Tod Zitate (Seite 26)
Ich kann als Wandrer durch die Welt nur treiben,
Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend.
Nach meinem Sinn nur lesen oder schreiben –
Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend.
Die Hände hab’ ich vors Gesicht geschlagen,
Die Tränen fließen stets bei meinen Klagen,
Die Fehler sehe ich, die in mir lagen,
Ich fand ja keinen Freund, es ward schon Abend.
Das Fundament der Welt ist wüst, o Not!
Das Korn ist aufgebraucht, es gibt kein Brot,
Weh diesem Leben, das hingeht zum Tod!
Ich fand...
Kul Himmet
Nächtliche Stunde
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich's ersinne, bedenke und wende,
und diese Nacht geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Tag.
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich's ersinne, bedenke und wende,
und dieser Winter geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Frühling.
Nächtliche Stunde, die mir vergeht,
da ich's ersinne, bedenke und wende,
und dieses Leben geht schon zu Ende.
Draußen ein Vogel sagt: es ist Tod.
Karl Kraus
Was Lieb' ist? Not, aus der nicht zu entkommen,
Der ungastlichste Gast für jedes Herz,
Ein kaltes Feuer, schmerzensreiche Wonne,
Ein süßer Wermut, wonnenreicher Schmerz,
Die liebste Wunde, Gift voll Wohlgeschmackes,
Klage, die lacht, und Lachen, welches klagt,
Gesunde Krankheit, Scherge, der begnadet,
Das schönste Grab, und Tod, wo Leben tagt.
Jan Kollár
Alte Uhr
Leis tickt die Uhr, der Pendel schwingt,
die zarte Heimchenstimme klingt.
Der Zeiger rückt von Ort zu Ort,
so geht es heut', so geht es fort.
Es sah die Uhr schon manche Zeit,
sie tickte Glück, sie tickte Leid!
Und endet' sie des Tages Lauf,
dann zog der Mensch sie wieder auf.
Es starb der Mensch und ward geborn,
die alte Uhr gib nicht verlorn.
Sie schlug den sanften Silberschlag,
sie schlägt ihn heute, Tag um Tag!
Jüngst zog sie auf ein junger Mann,
heute rührt ein Greis den Pendel...
Gertrud Koehler
Die Rose
Was sehnst du nach der Sonne dich,
Du Rose, jung und schön,
Und strebst empor und mühest dich
Hinauf nach ihren Höh'n?
Sie zieht dich an mit falschem Blick,
Wärmt dir die Wangen rot,
Und willst du dich darüber freu'n,
so wärmt sie dich zu Tod.
Was sehnst du nach der Liebe dich,
Du Herz mit frischem Fleh'n.
Gieb acht, es kann der Rose gleich
Dir Leid dabei gescheh'n.
Franz Ritter von Kobell
Ein Geheimnis
Ihr wißt so viel vom Tod zu sagen,
Vom Grab, in das man mich wird tragen,
Ihr Pred'ger....Doch ich traue nicht
Dem von euch selbst erborgten Licht.
Nur Einer steckte leise Lichter
Auf Höhen an. Er war kein Dichter,
Kein Prediger. Er war Prophet,
Und all sein Atmen war Gebet.
Der sprach vom großen Vaterhause
Und – daß dort jedem seine Klause
Bereitet sei … Er ging voran
Und hat die Tür uns aufgetan.
Doch die Ihr führet seinen Namen,
Ihr wißt auf alles gleich ein – Amen –,
Wonach...
Karl Ernst Knodt
Du, mein künftiges Sein, wie jauchz' ich dir entgegen.
Wie fühl' ich's in mir, wie klein ich bin!
Aber wie fühl' ich es auch,
Wie groß ich werde sein!
O du, die steigt zu dem Himmel hinauf,
Hoffnung, gegeben von Gott!
Ein kurzer, schneller, geflügelter Augenblick,
Er heißet Tod, dann werd' ich es sein!
Friedrich Gottlieb Klopstock
Rasch rennt die Zeit mit Lust und Leid,
Die Stunde ruft: 's ist an der Zeit!
Der Morgen mahnt, der Abend spricht:
Kurz ist der Tag, thu deine Pflicht!
