Sterne Zitate (Seite 9)
Ballade
Ein schwüler Garten stand die Nacht.
Wir verschwiegen uns, was uns grauend erfaßt.
Davon sind unsre Herzen erwacht
Und erlagen unter des Schweigens Last.
Es blühte kein Stern in jener Nacht
Und niemand war, der für uns bat.
Ein Dämon nur hat im Dunkel gelacht.
Seid alle verflucht! Da ward die Tat.
Georg Trakl
Silentium!
Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
laß sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.
Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.
Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine...
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Weihnachtslied
An einem Winterabend
spazierte ich allein
durch enge, stille Gassen.
Die Wege ohne Schein -
verschneit und gottverlassen.
Es zog mich immer weiter
hinaus ins weiße Feld.
Hoch über mir die Sterne -
beschaulich war die Welt.
Und als ich sehr viel später
den Ort erneut durchquert,
sah ich in einem Kirchlein
den Heiland - hochverehrt.
Ich sang mit der Gemeinde,
"In Dulci Jubilo"
und in der Weihnachtsmette
wurd's mir ums Herz recht froh.
Werner Tiltz
Wintersonnenwende
Lichter am Baum
und Lichter am Himmel –
sie erhellen
die dunkelste Nacht;
in ihrem Strahlen
und ihrem Gefunkel
spürn wir der Sonne
strahlende Macht!
Sterne sind Kerzen
und Kerzen sind Wärme,
wissen um lachende
Zuversicht,
wissen um Wachsen und
wissen um Werden –
und vergessen
die Liebe nicht.
Ingrid Streicher
Abendritt
Nebelpferde seh ich wieder
durch den späten Abend reiten,
während Mond und Sterne
in die Wolkenschluchten gleiten.
Finster wird die kalte Nacht;
tiefer neigen sich die Ruten,
während hohl das Schicksal lacht,
sinken bebend sie in Fluten.
Lichtgedanken ziehn sie mit,
lachend hinterm Hollerbaum.
Alle Hoffnung reitet mit,
flüchtend in den Weltenraum.
Ingrid Streicher
Geflüster der Nacht
Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.
Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,
Die unterwegs verwehet sind?
Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,
Das emsig drängt sich anzusagen?
Theodor Storm
Im Traum
Ich ritt auf einem schwarzen Pferde
Durch die Nacht.
Ich ahnte nicht,
Dass das so stolz und traurig macht.
Ich war ein junger Edelmann,
Und hatte goldene Kleider an.
Doch auch der Sterne reiche Pracht,
Sie konnte mich nicht trösten.
Ich wusste nicht, woher ich kam.
Ich wusste nicht, wohin ich ritt.
Ich wusste nur, dass ich unsäglich litt.
Die Bäume und die Steine um mich waren fremd.
Und meine schweren Kleider
Froren wie ein Totenhemd.
Ich kannte meinen Namen nicht mehr,
Nicht...
Francisca Stoecklin
Wie wundersam ... !
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken:
Die ganze Welt mit lichten Augen seh'n,
Im Sonnenschimmer klarer Freude geh'n,
Eins sein in einem tiefen Glücksgedanken!
Und wie im Leben auch die Stürme weh'n,
Da ist kein Zagen und da ist kein Schwanken:
Fest steht die Liebe, wie die Sterne steh'n –
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken!
Karl Stieler
Triumphzug der Nacht
Ein müder Zugstier schreitet schwer und sacht,
vom Flimmerglanz des Mondenlichts umlacht.
Sein warmer Odem haucht durch reifes Korn,
in Rosenketten prangt das Riesenhorn.
Er schreitet still durch Duft und Blütentau,
und wo er rastet, lächelt stumm die Au.
Zu seinen Häupten strahlt ein blauer Stern,
zum Greifen nahe, und doch nebelfern.
So rollt in Ruhe, müde, schwer und sacht,
im Traum dahin das Goldgespann der Nacht.
Im Nebelkleide thront die Königin,
und über Blüten...
Maurice Reinhold von Stern
Worte
Die Worte sollen nicht Dornen sein,
Das bange Herz zu verwunden –
Es wird ja doch so selten ein Strauß
Von Rosen dem Leben gebunden.
Und wo so spärlich die Rosen blühn,
Verhüllt nur die Sterne scheinen,
Da darf durch's spitzige Wort kein Aug'
Eine einzige Thräne weinen.
Es sei das Wort fürs klagende Herz
Balsam der Wiederbelebung,
Zu Grabe tragend den herben Schmerz
Mit stillem Trost der Ergebung.
Karl Stelter
Bitte an den Mond
Du, so voll, so rund und blond,
Arglos von Gebärde,
Was, herzallerliebster Mond,
Blickst du stets zur Erde?
Siehe, dein Geleis entlang
Geht ein Glüh'n und Blinken,
Liebliches Bemüh' n nach Klang
Und ein heimlich Winken.
Frage nach dem lieben Wort,
Das im Glanzesleben
Sich die fernen Sternlein dort
Zuzuflüstern streben!
Johann Fercher von Steinwand
Fülle des Lebens
Dein Stern erglänzt in Auferstehungsfrühen,
Dein Schicksal treibt, als Opfer sich zu spenden,
Durstige Flamme, kühn, sich zu verschwenden,
Wie Laubgerinnsel, die im Herbstwald sich verglühen.
In Fernen sind die Hölzer schon geschichtet,
Den Leib zu neuer Weihe zu empfangen –
Und schwellend ist, um das die Wimpel deiner Träume hangen,
Das Brautbett deiner letzten Sehnsucht aufgerichtet.
Ernst Maria Richard Stadler