Sterne Zitate (Seite 2)
Das große Karussell
Im Himmel ist ein Karussell,
Das dreht sich Tag und Nacht.
Es dreht sich wie im Traum so schnell,
Wir sehn es nicht, es ist zu hell
Aus lauter Licht gemacht;
Still, mein Wildfang, gib acht!
Gib acht, es dreht die Sterne, du,
Im ganzen Himmelsraum.
Es dreht die Sterne ohne Ruh
Und macht Musik, Musik dazu,
So fein, wir hören's kaum;
Wir hören's nur im Traum.
Im Traum, da hören wir's von fern,
Von fern im Himmel hell.
Drum träumt mein Wildfang gar so gern,
Wir drehn uns mit...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Leises Lied
In einem stillen Garten,
an eines Brunnens Schacht,
wie wollt ich gerne warten
die lange graue Nacht.
Viel helle Lilien blühen
um des Brunnens Schlund;
drin schwimmen golden die Sterne,
drin badet sich der Mond.
Und wie in den Brunnen schimmern
die lieben Sterne hinein,
glänzt mir im Herzen immer
deiner lieben Augen Schein.
Die Sterne doch am Himmel,
die stehn uns all so fern;
in deinem stillen Garten
stünd' ich jetzt so gern.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Red und Antwort.
Sag, was isch uf der liebe Welt
Noch azfoh, Mensch, mit Dir?
De stuunsch in's Blau, wie d'Wulke ziehnd
Und bisch bald hinterfür.
»So loß mi stuune. Denk, i suech
E Stern, wo d'Wulke deckt.
Giduld nur, bis sie überezieht
Und 's Liecht mi wieder weckt.«
De thuesch nyt meh, De redsch nyt meh
Und stiehlsch em Herrgott d'Zyt.
»I red im Stille zu dem Stern
Bis Antwort kunnt – 's isch wyt.«
Und Tag für Tag laufsch ganz allei
Zum Thor uus dur der Schnee.
»I suech die...
Jakob Christoph Burckhardt
Du klarer Stern, der…
Du klarer Stern, der meine Nacht
Mit freud'gem Kuß hinweggelacht,
Wer je dich sah, vergißt dich nicht.
Wo gingst du hin, du schönes Licht?
Ich suche dich auf Berg und Höhn;
Denn ach! – Du warst so schön, so schön!
In deines Augens mildem Glanz
Verlor sich meine Seele ganz.
Und im Verlust ward mir erst klar,
Daß in mir Geist und Leben war.
Nun such ich mich in dir, mein Stern,
Doch ach! – Du bist so fern, so fern!
Adolf Böttger
Tief im Schatten alter Rüstern,
Starren Kreuze hier am düstern
Uferrand.
Aber keine Epitaphe
Sagen uns, wer unten schlafe,
Kühl im Sand.
Still ist's in den weiten Auen.
Selbst die Donau ihre blauen
Wogen hemmt.
Denn sie schlafen hier gemeinsam,
Die, die Fluten still und einsam,
Angeschwemmt.
Alle, die sich hier gesellen,
Trieb Verzweiflung in der Wellen
Kalten Schoß.
Drum die Kreuze, die da ragen,
Wie das Kreuz, das sie getragen,
"Namenlos".
Albrecht Graf Wickenburg
Ich werde sein! – Wie ich sei, gleichviel,
Mag wirklich mich die Unterwelt umfangen,
Mag ich im reinen Äther wandeln, oder
Von Welt zu Welt, von Stern zu Sterne schweben:
Dies Herz, der Geist –
Sie bleiben unverändert. Liebend jenes,
Und dieser nur der Tugend Stimme hörend,
Wer ihr gehorchte, ist des Lohn's gewiß,
Es spende ihn ein Minos richtend aus,
Es reiche ihn ein unsichtbarer Gott.
Heinrich Carl Wilhelm Reichsgraf Vitzthum von Eckstädt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch hing ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz...
Theodor Storm
Nacht lächelt still
Nacht lächelt still!
Zitternder Mondstrahl
Wiegt auf den Blumen,
Sich in den Blüten,
Küssend den Atem,
Den zaubrischen, auf.
Nacht lächelt still!
Und auf den Halmen
Lieblicher Gräser
Spielt in den Tropfen,
Den schimmernd reinen
Des Taues, der Stern.
Ich bin allein!
Wie sie auch lächeln,
Mond, Stern und Blume,
Dunkel umfängt mich,
Hier tief im Herzen,
die gräßlichste Nacht!
Aurora Stechern
Wie soll ich dich denn nennen
Wie soll ich dich denn nennen,
Da allem Namen ward?
Das sel'ge Wort zu kennen,
Blieb mir noch aufgespart.
Ich denk' an Himmel und Sterne,
An Meer und Blumen der Flur –
Das sel'ge Wort bleibt ferne,
Wie nenne, nenn' ich dich nur?
Ei Himmel, Sonnen und Sterne,
Und Flur und Perlen gesellt! –
Du bist mir mehr als alles,
Du bist mir eine Welt!
August Karl Silberstein
Lachst nicht mehr? Nanu?
Weiß nicht, aber ich glaube doch,
Daß die Welt ein faules Loch,
Drin die vielen großen Sterne
Nichts als Phosphorschimmer sind.
Lieblich tönt, ja das weiß ich schon,
Nur ein toller Weltenhohn.
Freundlich wären wir so gerne…
Aber lacht denn noch ein Kind?
Wundersam, ja nun glaub' ich fast:
Uns zerklemmt die Weltlochlast.
Ach, die vielen großen Sterne
Sind verweht wie müder Wind.
Paul Scheerbart
Wißt ihr, was es bedeutet,
Wenn von dem Himmelszelt
Ein Stern herniedergleitet
Und schnell zur Erde fällt?
Wenn unten auf der Erde
Ein guter Mensch gedrückt
Von Kummer und Beschwerde
Voll Andacht aufwärts blickt.
Und sich zum Vater wendet
In seinem tiefen Weh,
Dann wird herabgesendet
Ein Engel aus der Höh.
Das ist's, was es bedeutet,
Wenn von dem Himmelszelt
Ein Stern herniedergleitet
Und schnell zur Erde fällt.
Friedrich von Sallet