Süßes Zitate (Seite 68)
Ich weiß, daß ich ein Einzelgänger bin. Und ich habe mich deshalb lange schlecht gefühlt. Weil ich glaubte, ich würde nicht entsprechen, wenn ich keine Freundin habe, wenn ich nicht verheiratet bin. Und heute, nach Abwägen aller Vor- und Nachteile, komme ich d'rauf, daß es mir wirklich gut geht. Zumindest geht's mir nicht schlechter als den Leuten in Beziehungen, die ihren täglichen Beziehungswahnsinn leben und sich am 24. Dezember den Schädel einschlagen. Klar deprimiert einen das Alleinsein...
Oliver Baier
Ton visage
Je regarde dans le lointain
et dans la lumière de
s étoiles je vois
ton visage.
Je suis si triste
toi, ne me vois-tu pas ?
La lune sait à quel point je t'aime
elle connaît mes pensées
qui, comme des roses, s'épanouissent autour de toi
je ne t'oublierai pas
j'aime ton visage.
Jürgen Winkler
Beicht-Frage
Einst kam ein schönes Kind zur Beicht'
Von Sünden schwer, von Jahren leicht;
Sie fiel sogleich auf ihre Knie,
Entdeckte, was sie drückt, mit angenehmen Klagen,
Und gab bescheidentlich Bericht auf alle Fragen.
Als ihre Ehrwürd' aber sie
Nach ihrem Namen fragt; so sagte sie geschwinde:
Es ist mein Name keine Sünde.
Christian Wernike
Das Klavier
Süßertönendes Klavier,
Welche Freuden schaffst du mir!
In der Einsamkeit gebricht
Mir es an Ergötzen nicht;
Du bist, was ich selber will,
Bald Erweckung und bald Spiel.
Scherz ich, so ertönet mir
Ein scherzhaftes Lied von dir;
Will ich aber traurig sein,
Klagend stimmst du mit mir ein;
Heb ich fromme Lieder an,
Wie erhaben klingst du dann!
Niemals öffne meine Brust
Sich der Lockung falscher Lust!
Meine Freuden müssen rein,
So wie meine Saiten sein,
Und mein ganzes Leben nie
Ohne...
Christian Felix Weiße
Der Jugend Lenz entblüht den schönen Trieben,
Es heißet ihr Gebot: du sollest lieben!
Der Lenz entflieht, im Herzen steht's geschrieben,
Du hast geliebt; nie sollst du wieder lieben!
Wem die Erinn'rung frühern Glücks geblieben,
Der sehnet sich nach einem zweiten Lieben:
Er wählt, von Sehnsucht und von Wahn getrieben,
Und sieht: ein eitles Hoffen war's, – kein Lieben!
Das Leben welkt; er blicket bang nach drüben:
Und jenseits winkt verklärt sein erstes Lieben.
Weingarten
Gefunden
Du hast ein Herz gefunden;
Hell durch die Seele bricht
Nach sturmbewegten Stunden
Der Liebe Sonnenlicht.
Was deinen Geist umschwebte
Im süßen Traum der Nacht,
Was selig dich durchbebte,
so oft du sein gedacht:
Das Bild, das du getragen,
Verklärt im Herzensschrein
In sehnsuchtsbangen Tagen -
Dies holde Bild ist dein.
Wohl klingt's in solchen Stunden
Wie Sang im Lenzrevier. -
Du hast ein Herz gefunden;
Der Himmel hüt' es dir!
Heinrich von Wedell
Dank für Rat
»Den Kuß und dann die Kralle,
So sind sie alle.
Die Kralle, dann den Kuß,
Macht ihnen nicht Verdruß.« –
»Nimm's nicht so schwer! Laß ruhn!
Sie wissen nicht, was sie tun.
Oder geh fort! Geh, wandere!
's gibt andere,
Nicht alle sind Katzen
Und kratzen,
Bist eben zu lang geblieben;
Man muß mit gepacktem Koffer lieben.
Was ist der Koffer? Es ist dein Geist,
Der dich immer gefaßt sein heißt.
In die Liebe zumeist darf nur sich wagen,
Wer auch enden kann und entsagen.« –
»Dank für den...
Friedrich Theodor von Vischer
Sie war ein Kind vor wenig Tagen,
Sie ist es nicht mehr, wahrlich nein!
