Sei Selbst Zitate (Seite 3)
Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber? Bist du dir etwa selbst ein Fremder? Bist du nicht jedem fremd, wenn du dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wie kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich...
Bernhard von Clairvaux
Hat reich beschenkt dich dein Los,
Halt offen dem Guten dein Herz!
Sei einfach, gütig, bedacht!
Erschuf dich die Allmacht zu groß,
Mach kleiner dich selber zum Dank.
Und wisse, daß Gott sich dem
Erhebt, der selbst sich beugt.
Sei Diener dem, der dir dient!
Erkennst du je seinen Wert?
Denk, daß ihm Rechte verliehen,
Wie dir gegeben die Pflicht.
Geringe und Schwächlinge schone,
Sei ihnen ein Mensch,
Wie du ihn wünschest dir selbst.
Victor Marie Hugo
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes
(Anfang August 1870)
Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,
Sei gegen Grau'n und Furcht gefeit, –
In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –
Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –
Sei still und stark im Schlachtgedröhn
Und stirbst du so, so stirbst du schön.
Felix Dahn
Jede Sittenlehre predigt ihnen, die Pflicht der Frau sei, für andere zu leben, sich selbst vollständig aufzugeben und keine andere Existenz als in und durch die Liebe zu haben, und die hergebrachte Sentimentalität behauptet, daß dies der Zustand sei, welcher der eigentlichen Natur der Frau gemäß sei.
John Stuart Mill
Freiheit
Die Freiheit läßt sich nicht gewinnen,
sie wird von außen nicht erstrebt,
wenn nicht zuerst sie selbst tief innen,
im eignen Busen dich belebt.
Willst du den Kampf, den großen, wagen,
so setz zuerst dich selber ein:
Wer fremde Fesseln will zerschlagen,
darf nicht sein eigner Sklave sein.
Nur reinen Herzen, reinen Händen,
gebührt der Dienst im Heiligtum;
der Freiheit Werk rein zu vollenden,
dies, deutsches Volk, dies sei dein Ruhm.
Die Lüge winkt, die Schmeichler locken,
mit seiner...
Robert Eduard Prutz
Wenn ein Leid dich schwer bedrängt,
Tritt entgegen ihm mit Waffen;
Wenn es dir den Raum beengt,
Suche selbst dir Raum zu schaffen!
Zeige dich zu jeder Zeit
Stärker als dein Herzensjammer,
Sei nicht Amboß deinem Leid,
Nein, sei deines Leidens Hammer.
Wenn die Qual nicht heut' von dir
Überwunden und gebannt ist,
Wisse, daß du dann von ihr
Morgen dreifach übermannt bist.
Hermann Marggraff
Die Erfindung
Als ich zum ersten Male diesen Narren
Mein neues Totenwäglein vorgeführt,
War alle Welt im Leichenhaus gerührt
Von ihren Selbstportraits und anderen Schmarren.
Sie sagten mir: nun wohl, das sei ein Karren,
Jedoch die Räder seien nicht geschmiert,
Auch sei es innen nicht genug verziert
Und schließlich wollten sie mich selbst verscharren.
Sie haben von der Sache nichts begriffen,
Als daß es wurmig zugeht im Geliege
Und wenn ich mich vor Lachen jetzt noch biege,
So ist es, weil sie...
Hugo Ball
Daß man andere über seine Privatangelegenheiten, sei es durch Worte, sei es durch Gebärden, belügt, muß erlaubt sein. Es gibt nur eine Lüge, die unbedingt unsittlich ist, weil sie den Charakter verdirbt: Die Lüge gegen sich selbst. Sonst hat niemand uns gegenüber ein bedingungsloses Recht auf Wahrheit.
Oscar A. H. Schmitz
Jesus selbst hat nur in geheimnisvollen Worten von der erlösenden Bedeutung seines Todes gesprochen. So sprach er einst zu den Jüngern, sein Tod sei eine Sühne für viele; so sprach er in der letzten Nacht beim Abendmahl, sein Blut sei vergossen zur Vergebung der Sünden für viele. Aber über das Warum und über das Wie schwieg er. Es sollte ein anbetungswürdiges Geheimnis bleiben.
Albert Schweitzer
Wenn es also wahr ist, lieber Emile, daß du der Liebhaber deiner Frau sein willst, daß sie stets deine Geliebte und Herrin ihrer selbst sein soll, so sei ein glücklicher, aber ehrerbietiger Liebhaber; erhalte alles von der Liebe, ohne etwas von der Pflicht zu fordern, und die gerinste Gunst sei niemals ein Recht für dich, sondern eine Gnade.
Jean-Jacques Rousseau