Texte Zitate
![Der GGKalender - Es wird alles anders bleiben Zitat: "Texte kürzen ist wie Saufen. Beides schlägt auf die Leber."](/pic/1025058/600x316/quotation-der-ggkalender-es-wird-alles-anders-bleiben-texte-kuerzen-ist.jpg)
Auch wenn Sie sich eine Erstausgabe eines Dichters holen, steht da nicht der Text darin, den der Dichter ursprünglich geschrieben hat. Der Dichter weiß das, denn mit Schwund muß man rechnen, und ähnlich wie in der Evolution: hundertmal wird ein Text verschlechtert, aber einmal durch Zufall verbessert.
Wolfgang J. Reus
Liebe Frau
Sie sagen,
meine Texte wären
nicht schlecht
etwas unreif noch …
Es käme nur einmal Gott vor
und kaum Sterben und Tod.
Es sei halt alles noch etwas seicht
und man würde halt merken,
daß ich in meinem jungen Leben
noch nichts erlebt hätte!
Na danke!
Mir reichts!
Liebe Frau,
lassen Sie mich ihre Gedichte lesen,
die da handeln von fallendem Herbstlaub
und sterbenden Astern.
Nicht schlecht!
werde ich sagen …
aber man merkt das Alter.
Das Leben ist halt schon
eine ganze Weile her.
Ute Maria Seemann
Die Brille
Korf liest gerne schnell und viel;
Darum widert ihn das Spiel
All des zwölfmal unerbetnen
Ausgewalzten, Breitgetretnen.
Meistens ists in sechs bis acht
Wörtern völlig abgemacht,
Und in ebensoviel Sätzen
Läßt sich Bandwurmweisheit schwätzen.
Es erfindet drum sein Geist
Etwas, was ihn dem entreißt:
Brillen, deren Energien
Ihm den Text zusammenziehen!
Beispielsweise dies Gedicht
Läse, so bebrillt, man nicht!
Dreiundreißig seinesgleichen
Gäben erst - ein - Fragezeichen.
Christian Morgenstern
Btr. Btr.
Ich mag die nicht, die Texte würzen,
indem sie ständig Worte kürzen
und um mich gnadenlos zu reizen.
permanent mit Lettern geizen.
Ich weiß mich damit nicht allein.
Und darum, soviel Zeit muß sein,
sag ich i.A. u.a. Ade-
von mir aus auch noch mit f.G:
verzieht Euch schnell nach jwd!
Die</em> Gegend wär für mich zet.Be
als einzige ok.
KarlHeinz Karius
Sie sang vom irdischen Jammertal,
von Freuden, die bald zerronnen,
vom Jenseits, wo die Seele schwelgt,
verklärt in ewigen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,
das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn' auch die Herren Verfasser;
ich weiß, sie tranken heimlich Wein
und predigten öffentlich Wasser.
Heinrich Heine
Gedankeninsel
Auf der Insel der Gedanken
viele bunte Pflanzen ranken.
Da der Kabarettich wächst
mit dem losen, scharfen Text.
Ein Aphorisapfel lacht,
aus dem man Aphorismus macht.
Fast aus einem gleichen Stamme
wachsen viele Epigramme.
Keck sich Anekdoten wiegen,
die so wahr sind wie die Lügen,
und bei etwas trüben Lichte
sprießen lyrische Gedichte.
Einige erblühen wieder
kurz darauf und werden Lieder.
Lasset die Gedanken spielen
auf der Insel des Skurrilen,
wo der...
Erhard Horst Bellermann