Sehnsucht Zitate (Seite 9)
Der Jugend Lenz entblüht den schönen Trieben,
Es heißet ihr Gebot: du sollest lieben!
Der Lenz entflieht, im Herzen steht's geschrieben,
Du hast geliebt; nie sollst du wieder lieben!
Wem die Erinn'rung frühern Glücks geblieben,
Der sehnet sich nach einem zweiten Lieben:
Er wählt, von Sehnsucht und von Wahn getrieben,
Und sieht: ein eitles Hoffen war's, – kein Lieben!
Das Leben welkt; er blicket bang nach drüben:
Und jenseits winkt verklärt sein erstes Lieben.
Weingarten
Ach hätte die Rose Flügel
Ach hätte die Rose Flügel,
sie flöge hinüber zu dir,
und brächte dir tausend Grüße,
und du wüßtest sie kämen von mir.
O könnte die Rose singen,
ich sendete sie an dich
und sie sänge dir dieses Liedchen,
und du dächtest dabei an mich.
Sie kann nicht fliegen, nicht singen!
Ich bin die Sehnsucht so müd,
drum fliege ich selber und bringe
dir Gruß und Rose und Lied.
Rhingulf Eduard Wegener
Nun such ich immer den einen Klang
und find ihn doch nimmer mein Lebenlang.
Ich lausche, ob nicht ein Tönen erwacht,
das meine Lieder unsterblich macht –
ob heimlich nicht schon die Schwingen regt
ein Lied, das alle Herzen bewegt,
das fromm und rein in der Seele erblüht
und dennoch Funken und Flammen sprüht –
ein Lied, das den Schmerz zur Ruhe singt
und doch wie ein Schrei der Sehnsucht klingt!
Nun such ich und such ich mein Lebenlang
immer und ewig den einen Klang …
Leon Vandersee
Du bist mir gut, doch du liebst mich nicht,
so kühl und so ruhig bleibt dein Gesicht,
ganz unbewegt -
wenn heiß dich mein brennender Mund geküßt,
ob dann wohl das Herz - ach wie gern ichs wüßt -
dir wilder schlägt?
Wir ließen die Rosen am Strauch verglühn,
nun ist die Zeit, da die Herbstastern blühn -
du siehst sie kaum -
zur schimmernden Ferne schweift still dein Blick,
erfaßt dich Sehnsucht? Ahnst du das Glück?
Lockt dich ein Traum? ...
Leon Vandersee
Komm, o Schmerz, der Ruhe zu entgehen –
ist mein Wunsch!
Gram zu finden, Freuden nicht mehr sehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Liebe, mach mich ganz verworfen –
vor der Welt!
Guter Rat, der Schmerzenlosen Flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Sehnsucht, bring die Hand des Wunsches
mir zum Saum:
Ohne Kraft, mein Hemd zerreißend, flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Glück, und richte, mich zu töten, nun ein Fest:
Seinem Blick als Opfer zu vergehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Tod, sei gnädig;
denn ich...
Muhammad Urfi
Um Mitternacht
Ein andrer hat das Weib errungen,
Um das ich sang mit süßem Schall;
Er ist der Held, der dich bezwungen,
Doch ich bin deine Nachtigall!
Und wenn ihr beide längst gefunden
Den Schlummer, der mein Auge flieht,
Singt immer noch in nächt'gen Stunden
Die Nachtigall ihr altes Lied.
Zühküt, zühküt – die süßen Grüße
aus der vergangnen Liebeszeit;
Und ihre Sehnsucht, o die süße,
Ist reicher – als ihr beide seid!
Karl Stieler
Lebens-Banner
Wohl drängen nach den schönem Räumen
Die Menschen all in edlem Streit,
Indem ihr Streben, Tun und Träumen
Sich glühend um ein Banner reiht.
Zwar lassen diese Pilgerschwärme
Das Banner fallen oft im Lauf
Und raffen mit vertauschter Wärme
Ein neues zeitentsprechend auf.
Erkennst du gleich, daß jede Fahne
Ein Bild erhabnen Wähnens sei,
Geselle dich dem schönen Wahne
Als liebevoller Denker bei.
Er wird zum Genius sich klären,
Der sich zu dir mit Liebe senkt
Und deine...
Johann Fercher von Steinwand
Fülle des Lebens
Dein Stern erglänzt in Auferstehungsfrühen,
Dein Schicksal treibt, als Opfer sich zu spenden,
Durstige Flamme, kühn, sich zu verschwenden,
Wie Laubgerinnsel, die im Herbstwald sich verglühen.
In Fernen sind die Hölzer schon geschichtet,
Den Leib zu neuer Weihe zu empfangen –
Und schwellend ist, um das die Wimpel deiner Träume hangen,
Das Brautbett deiner letzten Sehnsucht aufgerichtet.
Ernst Maria Richard Stadler
Gang im Schnee
Nun rieseln weiße Flocken unsre Schritte ein.
Der Weidenstrich läßt fröstelnd letzte Farben sinken,
Das Dunkel steigt vom Fluß, um den versprengte Lichter blinken,
Mit Schnee und bleicher Stille weht die Nacht herein.
Nun ist in samtnen Teppichen das Land verhüllt,
Und unsre Worte tasten auf und schwanken nieder
Wie junge Vögel mit verängstetem Gefieder –
Die Ebene ist grenzenlos mit Dämmerung gefüllt.
Um graue Wolkenbündel blüht ein schwacher Schein,
Er leuchtet unserm Pfad in...
Ernst Maria Richard Stadler
Betörung
Nun bist du, Seele, wieder deinem Traum
Und deiner Sehnsucht selig hingegeben.
In holdem Feuer glühend fühlst du kaum,
Daß Schatten alle Bilder sind, die um dich leben.
Denn nächtelang war deine Kammer leer.
Nun grüßen dich, wie über Nacht die Zeichen
Des jungen Frühlings durch die Fenster her,
Die neuen Schauer, die durch deine Seele streichen.
Und weißt doch: niemals wird Erfüllung sein
Den Schwachen, die ihr Blut dem Traum verpfänden,
Und höhnend schlägt das Schicksal Krug und...
Ernst Maria Richard Stadler
Dichterlos
Wer einmal nur in Versen sprach,
Dem folgt das Unglück ewig nach,
Denn was er auch in Zukunft spricht,
Der Welt dünkt alles ein Gedicht.
Wenn warm sein Herz für Tugend glüht,
Ein göttlich Feuer aus ihm sprüht,
Singt er von Gott, von Recht und Pflicht,
Der Welt dünkt alles ein Gedicht.
Und gibt sein liebeheißer Mund
Die seligsten Gefühle kund,
Ich liebe Dich! – Man glaubt ihm nicht,
Hält seine Liebe für Gedicht.
Und foltert ihn der Sehnsucht Pein,
So klagt und weint er ganz...
Berthold Sengschmitt