Traum Zitate (Seite 9)
Wohl geht der Jugend Sehnen
Nach manchem schönen Traum;
Mit Ungestüm und Tränen
Stürmt sie den Sternenraum.
Der Himmel hört ihr Flehen
Und lächelt gnädig: Nein!
Und läßt vorübergehen
Den Wunsch mitsamt der Pein.
Wenn aber nun vom Scheine
Das Herz sich abgekehrt,
Und nur das Ächte, Reine,
Das Menschliche begehrt.
Und doch mit allem Streben
Kein Ziel erreichen kann;
Da muß man wohl vergeben
Die Trauer auch dem Mann.
Ludwig Uhland
Eine Handvoll Heimaterde nahm ich von der Heimat mit,
als ich schied,
habe in ein Linnensäckchen eingenäht sie mitgebracht,
unter meinem Kissen liegt sie in der Nacht.
Wenn ich schlafe, führt mein Träumen
mich in flaches Steppenland,
wo der glitzernd gelbe Sand
in der Sonne Gluten flimmert
und auf den Akazienbäumen
goldig schimmert,
wo den Horizont begrenzt ein endlos scheinend Halmenmeer,
hin und her
wogt es wie der Wellen Schaum,
rauscht es wie ein leises Singen,
Heimatlieder mir...
Ella Triebnigg-Pirkhert
Liebesleid
Wollt vorübergehen,
Doch es mußt geschehen,
Daß ich deine Küsse
Wie im Traum gepflückt.
Daß ich leiden müsse,
Wenn du mich beglückt.
Gehe nun im Leide
Wie im Festtagskleide,
Hast mit Küssen, Liebster,
Mich so reich geschmückt.
Will mit deinen Klagen
Dir nur eines sagen,
Ewig leiden müssen,
Ist, was mich beglückt. –
Ella Triebnigg-Pirkhert
In den Nachmittag geflüstert
Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.
Sterbeklänge von Metall;
Und ein weißes Tier bricht nieder.
Brauner Mädchen rauhe Lieder
Sind verweht im Blätterfall.
Stirne Gottes Farben träumt,
Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
Schatten drehen sich am Hügel
Von Verwesung schwarz umsäumt.
Dämmerung voll Ruh und Wein;
traurige Gitarren rinnen.
Und zur milden Lampe drinnen
Kehrst du wie im...
Georg Trakl
Ein Tag mit dir
Du gleichst so ganz dem sonnenhellen Tag,
Den ich mit dir wie einen Traum durchlebte,
Der duftig über Tal und Höhen lag,
Daß jedes Blatt in Sommerlust erbebte.
Gedenk' ich dein, dann lächelt mir erhellt
Von deinem Blick die heitre Welt entgegen.
Die Blüte duftet und die Knospe schwellt,
Auf jedem Halme ruht ein stiller Segen.
Und in mir jauchzt es: sieh! der Sommer hat
Sich ewig seine Heimat hier gegründet -
Und ich vergesse, daß manch welkes Blatt
Zu meinen Füßen schon den...
Albert Träger
Liebe und Tod
Die Liebe schritt, als voll das Mondlicht schien,
Des Paradieses Thymianflur entlang
Und spähte hell umher auf ihrem Gang.
Da sah sie plötzlich unterm Eibenbaum
Alleine wandelnd, redend wie ein Traum,
Den Tod; zum ersten Male sah sie ihn.
Flieh, sprach der Tod; denn dieser Pfad ist mein!
Die Liebe weint' und wandte sich, zu fliehn;
Doch scheidend sprach sie: Diese Stund ist dein;
Du bist des Lebens Schatten; wie der Baum
Im Sonnenlicht beschattet rings die Matten,
So wirft im...
Alfred Lord Tennyson
In Anbetung versunken, des Daseins kaum bewußt,
So saßen noch lang wir und staunten in wehmutsvoller Lust. –
So sinken die lieblichen Tage hinab in die Ewigkeit,
So sinkt ein glückliches Leben in die Vergangenheit.
So sinkt getäuschtes Hoffen, es war ein seliger Traum.
Davon wird nimmer gesprochen. Der Klage laß keinen Raum! –
Davon wird nimmer gesprochen, wie glücklich preis ich den Mann,
Der auf das Grab seiner Wünsche dies Kreuzlein setzen kann.
Rudolf von Tavel
Alptraum.
Zwanzigtausend Augen blicken auf mich herab,
erdrücken mich, mit ihrer bösen Kritik.
Starke Arme des Selbstzweifels würgen mich,
nehmen mir jede Luft zu einer Rechtfertigung.
Die Scham entreißt mir schmerzhaft ein Bein,
damit ich ihr nicht entfliehen kann.
Höhnisch grinsend zeigt mir der Haß ein Spiegelbild
und der Stolz hält den Kopf,
damit ich nicht wegblicken kann.
Ekel windet sich schlangengleich
um meinen Körper.
Von innen reißt mir die Angst
genüßlich schmatzend...
Nico Szaba
Über Nacht, über Nacht
kommt still das Leid,
Und du bist erwacht,
O traurige Zeit!
Du grüßest den dämmernden Morgen
Mit Weinen und Sorgen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt das stille Glück,
Und du bist erwacht,
O selig Geschick!
Der düstere Traum ist zerronnen
Und Freude gewonnen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt Freud und Leid,
Und eh du's gedacht,
Verlassen dich beid'
Und gehen, dem Herren zu sagen,
Wie du sie getragen.
Julius Karl Reinhold Sturm
Gefühl ist alles
Fühlen,
Mit dem Herzen denken.
Nicht rechnen immer,
kühl und wissend,
das Wie und Wann
mit dem Verstand erfassen.
Sich selber Liebe schenken,
dem Sein sich
gläubig überlassen.
Vertrauend sich ergeben –
dem Leben!
Dem Leben sich ergeben,
und das Gefühl
zum allumfassenden
Gebot erheben.
Dem innern Rufe folgen,
dem echten Traum,
und schwebend sich bewegen
im Lebensbaum.
Gefühl ist alles.
Wer nicht mehr fühlen kann,
ist tot.
Ingrid Streicher