So Ist Leben Zitate (Seite 34)
O du lebst! Das arme Zimmer
Ist von deinem Schritt erfüllt.
Leicht und lächelnd, lächelnd immer,
Bleibt, dem Raum vertraut, dein Bild.
Samt und Feuer deiner Worte
Schwingen noch, verhallen nicht.
Gold der Töne! Alle Orte
Unserer Stunden sind Gedicht.
Kehre wieder! Ach mein Leben
Mit dem deinen ist verkettet.
Grenzenlos verströmt Vergeben.
So vereint sind wir gerettet.
Trunken sind die Himmel, fühle!
Stern entbrennt! Dich rauscht der Hag!
Niemals treibe uns einst Kühle
In den schattenlosen Tag.
Georg Joachim Zollikofer
Mondlicht
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in...
Theodor Storm
Das Fest ist jetzt zu Ende.
Unsere Spieler, wie ich euch sagte, waren Geister
Und sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.
Wie dieses Scheines lockrer Bau
So werden die wolkenhohen Türme, die Paläste,
Die hehren Tempel, selbst der große Ball.
Ja, was nur Teil hat, untergehn,
Und, wie dieses leere Schaugepräng erblaßt,
Spurlos verschwinden.
Wir sind solcher Stoff wie der zum Träumen,
Unser kleines Leben umfaßt ein Schlaf,-
Ich bin gereizt, Herr
Habt Geduld mit mir. Mein alter Kopf...
William Shakespeare
Glück ist ein vieldeutig Wort,
So ich's recht versteh'–
Dieser sucht's im sichern Port,
Der auf hoher See.
Vielen heißt es: Ruhm und Ehr',
Ein'gen: Lieb' und Treu,
Blinder Thoren zahllos Heer
Jagd nach goldner Spreu.
Doch der hat es voll und ganz,
Dessen Leben nie
Trübet eine Dissonanz,
Glück ist — Harmonie.
Clotilde von Schwartzkoppen
Von unserer Liebe
Die Liebe, die in uns ist, ist so tief,
Daß alle Stunden ganz von ihr umsponnen,
Als hätte unser Leben erst begonnen
An jenem Tag, da sie uns beide rief.
Sie wird gleichwie ein warmer, heller Schein
Mit uns auf allen Wegen gehen,
Und wenn wir einst im welken Herbste stehen,
Wird sie verblüht, doch niemals häßlich sein.
Und wie wir denken, wenn ihr weißes Haar
Anmutig schöne, greise Frauen tragen,
Wird man von unserer alten Liebe sagen:
"Man sieht noch jetzt, wie schön sie...
Friedl Schreyvogel
Ein Kuß ist ohnegleichen
Der Liebe wahrstes Zeichen
Und zartester Genuß,
Ist Anfang, Mitt' und Ende,
Der Liebe Frühlingswende,
Der Bienen Veilchengruß.
Wer küßt, verheißt sein Leben
Dir auch so hinzugeben
Und Liebesüberfluß;
Ein Kuß vergilt die Leiden,
Und für die reinsten Freuden
Dankt man mit einem Kuß.
Leopold Schefer
Der Säulenheilige
Ich kenne einen Menschen, der als Anachoret,
Wie einst die heil'gen Büßer, auf hoher Säule steht.
Im Sommer brennt hernieden versengend heißer Strahl,
Im Winter muß er dulden des Frostes starre Qual.
Der Glieder freies Regen, es ist ihm, ach, verwehrt;
Von ferne muß er schauen, was tief sein Herz begehrt.
Stumm geht die Welt vorüber und reicht ihm kühl hinan,
Was seine Pein verlängern, doch sie nicht lindern kann.
So steht er viele Jahre – gern stürzt' er sich hinab,
Doch...
Ferdinand von Saar
Weil meine beiden Beine
Erfolglos müde sind,
Und weil ich gerade einsam bin,
Wie ein hausierendes Streichholzkind,
Setz ich mich in die Anlagen hin
Und weine.
Nun hab ich lange geweint.
Es wird schon Nacht; und mir scheint,
Der liebe Gott sei beschäftigt.
