Treue Zitate (Seite 10)
Bücher können sein wie Menschen,
die wir liebgewinnen,
die uns wieder lieben,
denen wir das Herz aufschließen,
die darinnen Wohnung nehmen,
die uns still begleiten alle Wege,
deren Treue wir uns stets versichert fühlen,
die in Glück und Elend uns zur Seite stehen,
die mit Blütensträußen unsere Freudenwege zieren,
die auf kühnen Brücken über Kummerklüfte
uns mit Zauberhänden führen.
Sie sind wie Menschen, die wir liebgewinnen,
die wir niemals mehr vergessen können,
deren Anblick...
Carl Peter Fröhling
Guter Rat
An einem Sommermorgen
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitre Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer,
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.
So heimisch alles klingt
als wie im Vaterhaus,
und über die Lerchen schwingt
die Seele sich hinaus.
Theodor Fontane
Die gute alte Zeit
Wir sollten uns hüten
vor der hinterlistigen Vergangenheit,
sie will uns
unbedingt festhalten
im großzügig angelegten Käfig
angenehmer Erinnerungen
und Gewohnheiten.
Sie will,
daß wir ihr die Treue halten
für alle Zeiten,
sie verklären und verherrlichen.
Sie will uns abhalten
vom Aufbruch
in das verheißungsvolle Land Zukunft,
will uns fesseln
an das Bekannte und Bewährte.
Wir sollten uns hüten
vor der guten alten Zeit,
sie stiehlt uns sonst
eine ganze Menge...
Ernst Ferstl
Nachtlied
Vergangen ist der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag;
So reist die Zeit die ganze Nacht,
Nimmt manchen mit, ders nicht gedacht.
Wo ist nun hin die bunte Lust,
Des Freundes Trost und treue Brust,
Des Weibes süßer Augenschein?
Will keiner mit mir munter sein?
Da's nun so stille auf der Welt,
Ziehn Wolken einsam übers Feld,
Und Feld und Baum besprechen sich, –
O Menschenkind! was schauert dich?
Wie weit die falsche Welt auch sei,
Bleibt mir doch Einer nur getreu,
Der mit...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Wortbrüchigkeit! du schlechtestes der Laster,
Das selbst ein unvernünftig blindes Thier,
Den Elephanten, wild und grimmig macht!
Der Mächt'ge beut des schwachen Führers Stachel
Den Hals geduldig; eine Lastenburg
Läßt er sich auf den Rücken willig thürmen; –
Doch sieh! dasselbe Thier so zahm und milde,
Zerstampft den Wärter unter seinem Fuß,
Erfüllt er endlich sein Versprechen nicht! –
So zarten Sinn für Treue hat das Thier!
Heinrich Joseph von Collin
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht,
Die alle Worte nicht erschöpfend nennen,
Woran die Brust wir stets uns blutig rennen,
Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht.
Was liebevoll der Welt Du zugebracht,
Wofür begeistert treue Herzen brennen,
Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen
An des Gemeinen ewig starker Macht.
Ada Christen
Ein neues altes Lied
Vertrau' nicht fürder mehr,
Und liebst du noch so sehr;
Liebt Jeder sich allein,
Und lacht des Andern Pein;
Wer lebt in Leid und Schmerz,
Der findt kein treues Herz.
Vertrau' nicht fürder mehr,
Denn Untreu kränket sehr!
Viel besser Einsamkeit,
Als falsche Freundlichkeit;
Kannst du mit Gott nur sein,
So bist du nicht allein.
Geh' hin zum Anger grün,
Und sieh die Berge blühn,
Natur ist immer da
Mit Mutterliebe nah,
Komm', trink' an ihrer Brust
Vergessenheit und...
Helmina von Chézy
Omnia sol temperat
Alles macht die Sonne mild, sie, die Reine, Zarte.
Neues schließt das Angesicht des Aprils der Welt auf.
Wiederum zu Amor hin drängt die Brust des Mannes.
Über alles Liebliche herrscht der Gott, der Knabe.
Solche Allerneuerung in dem feierlichen Frühling,
und des Frühlings Machtgebot will, daß wir uns freuen.
Altvertraute Wege weist er, auch in deinem Frühling
fordert Treu und rechten Sinn: Halt ihn fest, der Dein ist!
Liebe mich mit treuem Sinn! Sieh auf meine Treue,
die...
Carmina Burana
Scheu und Treu
Er liebte sie in aller Stille.
Bescheiden, schüchtern und von fern
Schielt er nach ihr durch seine Brille
Und hat sie doch so schrecklich gern.
Ein Mücklein, welches an der Nase
Des schönen Kindes saugend saß,
Ertränkte sich in seinem Glase.
Es schmeckt ihm fast wie Ananas.
Sie hatte Haare wie 'ne Puppe,
So unvergleichlich blond und kraus.
Einst fand er eines in der Suppe
Und zog es hochbeglückt heraus.
Er rollt es auf zu einem Löckchen,
Hat's in ein Medaillon gelegt.
Nun hängt...
Wilhelm Busch
Wer möchte diesen Erdenball
Noch fernerhin betreten,
Wenn wir Bewohner überall
Die Wahrheit sagen täten.
Ihr hießet uns, wir hießen euch
Spitzbuben und Halunken,
Wir sagten uns fatales Zeug,
Noch eh' wir uns betrunken.
Und überall im weiten Land
Als langbewährtes Mittel
Entsproßte aus der Menschenhand
Der treue Knotenknittel.
Da lob' ich mir die Höflichkeit,
Das zierliche Betrügen.
Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid;
Und allen macht's Vergnügen.
Wilhelm Busch