ist, sondern in der Eitelkeit aufgeht, ein...
Albert Schweitzer