Sonne Zitate (Seite 22)
Wo bist du itzt?
Wo bist du itzt, mein unvergeßlich Mädchen?
Wo singst du itzt?
Wo lacht die Flur, wo triumphiert ein Städtchen,
Das dich besitzt?
Seit du entfernt, will keine Sonne scheinen,
Und es vereint,
Der Himmel sich, dir zärtlich nachzuweinen,
Mit deinem Freund.
All unsre Lust ist fort mit dir gegangen,
Still überall
Ist Stadt und Feld. Dir nach ist sie geflogen,
Die Nachtigall.
O komm zurück! Schon rufen Hirt und Herden
Dich bang herbei.
Komm bald zurück! Sonst wird es Winter...
Jakob Michael Reinhold Lenz
Friede auf Erden
Die Sonne weicht dem Licht der Sterne,
das zärtlich Stadt und Land erhellt.
Und hoffnungsvoll sind nah und ferne
die Menschen auf der ganzen Welt.
Ein Wunsch entsteigt dem Schein der Kerzen
die flackernd auf dem Christbaum glühn:
Es möge doch in alle Herzen
die Sehnsucht nach dem Frieden ziehn.
Wenn Toleranz im Weltgefüge
statt Haß auf Erden überwiegt,
erst dann wächst endlich diese Liebe,
in der der Born des Friedens liegt.
Poldi Lembcke
Frühling im Kreislauf der Natur
Die ersten Knospen zeigen an:
Der Winter ist vorüber.
So manche Blume wächst heran,
die Sonne pflegt sie wieder.
Es hat die schöne Jahreszeit,
das Grau und Weiß bezwungen.
Der Frühling hat zum bunten Kleid
den Pinsel fein geschwungen.
Die Menschen drängt es jetzt hinaus
den Frühling zu genießen.
Und Gänseblümchen blinzeln raus
aus frischen grünen Wiesen.
Es liegt ein Lachen in der Luft,
wo Kinder fröhlich spielen.
Die Nase atmet Blütenduft,
die Haut kann Wärme...
Poldi Lembcke
Nach Liebe dürstet mein Herz,
nach Liebe sehnt sich mein Mut,
nach Liebe seufzet mein Mund:
O Liebe, komm!
Die Sonne freuet mich nicht,
der Mond erquicket mich nicht,
die Sterne locken mich nicht:
Weil Liebe fehlt!
In Trauern lebe ich hin,
in Tränen schmachte ich hin,
in Trübsal sterbe ich hin:
Bis Liebe naht!
Julius Langbehn
Wintersonne
Noch ist der Morgen
mehr Gefangener der Nacht
als Bote des nahenden Tages.
Schweigen umhüllt die Landschaft
tief und ruhig im Grau.
Um die träumenden Bäume und ihr Gezweige,
die letzten Trotzschatten der Nacht -
ein seidener Schleier aus Lila…
Da erhebt die Sonne,
selbstverzaubert flimmerndes Orange,
Anfangs noch blutleer im Meer der Nebel,
sucht sie dennoch am Himmel
ihre Macht über den Tag -
und wärmt sich langsam
an den Bäumen empor.
Aus dem Reif der...
Elmar Kupke
Die Natur und der Mensch
Es senkt das ganze Blumenheer
Im Herbst sich in die Erde nieder,
Doch bei des Lenzes Wiederkehr
Erscheint viel herrlicher es wieder,
Es senket sich die Sonn' in's Meer,
Stets wecken sie der Lerche Lieder,
Doch keiner, sinken wir in's Grab,
Nimmt uns des Todes Ketten ab.
Elisabeth Kulmann
An die Hausmutter
Wenn du nur frisch und fröhlich bist,
gleich sind wir's alle auch,
und uns umweht's zu jeder Frist
wie milder Frühlingshauch.
Du bist die Sonn' in unserm Haus;
strahlst da nur wolkenfrei,
so blüht im wildsten Zeitgebraus
uns doch der schönste Mai.
Walt's Gott denn, daß es Tag für Tag
nur so durch dich uns mait,
dann sprechen wir, was kommen mag,
stets, stets von guter Zeit.
Friedrich Adolf Krummacher
Abend
Die Stunden trugen jede eine Last,
Solang' die Sonne wachte, in den Händen,
Als wollte nimmer sich der Kreis vollenden.
Nun aber war der letzte Glanz verblaßt.
Und endlich hob die Krone ab der Tag.
Auf samtnen Schuh'n mit Füßen silberbleichen,
So zog der Abend her aus fernen Reichen
Zur Erde, die noch jüngst in Purpur lag.
Und da der Frieden still ins Zimmer glitt
Und mir die Augen schloß, die heißen, wachen,
Da weckt' er mir ein goldnes Kinderlachen
Und kam mit meiner Jugend frohem...
Friede Henriette Kraze
Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.
Ich bleibe stumm;
und sage nicht, warum.
Und Stille gibt es, da die Erde krachte.
Kein Wort, das traf;
man spricht nur aus dem Schlaf.
Und träumt von einer Sonne, welche lachte.
Es geht vorbei;
nachher war's einerlei.
Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.
Karl Kraus
Neubeginn
Die gewaltige Sonne am Horizont
wächst unaufhaltsam
steigende Angst der Menschheit
Naturgewalten
Verzweiflungstaten
Propheten aus vergangenen Zeiten
werden gesehen
der Traum des Nebukadnezar
Daniel der Deuter
das gewaltige goldene Kalb
erlöschendes Leben am Kreuz
Bilder als Schattenspiele
wisperndes Geäst
ohrenbetäubende Stille
die Natur hält ihren Atem an
am Rande der Stadt
da steht eine Klinik
ein Krankenwagen fährt vor
3. Obergeschoß
die Wände gepolstert
Eisbrecher stehen im...
Franz Friedrich Kovacs
Am Fluß
Von Bords zu Bord seh' ich der Sonne Gluten
Des mittags goldig helle Netze spinnen.
Sacht treibt ein Boot. Ein Fischer sitzt darinnen
Und schaukelt Silber aus den grünen Fluten.
Fern grüßt ein Hüttlein still und weltverlassen.
Der schlanken Birken zarte Schleier decken
Das steile Dach, und an den hohen Hecken
Die Rosen – müd' von Glanz und Licht – verblassen.
Ob dunkeln Spiegeln nicken Schilf und Röhricht,
Verschlafen glucksend weiße Blasen schäumen.
Es ist so recht zu sinnen und zu...
Cornelia Kopp
Die Rose
Was sehnst du nach der Sonne dich,
Du Rose, jung und schön,
Und strebst empor und mühest dich
Hinauf nach ihren Höh'n?
Sie zieht dich an mit falschem Blick,
Wärmt dir die Wangen rot,
Und willst du dich darüber freu'n,
so wärmt sie dich zu Tod.
Was sehnst du nach der Liebe dich,
Du Herz mit frischem Fleh'n.
Gieb acht, es kann der Rose gleich
Dir Leid dabei gescheh'n.
Franz Ritter von Kobell
Der stille Garten
Wie gefangen liegt die Sonne
Hier in meinem kleinen Garten,
Wo zu immer neuer Wonne
Tausend Wunder auf mich warten.
Fühle von der Welt da draußen
Nichts mehr hinter seiner Türe,
Lass die Stürme all' verbrausen;
Keiner, der ans Herz mir rühre.
Nur den Mond noch und die Sterne
Laß ich in den Garten sehen,
Und so darf ich in die Ferne
Lauter goldne Wege gehen.
Karl Ernst Knodt