Übers Leben Zitate (Seite 4)
Die Zugvögel finden im Herbst ihren Weg; über die weiten Wasser hinweg bis in die sonnigen Gegenden, die sie brauchen, um zu überwintern, um zu überleben. Im Frühling kehren sie zurück in das heimatliche Nest. Die Fische schwimmen oft über Tausende Kilometer bis zu ihren Laichplätzen, oft jenseits eines Ozeans, um dort das Leben weiterzugeben. Auch der Mensch kommt mit einem Programm auf die Welt, das ihm eingeprägt ist, ähnlich der Schwalbe, ähnlich dem kleinen Fisch. Wohin zieht es den...
Franz König
Um Freude am Leben zu empfinden, muß man sich in der Welt immer mit den Menschen, niemals mit den Dingen befassen. Die Dinge gehören dem Fortgang der Zeiten an, der Geschichte, und daher berührt es uns nicht. Die Menschen aber berühren den Genuß des einzelnen Geschöpfs in der kurzen Spanne unseres Lebens.
Ferdinando Galiani
Wie in meinem Willen zum Leben Sehnsucht ist nach dem Weiterleben und nach der geheimnisvollen Gehobenheit des Willens zum Leben, die man Lust nennt, und Angst vor der Vernichtung und der geheimnisvollen Beeinträchtigung des Lebens, die man Schmerz nennt: also auch in dem Willen zum Leben um mich herum, ob er sich mir gegenüber äußern kann oder ob er stumm bleibt.
Albert Schweitzer
Die Freude ist ein Schmetterling
der dicht über den Boden flattert.
Der Kummer dagegen ist ein Vogel
mit großen, starken schwarzen Schwingen,
die tragen uns hoch über das Leben,
das unten im Sonnenlicht im Grünen liegt.
Der Vogel des Kummers fliegt hoch oben,
dort, wo die Engel des Schmerzes Wache halten
über die Lager des Todes.
Edith Södergran
Wenn Du dort auf mich wartest
Ich bringe dir
die ersten Sonnenstrahlen
zum Frühstück
oder den Vollmond
als Mitternachtseinlage ans Bett –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich reiße alle Grenzen nieder
oder neue Gräber auf –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich springe über meinen Schatten
oder zünde siebenundsiebzigeinhalb
Freudenfeuer an –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich gehe in die Luft
oder schwimme bis ans Ende
aller Weltmeere –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich mache dem...
Ernst Ferstl
Was ist Weltanschauung? Der Inbegriff der Gedanken, die die Gesellschaft und der einzelne über Wesen und Zweck der Welt und über Stellung und Bestimmung der Menschheit und des Menschen in ihr in sich bewegen. Was bedeuten die Gesellschaft, in der ich lebe, und ich selber in der Welt? Was wollen wir in ihr? Was erhoffen wir in ihr? Die Antwort, zu der die vielen einzelnen auf diese Grundfragen des Daseins gelangen, entscheidet über den Geist, in dem sie und ihre Zeit leben.
Albert Schweitzer
Nun hat aber Gott tatsächlich dem Menschen nicht nur die Verfügung über fremdes Leben, sondern selbst über das eigene genommen: Darf da eine Abmachung unter Menschen über gegenseitiges Töten die Schergen des Staates von jenem Verbot entbinden und ihnen erlauben, diejenigen hinzurichten, die ein irdisches Strafgesetz zu töten befiehlt? Würde dann jenes Gebot Gottes nicht nur gerade soviel gelten, als die Rechtsbücher der Menschen es dulden?
Hl. Thomas More (Morus)
Die Federn
Drei Federn wurden uns für dieses Leben
Zum wechselnden Gebrauch anheim gegeben.
Aus seinem Fittich gab zuerst ein Engel
Die eine Dir, daß Du des Lebens Mängel
Damit verzeichnest mit Gelassenheit.
Die zweite stammt aus eines Adlers Flügel,
Sie folgt der Phantasie mit leichtem Zügel,
Kühn bis zur Sonne, über Wolken hebet
Ihr Flug sie, der der Wirklichkeit entschwebet,
Erheiternd mildert sie den Ernst der Zeit.
Die dritte löste sich aus Amors Schwingen,
Um treuer Liebe Sprache Dir zu...
Natalie von Herder
Schon an der Größe eines Augenblicks läßt sich die Größe eines Lebens ermessen: Die Höhe einer Bergkette wird ja auch nicht nach der Höhe irgendeiner Talsohle angegeben, sondern ausschließlich nach der Höhe des höchsten Berggipfels. So entscheiden auch im Leben über dessen Sinnhaftigkeit die Gipfelpunkte und ein einziger Augenblick kann rückwirkend dem ganzen Leben Sinn geben.
Viktor Frankl