Kurz ist der Tag, rasch ist der Tod,
Drum sei ein Helfer ohne Not,
Und was du thust, mehr thust du nicht –
Das merke wohl – als deine Pflicht!
Hermann Kletke
Der Liebe Obdach
Die Liebe baut, ein thöricht Kind,
Ihr Haus aus Blum- und Blattgewinden;
Hier hofft sie gegen Frost und Wind
Ein freundlich Obdach einst zu finden.
Doch eine Herbstnacht war genug,
Ihr Hoffen ganz in Leid zu kehren,
Das leichte Haus im wilden Flug
Mit Dach und Pfosten zu zerstören.
Nun irrt sie, mit verzagtem Blick,
Zum Tod erschöpft, im wüsten Wetter,
Und sammelt aus verlornem Glück
Sich weinend noch die welken Blätter.
Hermann Kletke
Mahnung! 1917
Bauer, schaff' Fett, Bauer, gib Brot,
Der Hunger tut weh, und groß ist die Not;
Ein Satter muß stehn, wo die Esse loht;
An dich geht des Volkes heilig' Gebot:
Bauer, schaff' Fett, Bauer, gib Brot.
Und schaffst du kein Fett und gibst du kein Brot –
Die Grube verödet, die Esse verloht:
Umsonst ist der Kampf, umsonst war der Tod;
Bald pocht dir der Feind ans Hoftor und droht:
Bauer, schaff' Fett, Bauer, gib Brot!
Paul Keller
Wir wähnten lange recht zu leben
Wir wähnten lange recht zu leben,
Doch fingen wir es töricht an;
Die Tage ließen wir entschweben
Und dachten nicht ans End der Bahn!
Nun haben wir das Blatt gewendet
Und frisch dem Tod ins Aug geschaut;
Kein ungewisses Ziel mehr blendet,
Doch grüner scheint uns Busch und Kraut!
Und wärmer ward's in unsern Herzen,
Es zeugt's der froh gewordne Mund;
Doch unsern Liedern, unsern Scherzen
Liegt auch des Scheidens Ernst zugrund!
Gottfried Keller
Nun haben wir das Blau gewendet
Und frisch dem Tod ins Äug geschaut;
Kein Ungewisses Ziel mehr blendet,
Doch grüner scheint uns Busch und Kraut,
Und wärmer ward's in unsern Herzen,
Es zeugt's der frohgewordene Mund;
Doch unsern Liedern, unsern Schmerzen
Liegt auch des Scheidens Ernst zugrund.
Gottfried Keller
Wachende Augen für anderer Glück,
Fühlende Herzen für fremdes Geschick,
Schnelles Verständnis für Freude und Not,
Helfende Hände im Leben und Tod,
Liebe, die gern im Verborgenen geht,
Schweigende Opfer und stilles Gebet,
Leis wie die Engel und selten erkannt,
Fern von der Menge und niemals genannt,
Reich im Entsagen und dürftig im Lohn,
Friede im Auge und Freude im Ton,
Selig im Geben, doch selbst wünschelos,
Selbstlose Seelen – wie heilig, wie groß!
Theresa Keiter
O, mäßigt euch in euren Trunkenheiten!
Leicht von der Lust nimmt sich der Schmerz ein Pfand.
Gern mag der Tod durch's Reich der Freude schreiten,
Gern drückt auf blum'ge Stirnen er die Hand.
In Asche morgen und zerriß'nem Kleide,
Gesenkten Hauptes wird der Freude
Gedächtnis Vorwurf uns und Pein.
Auf unsre Spiele folgen Leichenzüge;
Uns können Saturnalien die Wiege,
Weh' uns! allein von Totenliedern sein.
Victor Marie Hugo
Umsonst gewartet
Eine Horde von Bazillen
harrte jahrelang im Stillen
hinten auf dem Postwertzeichen
um ins Eingeweid' zu kreuchen
bei demjenigen, der leckt,
was desselben Tod bezweckt.
Doch es wurde nicht geleckt.
Das Postwertzeichen ist korrekt
mit dem Schwamm befeuchtet worden.
Diesem sind Bazillenhorden
ungedacht der Art und Zahl
leider ganz und gar egal.
Und so saßen sie ganz dumm
naß und kalt am Schwamm herum
und begafften etwas blöde
konsterniert die Löcheröde,
denn es wird, solang sie...
Peter Horton