Tod Zitate (Seite 29)
Geschmeidig, aber fest
Geschmeidig sei und zeitig lern' dich fügen
Der Sphäre, die dich als Beruf umgibt!
Der Störrige stößt sich an hundert Ecken
Und prallt zurück, statt daß er vorwärts geht.
Die Menschen liebe! – sie sind deinesgleichen –
Nur Liebe fesselt sie an dich – nicht Starrsinn.
Die Bäume, die sich biegen, bricht der Sturm nicht,
Und schweigt er, steh'n sie aufrecht wie zuvor;
Doch fügst du dich, bleib in der Wurzel fest,
Und halt im Boden, dem du angestammt!
Nachgiebig, aber stark...
Franz Graf Pocci
Lieben und Hassen
Hassen ist: Ins Herz den Tod
Mit dem Atem ziehen,
Sehn nur halb des Morgens Rot,
Halb der Blumen Blühen!
Lieben ist: Um sich herum
Gottes Welt verschönen,
Leben im Elysium
Unter Freudentönen;
Haben schon den Himmel hier,
Heiter sehn im Trüben:
Liebe Seele, wollen wir
Hassen oder Lieben?
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Von der Zeit
Mein Haus sagte zu mir:
"Verlaß mich nicht, denn hier wohnt deine Vergangenheit".
Und die Straße sagte zu mir:
"Komm und folge mir, denn ich bin deine Zukunft".
Und ich sage zu beiden, zu meinem Haus und zu der Straße:
"Ich habe weder Vergangenheit, noch habe ich Zukunft.
Wenn ich hier bleibe, ist ein Gehen in meinem Verweilen;
und wenn ich gehe, ist ein Verweilen in meinem Gang.
Nur Liebe und Tod ändern die Dinge."
Khalil Gibran
Osterpsalm
Christ ist erstanden!
Schallt es in den Lüften,
Christ ist erstanden!
Hallt es in den Grüften,
Lauernde Feinde,
Zittert und bebt!
Trauernde Freunde,
Glaubet und lebt!
Engel bedeutens
Weinenden Frauen,
Jünger verbreitens
Rings in den Gauen,
Weit in den Landen
Tönt es mit Macht:
Christ ist erstanden,
Völker erwacht!
Christ ist erstanden,
Tod ist bezwungen,
Weil sich den Banden
Jesus entrungen;
Himmel ist offen,
Erde versöhnt,
Glauben und Hoffen
Selig gekrönt!
Karl Gerok
O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt;
Der Priester bist du, der mit reinen Händen
Den Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden,
Und heil'ge Namen schreibt ans Sternenzelt.
Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt,
Ein Purpur wird's, den keiner wagt zu schänden,
Ein Demantschild, gefeit an allen Enden,
Von dem zurück der Pfeil des Spottes schnellt.
Wohl höhnt die Welt in blödem Frevelmute
Manch großes Herz, das ihr doch alles gab,
Was schön und reich in seiner Tiefe ruhte:
Da schwebst,...
Emanuel Geibel
Frühe Sonnen dringen
glühend aus den Zweigen –
Stern um Stern – Forsythia.
Sterbendes gebiert noch Leben,
letzte Kraft den Stern.
Flamme lodert – wilder Brand
hüpft entlang den Zweigen,
tanzt den Winterreigen,
frühen Tod im Blut.
Und sie fallen fern –
taumelnd Stern um Stern,
frühgeborene,
frühverlorene
Forsythien.
Carl Peter Fröhling
Fünf Boote
und eine Handvoll Wind.
Fünf Boote
und ein Strand, der singt.
Fünf Boote
und eine Zeit, die stille steht,
und eine Ferne,
die lockt,
und eine Möwe,
die schreit,
und ein Befehl,
der ergeht.
Fünf Boote
halten sich bereit.
Im ersten steht
die Einsamkeit,
im zweiten hockt
die Traurigkeit,
im dritten sinnt
Vergänglichkeit,
im vierten schwelgt
das Leben,
im fünften schlottert
der Tod.
Fünf Boote
lösen die Taue,
ergreifen die Ruder der Zeit,
ergeben sich der...
Carl Peter Fröhling