Sonne Zitate (Seite 32)
Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter
Ich setze mich hin unter nächstbesten Busch
Und sing’'s Blau mir vom Himmel herunter;
Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter.
Aus dem Grautag, in welchen die Sorge öd weint,
Wird ein Blautag, sobald nur ein Lied hell erscheint;
Die verstockteste Wolke wird munter.
Wo ein Liebeslied rot wie die Sonne aufgeht,
Jede Wange frohleuchtend voll Herzblut dasteht.
So ein Rot geht dann schwer mehr herunter.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Den Griechen
Das Inselmeer zertrümmert eine Sonne,
In zärtlicher Umblauung, jeden Tag,
Beschenkt mir ihren Splittern Wald und Hag,
Beschert auch uns Verwundertheit und Wonne.
Der Mann durchgoldet froh die kühle Tonne
Mit Saft, der Plage mundendem Ertrag:
Er stärke ihn vom Palikaren-Schlag,
Die Söhne auch, als kommende Kolonne!
Reicht heitre Griechensonne mir im Becher!
Der Trank ist stark: ihr Gastlichen habt Dank!
Zu euch gehört der Fremdling bald als Zecher.
Des Weines Heimat feiern wir mit...
Theodor Däubler
Ich bin der Herr, der allmächtige Gott,
Ruft's aus der Wolke, säuselt's im Thal;
Wandle vor mir, so ist mein Gebot,
Fromm und demütig in Lust und Qual;
Von meiner Sonne erglänzet dein Pfad,m
Dir leuchtet mein Sternenheer;
Die grünet der Wald und die wogende Saat,
Dir braust mein unendliches Meer.
Dich hab' ich zum Hüter und Herrscher bestellt,
In meiner grünenden prangenden Welt,
Und all' ihre Wunder predigen dir:
"Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir!"
Fromm in der heiligen Nacht;
Fromm,...
Karoline von Dankelmann
Wie lange noch?
Die Sonne verglüht, es verrinnen die Stunden,
Da brechen sie auf, die brennenden Wunden:
Stumme Sehnsucht im pochenden Herzen
Weckt und entfacht die zehrenden Schmerzen.
Seh' ich den Himmel und seine Sterne,
Fühl' ich dich nahe trotz aller Ferne.
Der wogenden Nachtluft würzigen Brodem
Schlürf´ ich, als sei's dein süßer Odem.
Alles verklärt mir ein glänzender Schimmer,
Dich nur erschau' ich, überall, immer:
Die heiße Sehnsucht wird mich verzehren:
Wie lange noch, ach! wie lange...
Therese Dahn
Wilde Rose
Sie ist nicht strahlend, ist nicht schön,
Die Rose wild auf Bergeshöh'n: –
In Wind und Wetter, Sturm und Regen
Kein freundlich Obdach, sie zu hegen:
So steht sie einsam, ungekannt,
Dort oben an des Hügels Rand.
Sie aber glühet, duftet, lacht
Und neidet nicht der Schwestern Pracht:
Denn knospend, dorn'gem Stamm entsprossen,
Hat sie der Sonne sich erschlossen,
Und nur im goldnen Sonnenschein
Verglüht ihr Leben, süß und rein.
Therese Dahn
Anemonen
Sie sprießen licht aus Waldesnacht,
Ohne reichen Duft, ohne Farbenpracht,
Unter den großen, alten Bäumen,
Über das Moos wie flutend Träumen:
Wann der Wind vorüber streicht,
Neigen sie ihre Köpfchen leicht,
Aber wo die Sonne licht
Durch die Blätterkronen bricht,
Saugen sie all das goldige Scheinen
Sehnsuchtsvoll in den Kelch, den kleinen.
So blühen sie scheu, ohne Glanz und Pracht:
Die lichten Kinder der Waldesnacht.
Therese Dahn
Laß mich deine Augen fragen
Ob mein Mund auch dürfte nimmer
Liebesworte zu dir sagen,
Dürft' ich nur der Blicke Schimmer,
Dürft' ich deine Augen fragen.
Dir in Augen möchte ich lesen,
Forschen, wie in heil'gen Sagen,
Ob auf Sternen du gewesen
Eh' die Erde dich getragen?
Ach, ein Wort schafft hohe Wonne
Und ein Wort kann Wunden schlagen;
Laß aus deiner Augen Sonne
Nicht die Lippe mich verjagen.
Nie wird Eden leuchtend helle,
Nie mich deine Seele tragen;
Laß mich lauschen an der Schwelle,
Laß...
Peter Carl August Cornelius
Der Sämann säet den Samen.