Und das Leben ist – alles, was es nur gibt:
Wahn, Krautsalat, Kampf oder Seife.
Ich erhebe mich leidlich gekräftigt.
Ich weiß eine Zeitungsfrau, die mich liebt.
Und ich pfeife.
Ein querendes Auto tutet.
Nicht Gold noch Stein waren echt
An...
Joachim Ringelnatz
Mensch, stell dir vor …
Mensch,
stell dir vor, du wärst die Erde,
und man verpestet dir die Luft,
deine Haut ist voller Herde,
aus denen es gefährlich pufft.
Mensch,
stell dir vor, dein ganzer Körper,
ist besät mit Parasiten,
sie fordern immer, immer mehr,
sind wie Räuber und Banditen.
Mensch,
stell dir vor, in deinen Venen
fließt Chemie aus zig Fabriken,
und vom Fuß bis zu den Zähnen
wird gekämpft um Republiken.
Mensch,
stell dir vor, es geht so weiter,
und du wirst gnadenlos verseucht,
es...
Horst Rehmann
Insel des Glücks
Die Insel des Glücks ist nicht weit,
du musst sie auch nicht suchen,
das Glück und die Glückseligkeit,
kannst du zuhause buchen.
Dein Daheim ist Wolke sieben,
kannst täglich auf ihr schweben,
Menschen, die dich innig lieben,
versüßen dir das Leben.
Halt fest an diesem Domizil,
genieße jeden Augenblick,
denn diese Insel schenkt so viel –
Freude, Herzlichkeit und Glück.
Horst Rehmann
Eisig kalter Februar
Der Februar ist eisig kalt,
hat ein bizarres Bild geprägt,
von weißem Land und Winterwald,
in dem sich kaum noch Leben regt.
Die Eiszapfen hängen vom Dach,
sind mehr als einen Meter lang,
und auch der sonst so laute Bach,
ist mäuschenstill und blitzeblank.
Es glänzt und glitzert überall,
Gevatter Frost marschiert durchs Land,
zeigt wie ein großer Feldmarschall,
das er sie hat – die Oberhand.
Horst Rehmann
In einem Boot
Das Leben ist ein großes Meer,
wir rudern drauf in einem Boot,
und kommt ein Sturmtief mal daher,
geraten wir in höchste Not.
Dann gilt das Wort Zusammenhalt,
für die Schwarzen, Gelben, Weißen,
es gilt sowohl für Jung und Alt,
für die Armen und die Reichen.
Wenn jeder nur sein Bestes gibt,
ist dies Ruderboot zu retten,
wenn jeder seinen Nächsten liebt,
schwinden Kriege, Not und Ketten.
So beenden wir die Qualen,
vergessen Neid, Hass und Feinde,
Konkurrenz und auch...
Horst Rehmann
Der Mensch von heute
(zum Glück nicht alle)
Offene Ohren, weiches Herz,
selten wie im Wald die Trüffel,
häufiger sind Leid und Schmerz
und Gebrülle wie bei Büffel.
Kein Mensch hört einem Andern zu,
geht lieber stur den eig'nen Weg,
auch Mitleid ist schon längst tabu,
gehört nicht mehr zum Privileg.
Eiskalte Schulter, Herz aus Stein,
so geht der Mensch durch's Leben,
Gefühle zeigt er nur zum Schein,
will nur nehmen, doch nicht geben.
Erst wenn er liegt im Sterbebett,
erntet er das, was er...
Horst Rehmann
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.
Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.
Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Nun ist mit seinem lauten Treiben
Der heiße Tag zur Ruh gebracht,
Und nur die kühlen Brunnen bleiben
Einsam geschäftig über Nacht.
Und wie sich tiefgeheime Kunde
Im Mondendämmer offenbart,
So steigt aus meines Herzens Grunde
Die Sehnsucht, die mein Leben ward.
Es schläft, was mich am Tag umdüstert,
Was mich verwirrt, bedrängt, gequält :
Mir ist, als ob dein Mund mir flüstert,
Dein Hauch dem meinen sich vermählt.
Franz Kugler