Stolz Zitate (Seite 13)
Liebesglut
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Herz
ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
vor Liebesschmerz gar lichterloh
als wie gedörrtes Haferstroh.
Und von dem Feuer steigt der Rauch
mir unaufhaltsam in das Aug',
daß ich vor Schmerz und vor Verdruß
viel tausend Tränen weinen muß.
Ah Gott! Nicht lang ertrag ich's mehr! –
Reicht mir doch Feuerkübel her!
Die füll ich bald mit Tränen an,
daß ich das Feuer löschen kann.
Seitdem du mich so stolz verschmäht,
härmt ich mich ab von früh bis...
Wilhelm Busch
Verzeihlich
Er ist ein Dichter, also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.
Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß im Mondenschein
Und schöne, höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.
Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.
Wilhelm Busch
Der Knoten
Als ich in den Jugendtagen
noch ohne Grübelei,
da meint ich mit Behagen,
mein Denken wäre frei.
Seitdem hab ich die Stirne
Oft auf die Hand gestützt
Und fand, daß im Gehirne
Ein harter Knoten sitzt.
Mein Stolz, der wurde kleiner,
ich merkte mit Verdruß:
Es kann doch unsereiner
nur denken wie er muß.
Wilhelm Busch
Wir gönnen jedem Glücklichen
des Reichtums goldnen Fund;
er sei nicht stolz, noch poch er drauf,
das Glück geht unter und geht auf.
Sein Fußgestell ist rund.
Der Redliche, mit dem das Glück
stiefmütterlich es meint,
der seinem Schiffbruch kaum entschwimmt,
und nackend ans Gestade klimmt,
der finde einen Freund!
Samuel Gottlieb Bürde
Einem Idealisten
O rechte zürnend nicht mit unsern Tagen
Noch lobe traurig die vergangnen Zeiten!
Wärst du im Stande auch zurückzuschreiten
Jahrhunderte, du würdest gleichfalls klagen.
Wo du auch magst an alten Stätten fragen,
Du hörst denselben Kampf, dasselbe Streiten,
Du siehst das Kleine stolz und keck sich breiten,
Was edel ist – in Kettenhaft geschlagen.
Laß doch dem Kleinen, daß es Ruhm erhasche
Auf kurze Zeit! Was wahrhaft groß zu nennen,
Hebt sich, ein Phönix, erst aus seiner...
Otto Buchwald
Nachklang
Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
o laß an Deinem Duft mich berauschen –
die Seligkeit sollt ich um Alltagsglück tauschen?
Ich will kein langes, kein reuloses Glück,
Vollwonne nur einen Augenblick.
Mein heimliches Glück, einer andern geraubt,
mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
Durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
Clara Blüthgen
Die Gäste der Buche
Mietegäste vier im Haus
Hat die alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus,
Nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock
Und gesparten Samen
Sitzt ein Protz im ersten Stock;
Eichhorn ist sein Namen.
Weiter oben hat der Specht
Seine Werkstatt liegen,
Hackt und zimmert kunstgerecht,
Daß die Späne fliegen.
Auf dem Wipfel im Geäst
Pfeift ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest.
Miete zahlt nicht einer.
Rudolf Baumbach
Armenkleid
Ich kreiste um dein Wortgebilde,
Wie ein Trabant um ein Gestirn.
Ich schützte dich vor Neidergilde
War dir Vasall, Lakai und Dirn.
An deinen Lippen festgekettet,
Hielt wehrhaft ich dein Banner fest
Vor jedem Arg, ich dich gerettet,
Vor jedem Feind – vor Rattennest.
Doch in der Zeit, da ich hofierte,
Erstarb mein Wille, fiel mein Stolz.
So sehr ich auch nach Krumen gierte,
War es nicht Brot, nur Galgenholz.
Heut schwenk ich nicht mehr deine Fahne,
Der Rücken ist des Tragens...
Margot S. Baumann
Auf diesen Hügeln überseh ich meine Welt!
Hinab ins Tal, mit Rasen sanft begleitet,
Vom Weg durchzogen, der hinüberleitet,
Das weiße Haus inmitten aufgestellt,
Was ist's, worin sich hier der Sinn gefällt?
Auf diesen Hügeln überseh ich meine Welt!
Erstieg ich auch der Länder steilste Höhen,
Von wo ich könnt die Schiffe fahren sehen
Und Städte fern und nah von Bergen stolz umstellt,
Nichts ist's, was mir den Blick gefesselt hält.
Auf diesen Hügeln überseh ich meine Welt!
Und könnt ich...
Bettina von Arnim
Hast du noch nie recht bitterlich geweint?
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
Daß glüh'nde Tränen dir hervorgedrungen,
Noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
Noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
Durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
Daß du fast meintest, deine Brust zerspränge,
Und daß du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
Hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
Des Daseins Strahlenhöhe nicht...
Hermann Ludwig Allmers