Unbekannte Zitate (Seite 2)
Gegen die Vivisektion
Ein unbekanntes Band der Seelen kettet
Den Menschen an das arme Tier,
Das Tier hat seinen Willen – ergo Seele –
Wenn auch 'ne kleinere als wir.
Ein Mensch, mißbrauchend die Gewalt und Stärke,
Ein lebend Herz zerreißend – wie?
Wer gleicht denn hier dem wilden Tiere,
Ist es der Mensch, ist es das Vieh?
Friederike Kempner
Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herziges Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das...
Johann Wolfgang von Goethe
An vollen Büschelzweigen,
Geliebte, sieh nur hin!
Laß dir die Früchte zeigen,
Umschalet stachlig grün.
Sie hängen längst geballet,
Still, unbekannt mit sich;
Ein Ast, der schaukelnd wallet,
Wiegt sie geduldiglich.
Doch immer reift von innen
Und schwillt der braune Kern;
Er möchte Luft gewinnen
Und säh die Sonne gern.
Die Schale platzt, und nieder
Macht er sich freudig los;
So fallen meine Lieder
Gehäuft in deinen Schoß.
Johann Wolfgang von Goethe
Ungeschützt
Immer wieder diese Angst,
sein Herz zu verlieren
an einen Menschen,
der ungeschützt
die Nähe wagt,
in den Augen eines Du
ohne Grund zu versinken.
Immer wieder diese Angst,
Herz über Kopf
ungeschützt
in unbekannte Tiefen und Höhen
geschleudert zu werden,
der Anziehungskraft
eines anderen Menschen
hilflos ausgeliefert zu sein.
Ernst Ferstl
Im Boot des Lebens
Manchmal verspüre ich
große Lust,
mein Lügennetz
mit all den zusammengefischten
Ausreden, Vorurteilen
und vorläufigen Antworten
über Bord zu werfen,
mit dem Boot meines Lebens
hinauszusegeln
in noch unbekannte Gewässer,
um dort meine Netze
auszuwerfen
nach klaren Worten,
weiterführenden Gedanken
und herzerfrischenden Gefühlen,
die meinen Hunger nach Aufrichtigkeit
und meinen Durst nach Ehrlichkeit
stillen könnten.
Ernst Ferstl
Zuweilen packte mich ein fröstelnd Grauen
Stets diese Nacken, diese künstlich-weißen,
Und stets dieselben gutgeschulten Augen!
Ich weiß, was all' die Marionetten taugen,
Wenn jene Drähte, die sie führen, reißen ...
Manchmal ist mir, als ob in's Ohr mir raune
Den Liedertext die unbekannte Schöne;
Die Worte hör ich dann, die dunklen Töne,
Die sie mir sang in rasch erwachter Laune.
Ja ... jedes Wort war nur für mich gesungen,
Mir flammten ihrer Augen scheue Sonnen,
Mich lockten alle gleißenden...
Ada Christen
An eine, die vorüberging
Der Straßenlärm betäubend zu mir drang.
In großer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,
Schritt eine Frau vorbei, die mit der Hand gerafft
Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang;
Anmutig, wie gemeißelt war das Bein.
Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht,
Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,
Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren,
Durch deren Blick ich jählings neu geboren,
Werd in...
Charles Baudelaire
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»Im Leben wird oft besser Komödie...""