Tod Zitate (Seite 17)
Die einzige der sieben Todsünden, die ich wirklich verabscheue, ist der Neid. Alles andere sind individuelle Sünden, die niemandem wehtun, mit Ausnahme des Zorns. Der Neid aber ist die einzige Sünde, die unweigerlich dahin führt, den Tod eines anderen zu wünschen, dessen Glück einen unglücklich macht.
Luis Bunuel
Das Glück
Es huscht das Glück von Tür zu Tür,
Klopft zaghaft an: – wer öffnet mir?
Der Frohe lärmt im frohen Kreis
Und hört nicht, wie es klopft so leis.
Der Trübe seufzt: Ich laß nicht ein,
Nur neue Trübsal wird es sein.
Der Reiche wähnt, es pocht die Not,
Der Kranke bangt, es sei der Tod.
Schon will das Glück enteilen sacht;
Denn nirgends wird ihm aufgemacht.
Der Klügste öffnet just die Tür –
Da lacht das Glück: Ich bleib bei dir!
Richard Zoozmann
Spätes Erkennen
Ach, wär' ich fern geblieben!
Vom Sehen kommt das Lieben,
Vom Lieben kommt der Schmerz:
Mit ihm rastloses Sehnen,
Mit ihm unzähl'ge Thränen,
In Thränen bricht das Herz!
Das Herz, gebrochen eben,
Kann fürder nicht mehr leben,
Muß sterbend bald vergehen.
Bringt Liebe solche Noth,
Und kommt die Lieb' vom Sehen,
So bringt das Sehen Tod!
Ach wär' ich fern geblieben
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Lied des Alten
Bald vergilbt das grüne Gras,
Rote Rosen werden blaß,
Und dein Flöten und Schalmei'n,
Hirte du,
Hirte, wird vergessen sein.
Über Nacht die Blüte fällt,
Übers Jahr dein braunes Zelt;
Nachtigallenlied verhallt,
Und dein Haar,
Und dein Haar erbleicht wie bald!
Deine Früchte höhlt der Wurm,
Deine Linde bricht der Sturm,
Deine Liebe freit der Tod:
Doch er läßt,
Doch er läßt dir deine Not!
Adolf von Wilbrandt
Den einen faßt das Leben lind
Den einen faßt das Leben lind,
Mag hoch die Flut auch schwellen,
Es tragen, wie ein Liebeskind,
Geduldig ihn die Wellen.
Den andern will der Wogen Spiel
Entrücken seinen Wegen,
Und bis zum Tod, nach seinem Ziel
Schwimmt er dem Strom entgegen.
Ein dritter bleibt am Ufer steh'n, –
Des Lebens Glück und Leiden,
Er darf sie nur von ferne seh'n
Und sehnt sich wohl nach beiden!
O Tag um Tag vorbei ihm schwebt,
Heut klarer, morgen trüber,
Er hat das Leben nicht...
Wilhelmine Gräfin von Wickenburg-Almasy
Tote Liebe
Was mir erwarb
Ihr süßes Licht
Was ihr verdarb
Mein Angesicht
Warum sie starb
Ich weiß es nicht.
Die Märchenbraut
Lag so im Tod
Dem Blick vertraut;
Der Wange Rot
Wer es geschaut
Fiel neu in Not.
Als hübe sie
Die er gewann
Die wie der Früh-
Tau ihm zerrann
Als hübe sie
Zu sprechen an:
Was dich mir warb
Damals im Licht
Was mich verdarb
Für dein Gesicht
Warum ich starb
Ich weiß es nicht.
Wir wissen beid
Nicht wie's geschah
Wir sind im Leid
Uns nun ganz nah
An deine Seit
Sehnt ich mich...
Maria Luise Weissmann
Jahres-Ende
Du greises Jahr: du eilst, dem Ziele zu
Rascher und rascher, sehnst dich nach der Ruh
In einem tiefen grenzenlosen Tod.
Doch sieh: ich eile schneller, nach dem Rot
Des neuen Morgens gierig, dir voraus.
O komm! Hinübergeh! Lösch aus, lösch aus!
Gezeichnetes, Beladenes, befleckt
Mit großer Müdigkeit, mit Schmerz bedeckt –
Vergeh – ich werde! Stirb – und ich vermag
Aufzuerstehn: o neuer, reinster Tag!
Maria Luise Weissmann
Abend im Frühherbst
Weit ausgegossen liegt das breite Land.
Der Himmel taucht den Scheitel noch ins Licht,
Doch seitlich hebt gelassen eine Hand
Die dunkle Maske Nacht ihm ins Gesicht.
Viel fette Lämmer weiden auf der Flur,
In Gärten steht das Kraut in seiner Fülle,
Herbstwälder ziehn als eine goldne Spur,
Am Baum die Frucht glänzt prall in ihrer Hülle.
Es ist der letzte dieser kurzen Tage:
All Ding steht reif und rund und unbewegt
Schwebend in sich gebannt wie eine Waage,
Die Tod und Leben...
Maria Luise Weissmann
Trost
Der Tod kommt bald und sicher,
Hält stets sich in der Näh'.
Er ist ein fürchterlicher
Tröster im Erdenweh.
Ich hasse ihn nicht aus Liebe,
Ich liebe ihn heiß aus Haß.
Wenn man unsterblich bliebe,
Wie grauenvoll wäre das!
Des Fressens und Weitergebens
Urewige Wiederkehr
Als höchsten Ertrag des Lebens
Ertrag' ich nicht länger mehr.
Frank Wedekind