Verlangen Zitate (Seite 4)
Dennoch
"Dennoch" ist ein schönes Wort,
"Dennoch" heißt mein Glaube;
"Dennoch" sag' ich fort und fort,
Ob ich lieg' im Staube,
Ob ich steh'
Auf der Höh'
In des Glückes Schimmer,
"Dennoch" sag' ich immer.
Ob ich bleib' ein armer Mann
Und die Andern prangen,
Da ich weder will noch kann,
Wie sie es verlangen;
Ob der Welt
Es gefällt,
Mich darum zu plagen:
"Dennoch" will ich sagen.
"Dennoch" will ich stille sein
Und an Gott mich halten;
Dennoch laß ich ihn allein,
Meinen Vater, walten;
"Dennoch"...
Klaus (Claus) Harms
Nachtlied
Zur Ruhe ist gegangen
Der Menschen Treiben, Thun;
Sie finden ihr Verlangen, –
Nur mein Herz kann nicht ruhn.
Jetzt erst wird Alles stille,
Die Nacht zieht groß einher,
Mit ihres Friedens Fülle; –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Zu dir kommt auch der Frieden,
Wenn gleich der Busen schwer;
Er naht sich gern den Müden, –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du vergangner Zeiten? –
O, sie sind dir Gewähr,
Daß sie auf schön're deuten. –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
Der Kuß im Traume
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg...
Karoline von Günderode
Sehnsucht
Erträume dich in allen diesen Dingen,
in denen ich ehrlicher als ein Engel bin,
im Traum der Nacht werden wir uns durchdringen
wie ein Regenbogen einem roten Rubin.
Schiebe die grauen Wolken vom Sternenhimmel,
krauses Wasser den Mond im klaren Schein bricht,
reiten durch dunkle Schatten auf einem Schimmel
zur Sehnsucht, die heller erstrahlt als das Licht.
Erkenne dich im Begehren, das uns bindet
im einzigen Wunsch nach Zweisamkeit,
in Illusion von ewiger Zeit
das Verlangen, das...
Gerd Groß
Himmlische Verführung
Pochend hüllt der einzige Wunsch des Herzens,
eine Liebe zu erfahr'n in Gegenwart,
in tiefer Erinnerung große Schmerzen,
ein einsames Verlangen erleben ganz zart.
Schicksalswissend, ergeben dem Gefühl,
dich liebkosend deinen Körper berühr'n,
deine Haut streichelnd, es ist mein Kalkül
dich in wunderschönsten Träumen verführ'n.
Gerd Groß
Sie sollen es nicht sehen…
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich das Bild betrachte,
Das mir so viele Leiden,
So viele Schmerzen brachte.
Sie sollen es nicht sehen,
Wenn glühendes Verlangen,
Verrätherisch mir färbet,
Die sonst so blassen Wangen.
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich des Nachts alleine,
Sein Bild an's Herz gedrücket
In meiner Kammer weine.
Maria Eugenie delle Grazie
Abschied
War unersättlich nach viel tausend Küssen,
Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.
Nach herber Trennung tiefempfundnem Leiden
War mir das Ufer, dem ich mich entrissen,
Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,
Solang ich's deutlich sah, ein Schatz der Freuden;
Zuletzt im Blauen blieb ein Augenweiden
An fernentwichnen lichten Finsternissen.
Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,
Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;
Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.
Da war...
Johann Wolfgang von Goethe
Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!
Johann Wolfgang von Goethe
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du...
Johann Wolfgang von Goethe
Liebesglück
O wie so leicht in seligen Genüssen
Sich mir die Stunden jetzt dahinbewegen!
Ins Auge schau' ich dir, bist du zugegen,
Und von dir träum' ich, wenn wir scheiden müssen.
Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,
Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,
Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen,
Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.
Der erste weckt Begier nach tausend neuen,
Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,
Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.
Nun...
Emanuel Geibel
Verbotene Früchte
Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,
wie süß die verbotenen Früchte sind?
Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,
wo sie an goldenen Zweigen hangen.
Für jeden sind sie leicht zu erreichen,
der Mut hat, von der Herde zu weichen
zum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt –
Sag, hab ich nicht deinen Wunsch geschürt,
auch vom verbotenen Apfel zu kosten?
Willst lieber zu Hause sitzen und rosten,
in Ehren ein altes Jüngferlein werden?
Glaub mir, es lohnten die Götter auf...
Else Galen-Gube
Ein froh und tröstlich Lied
Gottvaters blühendes Wunderkleid
wallt über unsere Lande weit
und schmückt die arme Erde.
Die Blumenwiese ist sein Saum,
die Kinder haschen noch im Traum
danach mit Lustgebärde.
Gottvaters blühendes Wunderkleid
birgt allen Trost für Menschenleid!
Aus seinen langen warmen Falten
hat Menschenhand ihr täglich Brot
und Früchte süß und goldenrot
noch Jahr um Jahr erhalten.
Gottvaters blühendes Wunderkleid
rauscht durch die Welt in Ewigkeit
und hört nicht auf zu...
Walter Flex