Sonne Zitate (Seite 26)
Vorfrühling
Wie die Knospe hütend,
Daß sie nicht Blume werde,
Liegt's so dumpf und brütend
Über der drängenden Erde.
Wolkenmassen ballten
Sich der Sonne entgegen,
Doch durch tausend Spalten
Dringt der befruchtende Segen.
Glühnde Düfte ringeln
In die Höhe sich munter.
Flüchtig grüßend, züngeln
Streifende Lichter herunter.
Daß nun, still erfrischend,
Eins zum andern sich finde,
Rühren, alles mischend,
Sich lebendige Winde.
Und so kann, so kann auch ich
Nicht begreifen und nicht...
Christian Friedrich Hebbel
Der Baum in der Wüste
Es steht ein Baum im Wüstensand,
Der einzige, der dort gedieh;
Die Sonne hat ihn fast verbrannt,
Der Regen tränkt den durst'gen nie.
In seiner falben Krone hängt
Gewürzig eine Frucht voll Saft,
Er hat sein Mark hinein gedrängt,
Sein Leben, seine höchste Kraft.
Die Stunde, wo sie, überschwer,
Zu Boden fallen muß, ist nah',
...
Christian Friedrich Hebbel
Winterlandschaft
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.
Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab.
Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des...
Christian Friedrich Hebbel
Was ist das für ein Frauenbild…
Was ist das für ein Frauenbild
In dürftigen Gewand?
Sie stützt ein Antlitz krank und mild,
In eine weiße Hand.
Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,
Lacht gellend auf und weint
Und ist dem Regentropfen gleich,
Drch den die Sonne scheint.
Ach, jetzt versteh' ich ihren Schmerz,
Und er betrübt mich sehr:
Einst liebt ich dich, du armes Herz,
Nun kannt' ich dich nicht mehr.
Doch wer erkennt ein Blumenbeet,
Das ihn im Lenz entzückt,
Wenn zwischen Herbst und Winter...
Christian Friedrich Hebbel
Der junge Schiffer
Dort bläht ein Schiff die Segel,
frisch saust hinein der Wind!
Der Anker wird gelichtet,
das Steuer flugs gerichtet,
nun fliegt's hinaus geschwind.
Ein kühner Wasservogel
kreist grüßend um den Mast,
die Sonne brennt herunter,
manch Fischlein, blank und munter,
umgaukelt keck den Gast.
War' gern hineingesprungen,
da draußen ist mein Reich!
Ich bin ja jung von Jahren,
da ist's mir nur ums Fahren.
Wohin? das gilt mir gleich!
Christian Friedrich Hebbel
Der letzte Baum
So wie die Sonne untergeht,
Gibt's einen letzten Baum,
Der, wie in Morgenflammen, steht
Am fernsten Himmelssaum.
Es ist ein Baum und weiter nichts
Doch denkt man in der Nacht
Des letzten wunderbaren Lichts,
So wird auch sein gedacht.
Auf gleiche Weise denk ich dein,
Nun mich die Jugend läßt,
Du hältst mir ihren letzten Schein
Für alle Zeiten fest.
Christian Friedrich Hebbel
Einmal schien die Welt
Dir so weit, so weit.
Einmal schien die Stunde
Dir wie Ewigkeit.
Einmal schien das Leben
Sonnig überreich.
Einmal deuchtest du
Dich Göttern gleich.
Aber einmal muß
Die Sonne trüber sein.
Einmal geht der Weg
Dir enger ein.
Einmal schreitest du
Nur sorglich Schritt für Schritt;
Einmal schreitet
Ein Begleiter mit.
Richtet deinen Blick
Dann unverwandt
auf ein blumiges
Gräbergartenland.
Einmal wirst du
Unter Erd' und Rosen liegen.
Einmal wird dein Sein
Wie Hauch verfliegen.
Carl Ferdinand Max Hauptmann
Wenn du dein Auge schließest,
wo ist das Licht dann, wo?
Erloschen ist der Sonne Glanz,
der Sterne Schimmer floh.
Die Welt ist Nacht und Öde,
der Mond nicht scheinen mag;
dein Aug' erst spricht dein Schöpfungswort,
gibt deiner Welt den Tag.
Wenn nicht in deinem Herzen,
wo ist das Glück dann, wo?
Was dir die Welt als Glück gewährt,
macht nie dich völlig froh.
Du führst das Glück selbst in die Welt
aus dir, aus dir allein.
Die Welt ist Nacht und Öde,
kannst du nicht glücklich sein.
Richard Hamel
Aegypten
Blau ist meines Himmels Bogen,
Ist von Regen nie umzogen,
Ist von Wolken nicht umspielt,
Nie vom Abendtau gekühlt.
Meine Bäche fließen träge,
Oft verschlungen auf dem Wege
Von der durst'gen Steppe Sand
Bei des langen Mittags Brand.
Meine Sonn', ein gierig Feuer,
Nie gedämpft durch Nebelschleier,
Dringt durch Mark mir und Gebein
In das tiefste Leben ein.
Schwer entschlummert sind die Kräfte,
Aufgezehrt die Lebenssäfte;
Eingelullt in Fiebertraum
Fühl' ich noch mein Dasein kaum.
Karoline von Günderode
Der Kuß im Traume
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg...
Karoline von Günderode
Wie eine Rose blühet
Wenn man die Sonne siehet,
Begrüßen diese Welt,
Die eh der Tag sich neiget,
Eh sich der Abend zeiget
Verwelkt und unversehens abfällt.
So wachsen wir auf Erden,
Und hoffen groß zu werden,
Und schmerz- und sorgenfrei,
Doch eh wir zugenommen,
Und recht zur Blüte gekommen,
Bricht uns des Todes Sturm entzwei.
Auf, Herz! Wach und bedenke,
Daß dieser Zeit Geschenke
Den Augenblick nur dein!
Was du zuvor genoßen,
Ist als ein Strom verschossen.
Was künftig – wessen wird...
Andreas Gryphius
In den Bergen
Felsen in den Lüften oben,
Freut euch, daß ihr hoch erhoben
Über dieser Erde steht!
Daß vom lärmenden Getöse
Dieser nicht'gen Weltengröße
Kaum ein Nachhall zu euch weht.
Ferne von des Tages Mühen
Ragt ihr auf in reinem Glühen,
Wenn schon Nacht das Thal verhüllt.
Noch ist uns das Licht verborgen,
Wenn der Sonne Glanz am Morgen
Eurer Rosen Kelch erfüllt.
Stumm von Ewigkeit gethürmte,
Schnee- und wieder föhnumstürmte
Reicht ihr in den Äther hin!
Eure Gipfel sind im Blauen,
Wenn zu...
Martin Greif
Novemberstimmung
Die Flur umher
es kalt durchweht,
wo nirgend mehr
ein Blümlein steht.
Im Wald zerstiebt
das welke Laub –
Die ich geliebt,
sind alle Staub.
Sich frühe neigt
der Sonne Lauf,
am Himmel steigt
der Mond herauf.
Es füllt sich sacht
das Sternenzelt.
Sie sind erwacht
in jener Welt.
Martin Greif