Bald ist die Blume aufgeschlagen,
Bald hüllt sie halb sich wieder ein.
Wen kann ich um das Wunder fragen?
Wie? oder täuscht mich holder Schein?
Sie spricht so ganz mit Kindersinne,
So fromm ist ihrer Augen Spiel;
Doch großer Dinge werd' ich inne,
Ich schau' in Tiefen ohne Ziel.
Ja! Wunder sind's der süßen Minne,
Die Minne hat der Wunder viel.
Ludwig Uhland
Wolken und Wellen
Es schweben die rötlichen Wolken
Hoch über Stadt und See.
Was bergt ihr in luftigen Falten,
Ist's Lust, ist's herbes Weh?
Sie türmen sich auf und dräuen,
Sie glühn im Wetterschein
Und werden in wenigen Stunden
Verweht, vergessen sein.
Am Ufer branden die Wellen,
Sie rollen stolz daher.
Sie schäumen im Sand und zerrinnen,
Kein Auge schaut sie mehr.
Die Wolken und Wellen zerfliessen,
Nur eines bleibt gewiss,
Das ist der blaue Himmel
Dort in dem Wolkenriss.
Rudolf von Tavel
Mehr in der Töne Schwellen
Neigt sich die Seele dir;
Höher schlagen die Wellen,
Fluten die Pulse mir.
Fliehen und Wiederfinden,
Wechselnde Melodie!
Laß du die Seele schwinden,
Sterben in Harmonle.
Hörst du den Ruf erklingen,
Rührend dein träumend Ohr?
Weiße blendende Schwingen
Tragen dich wehend empor.
Selig, im Lichte zu schweben
Über den Wolken hoch!
Ließt du das süße Leben,
Kennst du die Erde noch?
Aber zum stillen Grunde
Zieht es hernieder schon;
Heimlich von Mund zu Munde
Wechselt ein...
Theodor Storm
Im Waldgehege
Das braust und stöhnt im Waldgehege,
Es kracht der Baum, die Wolken weh'n;
Ich gehe schweigend meine Wege –
Ich hab's gelernt, im Sturm zu geh'n.
Die Wogen sprüh'n empor, die weißen,
Der See heult und der Nordwind brüllt.
Sturm, willst du mir vom Herzen reißen
Auch noch das Lied, das mich erfüllt?
Ich geb' dir's nicht, – ich preß' die Arme
Um dies gequälte, volle Herz,
Erbarmungsloser Sturm, erbarme
Dich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Karl Stieler
Ersatz
Der führende Stern, der mit schimmerndem Blick
Süß täuschend versprach ein bekränztes Geschick,
Er entschwang sich den Höh'n mit versinkender Pracht,
Es trat mir die Nacht
Vor's Aug' in den trauernden Räumen.
Im Dunkel der Welt auf bewaldetem Steg,
Da ward mir die Seele, die Träne mir reg;
Ich rief: "Für den Stern, den das Auge verlor,
oh tretet hervor,
Ihr tröstlichen Sterne des Herzens!"
Johann Fercher von Steinwand
Vergangenheit
War's nicht ein schöner Morgen?
War's nicht ein Maientag,
Wo ich, im Glück geborgen,
Im Arm der Liebe lag?
War nicht es sternenhelle,
Und sonnenhell zugleich?
Lag nicht an armer Schwelle
Ein unermeßlich Reich?
Zog nicht vom Himmel nieder
Unsterblich tausendmal
Die Göttin ew'ger Lieder
Mit Kränzen ohne Zahl?
Ihr wiegt das Haupt verneinend,
Zieht mich zur Welt zurück –
Mir selbst gestorben scheinend –
Alt Glück, du bist mein Glück! –
Karl Siebel
Wird's drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wer hat wohl beim Hinübergeh'n
Der Freunde schon genug geseh'n?
Wie mancher möchte noch was sagen,
Und muß es mit hinüber tragen;
Nur Ahnung tönet ihm dabei,
Daß dort ein Wiedersehen sei.
Wird's drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wie lang ein Herz auch fühlen mag,
Gefühl hat keinen Sterbetag.
Das Herz, bei seinem letzten Pochen
Hegt vieles noch, unausgesprochen,
Und dieser innern Sprache Wort
Bürgt für ein Wiederfühlen dort.
Johann Gabriel Seidl