Sieg Zitate (Seite 4)
Auf irren Pfaden ohne Ende
Schritt ich dahin in banger Qual,
Mich führten deine lieben Hände.
Ich sah am Horizont, daß fahl
Ein schwacher Schein der Hoffnung glimme,
Dein Auge war der Morgenstrahl.
Ermut'gend durch die Nacht, die schlimme,
Kam nur der eig'nen Schritte Klang:
Geh weiter! sagte deine Stimme.
Mein Herz, so düster und so bang,
Es weinte still in bitt'rem Leide,
Die Liebe, die den Sieg errang
Hat uns geeint in sel'ger Freude!
(Übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth)</em>
Paul Verlaine
All unser Schaffen ist ein ew'ges Ringen,
Und nicht das Kleinste können wir gestalten,
Wenn wir zuvor der feindlichen Gewalten,
Die drohend uns umgeben, nicht bezwingen.
Das Wasser droht uns heulend zu verschlingen;
Der Felsen trotzt, durch eigne Kraft gehalten,
Die Flamme zuckt hervor aus dunklen Spalten,
Und sausend schlägt der Sturm die Riesenschwingen.
Und wurden wir der Elemente Meister,
Dann tritt der Mensch dem Menschen stolz entgegen,
Und in dem Kampfe messen sich die Geister.
Und...
Johannes Sturm
Letzte Wonne
Du kennst die letzte Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben !
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit...
Karl Stieler
Natur und Krieg
Hier, wo Gottes Sonne scheint,
Welch ein emsig Weben!
Eine tiefe Leitung eint
Jedes Widerstreben.
Und dem Krieg erklärt den Krieg
Alles was empfindet,
Treu dem Geiste, der den Sieg
Jedem Krieg entwindet.
Herrsche bald in Haus und Feld,
Freundliches Jahrhundert,
Wo sein Roß der Waffenheld
Schwenket unbewundert;
Wo zu mildgeführtem Streit
Tönt des Krieges Plage,
Wie aus der Vergangenheit
Eine grause Sage!
Johann Fercher von Steinwand
Zuletzt
Weh' dem, der da sein eignes Tun zu richten
Begonnen hat! Dann zählt er zu den Kranken
Und schaudernd fühlt er keimen den Gedanken:
Sich selbst erkennen, heißt sich selbst vernichten.
Denn auf sein Wesen muß er stumm verzichten,
Und wie die liebsten Hoffnungen ihm sanken,
Lebt er dahin in haltlos ödem Schwanken
Und wünscht den Tod herbei, die Qual zu schlichten.
Darum frohlockt nicht so beim Weiterschreiten!
Das Dasein ist ein großes Sichbesinnen –
Und ein Erkennen jeder Sieg im...
Ferdinand von Saar
Liebe auch läßt sich den Wellen vergleichen,
Sehnsucht wälzt ihre Wogen zum Ziele,
flüchtendes Nahen, nahendes Weichen,
heiligster Ernst und doch schönstes der Spiele.
Dieses Erkämpfen mit Raunen und Rosen
schon mit der Venus den Wellen entstiegs,
süß vom verstohlenen Augenkosen
bis zu dem Kusse, dem Siegel des Siegs.
Joachim Ringelnatz
Der Name ist uns wie ein Licht
hart an die Stirn gestellt.
Da senkte sich mein Angesicht
vor diesem zeitigen Gericht
und sah (von dem es seither spricht)
dich, großes dunkelndes Gewicht
an mir und an der Welt.
Du bogst mich langsam aus der Zeit,
in die ich schwankend stieg;
ich neigte mich nach leisem Streit:
jetzt dauert deine Dunkelheit
um deinen sanften Sieg.
Jetzt hast du mich und weißt nicht wen,
denn deine breiten Sinne sehn
mir, daß ich dunkel ward.
Du hältst mich seltsam...
Rainer Maria Rilke
Geister
Siehst Geister du in später Nacht,
eingehüllt in weißen Laken,
hörst wie es in den Mauern kracht,
und die alten Hölzer knacken.
Wenn dich dann große Angst befällt,
der Schweiß dir auf der Stirne steht,
das Pendel an der Standuhr hält,
die Haustür ganz von selbst auf geht.
Dann wird es Zeit, dass du dich drehst,
der Wahrheit in die Augen blickst,
die Tatsachen der Welt verstehst,
Geister nun zum Teufel schickst.
Denn Geister haben ausgedient,
die Konkurrenz erringt den Sieg,
mit...
Horst Rehmann
Herrn Obertribunalrat von Walther
(Mit einer Dose, auf deren Deckel
sich ein Rosenzweig befindet.)
Eine Rose
Auf der Dose –
Welch ein Abgeschmack!
Soll sie wohl den Schnupftabak
Oder er die Rose höhnen?
– Schiller selig – welcher zwar
Selbst ein starker Schnupfer war –
Und Schiller sagte: "Krieg
Führt der Witz auf ewig mit dem Schönen."
Hannes, Hannes! Wem gibst du den Sieg?
Eduard Mörike
Der Genesene an die Hoffnung
Tödlich graute mir der Morgen:
Doch schon lag mein Haupt, wie süß!
Hoffnung, dir im Schoß verborgen,
Bis der Sieg gewonnen hieß,
Opfer bracht' ich allen Göttern,
Doch vergessen warest du;
Seitwärts von den ew'gen Rettern
Sahest du dem Feste zu.
O, vergib, du Vielgetreue!
Tritt aus deinem Dämmerlicht,
Daß ich dir in's ewig neue,
Mondenhelle Angesicht
Einmal schaue, recht von Herzen,
Wie ein Kind und sonder Harm;
Ach, nur einmal ohne Schmerzen
Schließe mich in...
Eduard Mörike
Allerseelen
Wie groß die Herbstnacht niederblickt,
Aus sternlos shwarzem Himmelsrahmen,
Ein Trauervorhang, eingestickt
Mit Heimgegangner Bild und Namen.
Mit Namen, die noch immerfort
Uns lieb sind aus vergangnen Tagen:
Wir möchten, ach, so manches Wort
Den teuren Hingeschiednen sagen.
Und allen, deren geistig Licht
Noch in viel hundert dunklen Nächten
Uns leuchten wird und Sieg verspricht
Im Kampfe mit den finstren Mächten.
Hermann Ritter von Lingg
Befreiung
Noch einmal reckt die Schuld ihr drohend Haupt
Und greift nach mir mit gierigen Rächerhänden,
Genug! du hast den Frieden mir geraubt,
Doch meinen Sieg sollst du mir nicht entwenden.
Ich hab gekostet vom Erkenntnisbaum,
Ich habe nackt vor meinem Gott gestanden;
Es sank die Lüge wie ein schwerer Traum,
Die Seele riß sich los aus ihren Banden.
Genug! mich treffen deine Blicke nicht,
Geheilt, vernarbt sind alle alten Wunden
Ich stehe in der Wahrheit reinem Licht,
Ich habe mich und...
Thekla Lingen