Sich Selbst Zitate (Seite 15)
Licht und Wärme
Der bessre Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen,
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.
Doch alles ist so klein so eng,
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
Sich selbst nur zu bewahren,
Das Herz in kalter stolzer Ruh
Schliesst endlich sich der Liebe zu.
Sie geben, ach! nicht immer Glut
Der Wahrheit helle Strahlen,
Wohl denen, die des...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Ich sitze hier am Schreibetisch
Und schreibe ein Gedichte,
Indem ich in die Tinte wisch
Und mein Gebet verrichte.
So giebt sich spiegelnd Vers an Vers
In ölgemuter Glätte.
Nur selten fragt man sich: Wie wärs,
Wenn es mehr Seele hätte?
Die Seele tut mir gar nicht weh,
Sie ist ganz unbeteiligt.
Nackt liegt sie auf dem Kanapee
Und durch sich selbst geheiligt.
...
Klabund
Toskanischer Frühling
Das Erste sei, daß man der Welt sich freue,
sich vor den Andern froh empfinden lerne
in stiller Nähe wie in bunter Ferne
das Alte frisch genieße wie das Neue.
Doch schaff dir auch ein Herz voll stolzer Treue,
eins in sich selbst und seinem tiefsten Kerne!
Der Freie traut durch Wolken seinem Sterne
Das Brandmal aller Sklaven ist die Reue.
Otto Erich Hartleben
Gingko Biloba
Dieses Baumes Blatt der vom Osten
Meinem Garten anvertraut
Gibt geheimen Sinn zu kosten
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei die sich erlesen
Daß man sie als eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Daß ich eins und doppelt bin?
Johann Wolfgang von Goethe
Wer sind jene, die behaupten, die Welt sei alt geworden? Ich glaube es ihnen wohl. Ehrgeiz, Ruhmsucht, Liebe, alle Leidenschaften sind nicht mehr so stürmisch wie in früheren Tagen, nicht mehr so laut und verwirrend. Aber nicht, weil vielleicht ihre Kraft abgenommem hat, nein, weil man sie ableugnet, weil man sie auf Schritt und Tritt bekämpft, weil man uns beigebracht hat, sich ihrer zu schämen.
Und so gleicht heute die Welt einem Greis, der alle Lust der Jugend in sich trägt, sie aber vor...
Luc de Clapiers Vauvenargues