Sich Selbst Zitate (Seite 7)
Das, was der Mensch an sich bemerkt und fühlt, scheint mir der geringste Teil seines Daseins. Es fällt ihm mehr auf, was ihm fehlt, als das, was er besitzt. Er bemerkt mehr, was ihn ängstigt, als das, was ihn ergötzt und seine Seele erweitert; denn in allen angenehmen und guten Zuständen verliert die Seele das Bewußtsein ihrer selbst wie der Körper auch und wird nur durch unangenehme Empfindungen wieder an sich erinnert. Und so wird meistenteils, wer über sich selbst und seinen vergangenen...
Johann Wolfgang von Goethe
Sobald sich der Mensch von der Gesellschaft absondert, sich ganz in sich selbst zurückzieht, reißt ihm der Verstand die Brille von den Augen, die ihm alles in verzerrter Gestalt zeigte, sieht er die Dinge mit klarem Blick und begreift selbst nicht mehr, warum er dies alles nicht schon früher erkannt hat.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Das Weib will genommen, angenommen werden als Besitz, will aufgehn in den Begriff "Besitz", "besessen"; folglich will es einen, der nimmt, der sich nicht selbst gibt und weggibt, der umgekehrt vielmehr gerade reicher an "sich" gemacht werden soll - durch den Zuwachs an Kraft, Glück, Glaube, als welchen ihm das Weib sich selbst gibt.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Betrachte den Fühler dieses feingliedrigen Käfers! Was ist der Mensch anderes als solch ein Fühler, von unbekannter Urkraft ausgestreckt, tastend sich über die Dinge zu unterrichten suchend, zuletzt forschend zurückgekrümmt auf sich selbst? Der Mensch, ein Taster Gottes nach sich selbst.
Christian Morgenstern
So lange ein Mensch mit sich selbst und seinen eigenen Mitteln zufrieden ist, ist alles in Ordnung. Wenn er eine Rolle auf der Bühne übernimmt, um die Welt zu überreden, mehr von ihm zu halten als von sich selbst, begibt er sich auf einen Weg, auf dem er nichts als Dornen, Verdruß und Enttäuschungen finden wird.
William Hazlitt
Nie setze man die Achtung gegen sich selbst aus den Augen und mache sich nicht mit sich selbst gemein. Unsere eigene Makellosigkeit muß die Richtschnur für unseren untadelhaften Wandel sein, und die Strenge unseres eigenen Urteils muß mehr über uns vermögen als alle äußeren Vorschriften.
Balthasar Gracián y Morales
Selbstzucht
Mensch, Du sollst Dich selbst erziehen.
Und das wird Dir mancher deuten:
Mensch, Du mußt Dir selbst entfliehen.
Hüte Dich vor diesen Leuten!
Rechne ab mit den Gewalten
In Dir, um Dich. Sie ergeben
Zweierlei: wirst Du das Leben,
Wird das Leben Dich gestalten?
Mancher hat sich selbst erzogen;
Hat er auch sein Selbst gezüchtet?
Noch hat keiner Gott erflogen,
Der vor Gottes Teufeln flüchtet.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Weil ich nichts anders kann als nur dich lieben,
will ich dich lieben denn so viel ich kann.
Zu hassen dich hatt' ich mir vorgeschrieben,
mit Hasse sah das Herz die Vorschrift an.
Dich zu vergessen hatt' ich mich getrieben;
vergessen war es eh ich mich besann.
Da so der Haß ward von sich selbst zerrieben,
so das Vergessen in sich selbst zerrann;
so laß mich lieben denn, so viel ich kann, dich lieben,
weil ich nichts anders als dich lieben kann.
Friedrich Rückert
Inselstille
Karges Land in müden Farben
Ocker, grau und weißer Stein
Sanfte Heilung alter Narben
Seele kann sich selbst befreien.
Ocker, grau und weißer Stein
Sonnenwarm und windgeschliffen
Seele kann sich selbst befreien
Meerumtost mit scharfen Riffen.
Sonnenwarm und windgeschliffen
Inselstille, Zeit gegeben
Meerumtost mit scharfen Riffen
Hoffnung kehrt zurück ins Leben.
Inselstille, Zeit gegeben
Karges Land in müden Farben
Hoffnung kehrt zurück ins Leben
Sanfte Heilung alter Narben.
Isabella Kramer
Kraft und Kraft
Wüßte sich die Kraft zur Kraft zu stellen:
Hei, wie würden sie den Weg sich hellen,
Und wie herrlich wär' das Weltgebäude!
Aber meist nur traurigste Gesellen
Haben an einander volle Freude.
Wer was kann, der will allein sich zeigen:
All die andern sollen ihm sich neigen
Und ihm opfern als dem einen Gotte,
Oder wenigstens ersterbend schweigen –
Hol' der Henker diese Götzenrotte!
Kraft, die ganz und wahr sich selbst empfunden,
Weiß sich Ebenbürtigen verbunden,
Die auf andre Art...
Hanns Freiherr von Gumppenberg