Die Erde empfängt ihn und über ein kleines
wächset die Blume hinauf.
Du liebtest sie. Was auch dies Leben
sonst für Gewinn hat, war klein dir geachtet,
und sie entschlummerte dir.
Was weinest du neben dem Grabe
und hebst die Hände zur Wolke des Todes
und der Verwesung empor?
Wie Gras auf dem Felde sind Menschen
dahin, wie Blätter, nur wenige Tage
gehen wir verkleidet einher.
Der Adler besuchet die Erde,
doch säumt nicht, schüttelt vom Flügel den Staub
und kehret zur...
Matthias Claudius
Winter
In den jungen Tagen
Hatt ich frischen Mut,
In der Sonne Strahlen
War ich stark und gut.
Liebe, Lebenswogen,
Sterne, Blumenlust!
Wie so stark die Sehnen!
Wie so voll die Brust!
Und es ist zerronnen,
Was ein Traum nur war;
Winter ist gekommen,
Bleichend mir das Haar.
Bin so alt geworden,
Alt und...
Adelbert von Chamisso
Omnia sol temperat
Alles macht die Sonne mild, sie, die Reine, Zarte.
Neues schließt das Angesicht des Aprils der Welt auf.
Wiederum zu Amor hin drängt die Brust des Mannes.
Über alles Liebliche herrscht der Gott, der Knabe.
Solche Allerneuerung in dem feierlichen Frühling,
und des Frühlings Machtgebot will, daß wir uns freuen.
Altvertraute Wege weist er, auch in deinem Frühling
fordert Treu und rechten Sinn: Halt ihn fest, der Dein ist!
Liebe mich mit treuem Sinn! Sieh auf meine Treue,
die...
Carmina Burana
Dem Blitz, der Ausgeburt
Unheilschwangrer Wetterwolken,
Widerstehet nicht der Turm; …
Jene Hütte nur, versteckt
Auf so unbekanntem Boden,
Daß die Sonne kaum sie findet,
Widerstehet seinem Toben.
So ist immer vor Gewalttat
Das Niedrige geborgen;
So ist stets dem Staube näher,
Was das Haupt erhebt nach oben.
Pedro Calderón de la Barca
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fällt
Und schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!
Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,
Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –
Nur die Natur steht neugeboren auf;
Die Erde lebt, die Sonn' eilt ihren Lauf,
Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,
Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.
Gottgleicher Mensch, sieh diesen Glorienschein
Der Dinge an und juble: sie sind dein!
Lord George Gordon Noel Byron
Immerhin
Mein Herz, sei nicht beklommen,
Noch wird die Welt nicht alt.
Der Frühling ist wiedergekommen,
Frisch grünt der deutsche Wald.
Seit Ururvätertagen
Stehen die Eichen am See,
Die Nachtigallen schlagen,
Zur Tränke kommt das Reh.
Die Sonne geht auf und unter
Schon lange vieltausendmal,
Noch immer eilen so munter
Die Bächlein ins blühende Tal.
Hier lieg ich im weichen Moose
Unter dem rauschenden Baum,
Die Zeit, die wesenlose,
Verschwindet als wie ein Traum.
Von kühlen Schatten...
Wilhelm Busch
Das neue Leben
Eia! Wie so wach und froh,
Froh und wach sind meine Sinnen!
O vor welcher Sonne floh
Meines Lebens Nacht von hinnen?
Wie so holden Gruß entbot
Mir das neue Morgenroth!
Aus Aurorens goldnem Thor
Schweben Himmelsphantasieen.
Überall vernimmt mein Ohr
Neue Wonnemelodien.
Nie gefühlte Frühlingsluft
Weht mich an mit Balsamduft.
Bin ich dem Olymp so nah?
Kost' ich schon der Götter Mahle?
Speiset mich Ambrosia?
Tränket mich die Nektarschale?
Reicht die junge Hebe gar
Mir den Wein des...
Gottfried August Bürger
Sanfter Trost. Einer Freundin.
Geschieden ist die Sonne,
Kein Blümlein mehr mag blüh'n,
Und nur des Epheus Blätter
Schmückt noch ein sanftes Grün.
Und freudig uns're Seele
Darauf die Hoffnung baut,
Daß es nach ödem Winter
Den Frühling wieder schaut. –
So wird der bangen Seele
Die tiefer Schmerz erfüllt,
Im Lebensgrün der Hoffnung
Ein neuer Trost enthüllt.
Ein Frühling lacht ihr wieder,
Und Blumen pflückt die Hand,
Fällt manche Wehmuthsthräne
Auch auf des Kelches Rand.
Und wie der Epheu...
Luise Büchner